Ausschluss des Moskauer Patriarchats aus dem ÖRK?
Patriarch Kyrill von Moskau falle im ökumenischen Gremium demnach durch seine kontinuierlichen Erklärungen zur Unterstützung des militärischen Angriffs in der Ukraine und zugunsten des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf. Es seien Erklärungen, die „einen echten Schock in der ökumenischen Welt“ verursacht hätten, so sehr, dass einige dazu gedrängt hätten, den Ökumenischen Rat der Kirchen zu bitten, das Patriarchat von Moskau „auszuschließen“. „Die Entscheidung über den Ausschluss einer Mitgliedskirche aus dem ÖRK obliegt nicht dem Generalsekretär, sondern unserem Leitungsgremium, dem Zentralausschuss“, erklärt Sauca, der Priester der rumänischen Orthodoxen Kirche ist.
Ausschuss tagt im Juni
Der Zentralausschuss wird vom 15. bis 18. Juni zusammentreten, auch um die XI. Vollversammlung des ÖRK vorzubereiten, die vom 31. August bis 8. September 2022 in Karlsruhe stattfinden wird. Sauca fügt hinzu: „Diese Entscheidung trifft der ÖRK-Zentralausschuss erst nach einer ernsthaften Anhörung, Besuche und Dialoge mit den betroffenen Kirchen.“
In der Vergangenheit gab es bereits einige ähnliche Fälle. „Der bekannteste – erinnert sich der Generalsekretär – ist der Fall der niederländischen reformierten Kirche in Südafrika, die die Apartheid sogar theologisch unterstützt hatte. Dies hat zu heftigen Debatten und Verurteilungen durch andere ÖRK-Mitgliedskirchen geführt. Am Ende war es diese Kirche, die sich selber aus dem ÖRK „ausschloss“, weil sie das Gefühl hatte, ihm nicht länger angehören zu können. Es war also nicht der ÖRK, der sie ausgesetzt oder ausgeschlossen hatte. Inzwischen ist sie aber wieder aufgenommen worden. Daher gesteht Sauca: „Wie viele andere leide auch ich, besonders als orthodoxer Priester. Die tragischen Ereignisse, das große Leid, der Tod und die Zerstörung stehen in tiefem Widerspruch zur orthodoxen Theologie und Spiritualität“.
Der Generalsekretär erinnert sich, persönlich an Patriarch Kyrill geschrieben und auch die beiden Präsidenten angerufen zu haben, um den Krieg zu beenden. „Wir alle fühlen uns hoffnungslos, wütend, frustriert, enttäuscht und neigen menschlich und emotional dazu, sofortige und radikale Entscheidungen zu treffen. Doch als Nachfolger Christi wurde uns der Dienst der Versöhnung anvertraut, und das Thema der nächsten ÖRK-Vollversammlung erinnert uns alle daran, dass die Liebe Christi die ganze Welt zu Versöhnung und Einheit drängt. Es wäre sehr einfach, die Sprache der Politiker zu verwenden, aber wir sind aufgerufen, die Sprache des Glaubens, unseres Glaubens, zu verwenden. Es ist leicht auszugrenzen, zu exkommunizieren, zu dämonisieren; aber wir sind als ÖRK berufen, eine Plattform für Treffen, Dialog und Zuhören zu sein, auch wenn wir anderer Meinung sind. Das war schon immer der ÖRK, und ich würde sehr leiden, wenn diese Berufung verloren ginge und sich die Natur des ÖRK ändern würde“, so Sauca.
(sir – mg)
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