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Philippa Rath: „Es ist noch Luft nach oben“

Sie ist Ordensfrau, Politikwissenschaftlerin und Delegierte beim „Synodalen Weg“. Und sie kämpft für eine stärkere Rolle von Frauen in der Kirche. Durch den Katholikentag von Stuttgart fühlt sich die Benediktinerin Philippa Rath aus dem Kloster St. Hildegard in Rüdesheim ermutigt, wie sie am Freitagabend am Radio-Vatikan-Stand erzählte.

Stefan von Kempis – Stuttgart

Interview

Was ist Ihr Eindruck vom Katholikentag hier in Stuttgart?

„Vielfältig. Bunt. Kleiner als gedacht – aber ehrlich. Und das ist mir am wichtigsten. Es wird nichts unter den Teppich gekehrt, sondern die Konflikte werden offen angesprochen, auch in der Kirche. Und außerdem werden viele wichtige politische Themen erörtert. Ich fand die Friedensdemonstration oder Kundgebung heute Mittag sehr beeindruckend, muss ich sagen.
Was mir auch sehr gut gefällt, ist das Engagement der Verbände. Ich war gestern natürlich bei den Frauenverbänden, die ein tolles Programm machen; die großen Foren habe ich bisher eher gemieden, weil ich einfach Begegnungen haben möchte. Und ich merke, wenn man sich hinsetzt oder hier entlangläuft, sprechen viele Menschen einen an. Das Wichtigste für mich sind die Begegnungen mit den Menschen.“

„Vielfältig. Bunt. Kleiner als gedacht – aber ehrlich. Und das ist mir am wichtigsten.“

Es gibt ja nicht mehr den ‚Katholikentag von unten‘, sondern die Reformgruppen sind auf einmal Teil des Geschehens. Interessant…

„Das finde ich auch! Ein paar Zelte neben den katholischen Frauenverbänden steht ‚Wir sind Kirche‘, und schräg gegenüber ist Maria 1.0. Ein paar Meter weiter sind die deutschen Diözesen; also, diese bunte Vielfalt von Kirche, das finde ich einfach ehrlicher. Das war früher immer alles so ein bisschen voneinander abgekoppelt. Jetzt merkt man: Es ist eine Gemeinschaft von Glaubenden, die miteinander ringen und die auch ihre Zweifel und ihre Ängste teilen. Dieses gemeinsame Ringen, das gefällt mir - ich finde, das ist authentisch.“

Hl. Hildegard von Bingen
Hl. Hildegard von Bingen

„Ich merke ja, wie viele Frauen mich ansprechen und sagen: Machen Sie weiter“

Sie sind gewissermaßen Nachfolgerin der heiligen Hildegard von Bingen und sehr engagiert für Frauen in der Kirche, für neue Rollen von Frauen in der Kirche. Was nehmen Sie in der Hinsicht hiervon mit? Gibt es da Impulse, Ideen?

„Ja, es gibt hier eine im Moment in unserer Kirche sehr große Bewegung, die gleiche Rechte für die Frauen einfordert und die sich darum bemüht, dass die Weihe von Frauen zur Diakonin und Priesterin möglich gemacht wird. Im Synodalen Weg kämpfen wir genau um diese Fragen und versuchen die auch international einzubringen, und dann bei der römischen Bischofssynode. Also, ich denke, da geht von hier Ermutigung aus. Ich merke ja, wie viele Frauen mich ansprechen und sagen: Machen Sie weiter! Dieses Engagement für die Frauen in der Kirche, für Geschlechtergerechtigkeit, das wird wahrgenommen, und darauf werden viele Hoffnungen gesetzt. Da fühle ich mich dann auch verpflichtet oder in die Pflicht genommen, weiterzumachen.

Ich bin persönlich ein hoffnungsvoller Mensch, und ich bin der Überzeugung, es hat sich schon viel geändert. Papst Franziskus will auch Synodalität – das finde ich ganz wichtig. Und da kann man sich aber durchaus noch weitere… Es ist noch Luft nach oben, sag‘ ich mal, aber ich finde, wir sind auf einem guten Weg, und das ist das Entscheidende. Es gab viel zu viele Jahre und Jahrzehnte keine Bewegung, und jetzt ist die Kirche in Bewegung; das macht mir Hoffnung!“

Hier zum Hören

(vatican news)
 

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28. Mai 2022, 09:00