World Economic Forum 2022 in Davos World Economic Forum 2022 in Davos 

Schweiz: Auch Kirche wird beim WEF „gerne“ wahrgenommen

Zum Abschluss der World Economic-Forums-Tage in Davos hat der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz zur Weltwirtschaftslage sowie zum Krieg in der Ukraine gesprochen. Das WEF fand unter dem Motto „Geschichte an einem Wendepunkt“ vom 22. bis 26. Mai statt. Es sei eine besondere Zeit auch für die katholische Gemeinde von Davos, sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der Davoser Pfarrer Kurt Susak.

Mario Galgano - Davos

„In Davos gibt es ein Sprichwort und es heißt: vor dem WEF oder nach dem WEF“, so Pfarrer Susak. Man spüre in diesen Worten bereits, dass das WEF ein zentraler Anlass sei, „der natürlich auch weltweit Persönlichkeiten nach Davos bringt“. Unter den knapp 2.300 WEF-Gästen fanden sich auch dieses Jahr wieder Ministerinnen und Nobelpreisträger, CEOs und Aktivistinnen. Dazu Pfarrer Susak:

„Im Leben der Gemeinde spüren wir das dahingehend, dass wir natürlich keine kirchlichen Veranstaltungen größerer Art jetzt um diese Zeit anbieten oder organisieren können. Das wäre gar nicht möglich, dies durchzuführen, denn die Davoser, die zur Kirchengemeinde bei uns angehören, sind voll eingespannt. Sei es in der Hotellerie oder in anderen Bereichen, da arbeiten sie in diesen Tagen ganz viel. Ich denke an die Geschäfte, die Handwerksbetriebe oder sie vermieten ihre Räumlichkeiten. Das heißt also, dass das normale kirchliche Leben 3-4 Wochen sehr eingeschränkt ist. Während dieser Zeit muss man als Pfarrer dann auch darauf Rücksicht nehmen.“

Zum Nachhören - was der Pfarrer von Davos zum WEF sagt

Das bedeute aber nicht, dass das kirchliche Leben in Davos während des WEF vollständig zum Erliegen komme:

„Selbstverständlich findet der Religionsunterricht an den Schulen oder Beerdigungen und auch das Übliche statt, damit der ganz normale Weg auch weitergeht. Aber das WEF ist an allen Ecken und Enden spürbar, auch schon alleine deshalb, weil man kaum von A nach B kommt, weil es derart viele Sicherheits-Checkpoints und Kontrollen gibt. Davos ist einfach international während dieser Zeit.“

 

Eindrücke aus Davos

Katholiken sind auch beteiligt

Als Pfarrei und Kirchgemeinde seien die Katholikinnen und Katholiken während des „World Economic Forums“ dahingehend involviert, dass auch sie ihre Räumlichkeiten, die die Kirchgemeinde zur Verfügung haben, auch vermieten.

„Dies muss alles dann gut gemanagt und organisiert sein, damit es da keine Dopplungen gibt. Was aber vor allem für uns auch sehr wichtig ist, betrifft unser geistliches Angebot. Das setzen wir sozusagen als Kontrapunkt immer wieder auf und das gelingt uns recht gut. Als besonderes Angebot bieten wir neben dem normalen Gottesdienst-Programm des ganzen Kirchenjahrs, auch besondere Gottesdienste an. Zum Beispiel finden morgens um 7 Uhr oder schon um 6:15 Uhr immer eine Heilige Messe statt und die wird von einigen WEF-Teilnehmern besucht. Die wollen das und die suchen uns auf. Da gibt es auch dann schöne Verbindungen mit Menschen aus aller Welt.“

Die christlichen Gemeinden in Davos bieten zum anderen ein ökumenische Format unter dem Motto: ,Schweigen und Beten´ an. Dieses Format wird bereits seit über 20 Jahren angeboten und von der katholischen Kirche mit den reformierten und freikirchlichen Gemeinden abends in der Marienkirche oder in der St. Johann-Kirche als Gebets-Format angeboten. Die jeweilige Kirche wechselt immer wieder ab.

Gespräche beim WEF in Davos
Gespräche beim WEF in Davos

„Bei diesem Gebets-Format können die Menschen eine Kerze anzünden. Es werden Impulse verlesen. Es wird gebetet. Es gibt einen Raum der Stille, damit wir gemeinsam für eine gerechtere Welt im Sinne auch des Evangeliums eintreten“, zählt Pfarrer Susak auf.

Die katholische Kirche sei während des „World Economic Forums“ gut vertreten. Der Vatikan entsendet immer auch Kardinäle und Vertreter aus Rom, die dann offiziell während des Weltwirtschaftsforums teilnehmen. In diesem Jahr war beispielsweise Kardinal Peter Turkson als Gesandter da, betont Susak.

„Er wohnt dann bei uns im Pfarrhaus und mit ihm haben wir am Sonntagabend ein großes Pontifikalamt feiern können. Da sind dann viele Priester da und das wird jeweils immer feierlich gestaltet. Diese Feier ist auch live übertragen worden durch das KTV-Fernsehen. Dort nahmen Gemeindemitglieder und WEF-Teilnehmer daran teil. Das ist sozusagen der große Startschuss und geistige Impuls. Und mit dem Kardinal sowie mit anderen Priestern und seinem Sekretär, die dort auch vertreten sind, ist man während den Tagen auch als Kirche präsent.“

Pfarrer Susak präzisiert, dass es während der WEF-Tage verschiedene Foren in Davos gebe:

„Zum Beispiel hat es einmal gegeben, dass ein Kirchenforum stattfand und zwar unter dem Titel ,Vatican meets WEF´, also eine Verbindung von Menschen aus aller Welt, die dann auch Einblick bekam, in die christliche Ethik und christliche Vorstellung. Da ging es auch um eine gerechtere Welt, wo man sich gegenseitig austauschen kann.“

Spontane Begegnungen

Und gebe es auch „ganz viele einfach strukturierte, spontane Begegnungen“, so der Pfarrer von Davos. Wenn ein Priester in Davos während des WEF im priesterlichen Collarhemd unterwegs sei, dann werde man derart angesprochen und über die Kirche befragt, dass man einfach ins Gespräch komme. „So kann man auch ein wenig sympathisch miteinander über gewisse Punkte sprechen und so bietet das WEF der Kirche auch die Möglichkeit, wenn sie denn auch präsent ist, eine Plattform zu sein, um auch gewisse Meinungen, Vorurteile oder Hemmungen, die man gegenüber der Kirche hat, aus der Welt zu schaffen. Ich nehme das auch immer recht gerne wahr und mache ganz tolle Erfahrungen, aber bei all dem darf schon der kritische Blick nicht außer Acht gelassen.“

Dem WEF wird schon seit Jahren vorgeworfen, eine Plattform der „Reichen und Mächtigen“ zu sein. Kritisiert werde das WEF auch dafür, dass es im Grunde ein Treffen der globalen Elite ist, das wenig dafür tue, die breite Gesellschaft einzubinden. Zugang hätten nur die Reichen und Mächtigen, der normale Bürger darf nicht teilnehmen. Die Entscheidungen, die beim WEF getroffen werden, sind undemokratisch und werden ohne Transparenz getroffen, so die Kritik. Das Weltwirtschaftsforum wurde 1971 gegründet, um nach eigenen Angaben „den Zustand der Welt zu verbessern“. Üblicherweise findet das Treffen im Januar statt, wegen der Corona-Pandemie hat man die Tagung aber dieses Jahr auf den Mai verlegt. Im Jahr zuvor war das WEF ein virtuelles Event.

(vatican news)

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26. Mai 2022, 12:56