Churer Bischof: Teilhabe der Heiligen am synodalen Prozess
Beim synodalen Prozess gehe es um eine kirchliche Entwicklung, so Bischof Bonnemain in seiner Predigt. „Wir sind Kirche im Anfangsstadium, sie sind Erfahrene der Kirchlichkeit, sie sind Profis, Hauptglieder der Kirche. Deswegen wäre es unverzeihbar, wenn wir sie nicht in den synodalen Prozess einbinden würden“, so der Churer Bischof. Er erinnerte daran, dass Papst Franziskus im synodalen Prozess drei Phasen unterscheide: Einander zuhören, unterscheiden und schließlich entscheiden. „Man kann nicht sagen, dass ein Schritt wichtiger als ein anderer wäre. Alle drei sind für einen echten synodalen Prozess wesentlich“, so Bonnemain.
Austausch mit den Heiligen
Beim Zuhören gehe es darum, „aus tiefster Überzeugung“ bereit sein, die Beiträge der anderen zu beherzigen. „Nur so können wir gemeinsam erfahren, was Gott der Kirche sagen möchte“, erläuterte der Bischof von Chur. Da komme ihm den Spruch in den Sinn: „Ungeduld bringt Häretiker hervor, Geduld hingegen Heilige.“ „Die Heiligen haben bestimmt nie vollends die Nerven verloren. Ich höre manchmal, dass einige Gläubige keine Geduld mehr haben, auf Veränderungen in der Kirche nicht mehr warten können. Ich denke, das entspricht nicht dem Beispiel der Heiligen“, sagte Bonnemain. Es gehe um ihr Vermächtnis und die Erinnerung an ihre Kirche. Im Dialog mit den Heiligen würden die Gläubigen besser verstehen, „wie wir das erreichen, was wir alle sehnsüchtig erwarten“. Und so könnte man die Heiligen auch „als Experten der Unterscheidung“ miteinbeziehen.
„Nachdem wir in der Kirche viel besprochen haben, Ziele festgehalten und Veränderungen beschlossen haben, geht es jetzt darum, sich zu fragen: Was von all dem führt uns zum Ziel? Es geht um die Gabe der Unterscheidung - il discernimento, auf Italienisch“, stellte Bonnemain klar. Seit Wochen spreche Papst Franziskus anlässlich seiner Mittwochsaudienz über „die kostbare Gabe der Unterscheidung“. „Die Kirche und alles, was wir darin unternehmen, ist nie Selbstzweck“, fügte Bonnemain an. Sicher müsste man im Rahmen des synodalen Prozesses auch mit strukturellen Fragen auseinandersetzen, doch die Hauptfrage bleibe, wie „einen Dienst am Heil, an der Erfüllung, am Glück, an der Freude aller Menschen leisten“ könne. Es gehe darum, Frieden zu stiften, um Barmherzigkeit, um die Befreiung von Selbstzentriertheit – welche die wahre christliche Armut darstelle –, um Sanftmut, um ein für die Liebe freies Herz, um den Einsatz für die Gerechtigkeit und vieles mehr. „Die Kirche kann sich nur rechtfertigen, wenn sie für die Menschen einen Weg in den Himmel ermöglicht“, stellte er klar.
Keine Synode ohne Gebet
Zum Stichwort „Entscheiden“ zitierte der Churer Bischof Papst Franziskus: „Es gibt keine Synode ohne Gebet.“ „Wenn wir den synodalen Prozess voranbringen wollen, sollte unsererseits die Bereitschaft nicht fehlen, beschauliche, kontemplative, mystische Christinnen und Christen zu sein“, so Bischof Bonnemain.
Im Bistum Schur seien bereits einige Schritte getan worden, um die Synodalität umzusetzen, „ohne auf die Ergebnisse der Weltsynode zu warten, welche voraussichtlich Ende 2024 zum Abschluss kommen wird“. „Wenn wir die Synodalität im Sinne des heutigen Hochfestes verstehen, das heißt, wenn wir das Beispiel der Heiligen vor Augen haben und stets das Zwiegespräch mit ihnen pflegen, um uns für das zu entscheiden, wofür sie sich entschieden haben, brauchen wir auf nichts zu warten, sondern können schon jetzt den synodalen Prozess entschlossen voranbringen“, schließt der Bischof seine Predigt.
(pm – mg)
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