D: „Ich möchte Macht abgeben“
„Für mich ist das die erschütterndste Erfahrung: dass Priester zu sowas fähig sind und Menschen dieses unsagbare Leid zufügen“, so Genn mit Blick auf die Missbrauchs-Studie zum Bistum Münster, die im vergangenen Sommer veröffentlicht wurde. „Das habe ich mir lange nicht vorstellen können.“ Die Studie spricht von 600 dokumentierten Missbrauchsfällen im Bistum seit 1945 und von fast 200 Tätern.
Als Reaktion auf die Missbrauchsskandale brauche die Kirche jetzt „vor allem eine neue Verteilung von Macht und Verantwortung“. Bischof Genn wörtlich: „Ich möchte Macht abgeben. Wir haben eine unabhängige Interventionsstelle, eine Stelle für Diversität und für sexuelle Bildung geschaffen und werden künftig durch einen ‚Fallmanager‘ kontrollieren lassen, dass die Auflagen, die Beschuldigten und Tätern gemacht wurden, eingehalten werden.“
Betroffene im Mittelpunkt
Auch viele kirchliche Mitarbeiter und Ehrenamtliche würden derzeit „mit Vorwürfen konfrontiert und gefragt, warum sie noch immer in dieser Kirche mitmachen“. Auch im Blick auf sie sei es ihm wichtig, dass die Linie des Bistums Münster wie folgt laute: „Wir wollen uns um betroffene Menschen kümmern, sie in den Mittelpunkt stellen und dann ins Handeln kommen“.
Mit Blick auf die Krise der Kirche äußert Bischof Genn in dem NRZ-Gespräch: „Es gibt für die Kirche keinen Weg zurück, aber einen Weg nach vorne. Wir haben durchaus noch Potenzial und werden am Ziel festhalten, Menschen für die befreiende Botschaft Jesu Christi zu begeistern“.
Was den Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland betreffe, werde der Synodale Weg „nicht die Massen in die Kirchen zurückbringen, das war auch nie das Ziel“. Es sei aber „alternativlos, einander zuzuhören und Kirche dann neu zu gestalten“. Der Synodale Weg habe „schon sehr viel mehr bewegt und erreicht, als die Schlagzeilen es vermuten lassen“.
(nrz – sk)
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