„Doktrin der Entdeckung“: Sie waren Kinder ihrer Zeit
Mario Galgano – Vatikanstadt
Bei der sukzessiven Öffnung von Teilen der vatikanischen Archive seit Leo XIII. pflegen die Päpste zu sagen, dass die Kirche keine Angst vor der Wahrheit habe, erinnert im Gespräch mit Radio Vatikan der Kirchenhistoriker. Das sei ein gutes Motto, denn nur die Wahrheit werde uns „frei machen“ (Jn 8,32).
Das Ganze lehre uns unter anderem dies: Hätte das Papsttum des Mittelalters und der Renaissance auf die „guten Theologen statt auf die Schmeichler“ gehört, wäre es mit der Gewährung von Herrschaftsrechten über die Territorien der Heiden nicht so weit gekommen, erläutert der Kirchenhistoriker. Leider gebe es derzeit nicht viele Kirchenhistoriker oder Geschichtswissenschaftlerinnen, die sich mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung dieser Doktrin auseinandersetzen. Es habe immer wieder Phasen gegeben, bei denen in der Wissenschaft dieses Thema aufgegriffen wurde.
Für politische Zwecke manipuliert
Die sogenannte Doktrin ging von der Vorstellung aus, dass Amerika im 15. Jahrhundert von den Europäern entdeckt worden sei. Daher wurde auch die Aufteilung der „Neuen Welt“ unter den Kolonialmächten England, Frankreich, Spanien und Portugal als rechtmäßig angesehen und mit päpstlichen Schreiben beglaubigt.
Der Vatikan erklärte in dieser Woche, die päpstlichen Bullen seien von Kolonialmächten für politische Zwecke manipuliert worden, „um unmoralische Handlungen gegen Indigene zu rechtfertigen, die manchmal ohne Widerstand von kirchlichen Autoritäten ausgeführt wurden“. In der Erklärung heißt es, dass viele Christen sich „an den indigenen Völkern vergangen“ hätten. Es sei richtig, „die Fehler anzuerkennen“ und Indigene um Vergebung zu bitten.
Das Statement aus Rom liegt bislang nicht in deutscher Sprache vor. Es wurde vom Dikasterium zur Förderung der ganzheitlichen Entwicklung der Menschheit und dem Dikasterium für Kultur und Bildung veröffentlicht.
(vatican news)
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