Wissenschaftler: Franziskus als Vorreiter in Transformation

Entscheidend sei für Franziskus die Verbindung sozialer und ökologischer Anliegen. Die Entkopplung des materiellen Ressourcenverbrauchs vom wirtschaftlichen Wachstum sei eine soziale Frage, erklärt Hemel. Der Papst wünsche sich „eine solidarische Welt und eine Wirtschaftsform, die vorrangig dem Gemeinwohl verpflichtet“ sei. Solche Gedanken spiegelten sich heute auch im Mainstream wirtschaftlichen Handelns wider.

Hemel betont, der Papst nehme als Chef des Vatikanstaats und als juristischer Alleinentscheider „auch am praktischen Leben in der Finanzwirtschaft“ teil. Er bescheinige Franziskus Teilerfolge, was das Bestreben nach Transparenz angeht, und einen persönlich bescheidenen Lebensstil. Gleichzeitig werde „die Eigenart seines Führungsstils“ deutlich, die manchmal als einsam und autoritär bezeichnet werde. Der Papst gewinne organisatorische Macht, aber nicht immer organisatorische Gefolgschaft. „Im organisatorischen Handeln wirkt er daher immer wieder wie ein machtvoller und zugleich sich ohnmächtig fühlender Einzelgänger“, sagt Hemel. Diese Art der Führung sei eine Art Hindernis für die Durchschlagskraft der Bemühungen des Kirchenoberhaupts.

Den Eigenanspruch einer Kirche der Armen habe Franziskus nicht erfüllen können. Andererseits seien die sozialen Aufgaben einer Religionsgemeinschaft mit knapp 1,4 Milliarden Menschen nicht ohne Finanzmittel zu stemmen. So sehr einzelne Aspekte kritisch gesehen werden könnten, so deutlich werde in der Summe, „dass dieser argentinische Papst mit seinem Gespür für Menschenwürde und weltweite Gerechtigkeit ein Leuchtturm der Orientierung sein kann.“

(kna – fg)