Salzburger Ostkirchenexperte zu Papstreise in die Mongolei
Über viele Jahrhunderte habe es auf dem Gebiet der heutigen Mongolei ein blühendes kirchliches Leben gegeben - von dem heute aber kaum noch jemand weiß, so der Experte. Die „Kirche des Ostens", die sich im Perserreich relativ losgelöst vom Rest der Christenheit entwickelte, entfaltete eine rege Missionstätigkeit. Mitte des 7. Jahrhunderts erreichten die ersten Missionare bereits China und gründeten dort christliche Gemeinden. Schon davor hatte die Kirche im Gebiet der heutigen Mongolei in einem gewissen Rahmen Fuß gefasst.
Diese „Kirche des Ostens" habe eine Vielzahl von Völkern umfasst, darunter iranische, syrische, türkische, mongolische und chinesische. Verbunden gewesen seien diese verschiedenen christlichen Kulturen durch die gemeinsame syrische (aramäische) Liturgie, erläutert Winkler. Der Katholikos in Bagdad war das spirituelle Oberhaupt einer geografisch riesigen Kirche.
Christentum zeitweise verboten
Christliche mongolische Stämme
Unter den päpstlichen Gesandten seien etwa Johannes de Plano Carpini und Wilhelm von Rubruk bekannt, die Asien Jahrzehnte vor Marco Polo erkundeten und ebenso wertvolle Reiseberichte hinterließen. Winkler: „Die Europäer, die im Mittelalter in den Fernen Osten reisten, berichteten von ihren Begegnungen mit 'nestorianischen' Christen. Diese Bezeichnung war zwar damals üblich, ist allerdings ein theologisch falscher Name für das ostsyrische Christentum."
Mongolischer Mönch in Rom und Paris
Christliche Relikte in der Mongolei
Kirche mit nomadischer Prägung
Blütezeit des Christentums grausam beendet
Die Blütezeit des ostsyrischen Christentums in Zentralasien wurde im 14. Jahrhundert durch einen politischen Wechsel abrupt beendet. Als 1368 die (chinesische) Ming-Dynastie die mongolische Yuan-Dynastie ablöste, wurden sämtliche „Fremdreligionen" ausgewiesen. Im Laufe der nächsten hundert Jahre dürften die Gläubigen der ostsyrischen Kirche vor allem durch brutale Feldzüge einzelner Fürsten stark dezimiert worden sein, so Winkler. Hervorzuheben sei dabei der Eroberer Timur Lenk (Tamerlan), „der konfessionsübergreifend blutig in seinen Eroberungszügen vorging und das Zentrum seines Reiches in Samarkand errichtete". Das Christentum war danach aus Ost- und Zentralasien fast gänzlich verschwunden.
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.