Friedenstreffen in Berlin: „Schritt für Schritt“ für Dialog
„Wir leiden sehr unter diesem Krieg“, sagte der Erzbischof gegenüber Radio Vatikan-Korrespondentin Francesca Sabatinelli in Berlin. „Ich hätte nicht geglaubt, dass mitten in Europa solch ein Krieg Wirklichkeit wird“, so Heiner Koch.
Kleiner Beitrag für Dialog
In Berlin seien viele Flüchtlinge aus der Ukraine untergekommen, darunter seien russisch-orthodoxe, ukrainisch-orthodoxe und katholisch-orthodoxe Gläubige. In der deutschen Hauptstadt gebe es zwei große ukrainische Gemeinden, und im Zuge des Ukraine-Krieges seien viele Kriegsflüchtlinge in Berlin untergekommen, berichtet Koch. Damit seien das Leid und die Verzweiflung, die dieser Krieg verursacht, spürbar.
„Wir wissen um die Not und die Angst vor dem Tod und dem Terror des Krieges. Wir beten um den Frieden, aber wir sprechen auch mit den Bischöfen, den ukrainischen Bischöfen, die hier in Berlin sind, auch mit dem russisch-orthodoxen. Das ist oftmals sehr schwierig, aber es geht Schritt für Schritt. Wir leisten unseren kleinen Beitrag.”
Die Theologin Angelika Wagner von der Gemeinschaft Sant’Egidio Deutschland interpretiert das Motto des Friedenstreffens so:
„Den Frieden zu wagen bedeutet in unserer heutigen Zeit, gemeinsam Schritte zu tun, die den Dialog suchen, die die Komplexität der Fragen nicht ausschließen, aber die wirklich unsere gemeinsame Verantwortung sehen, immer Wege zu suchen, die eben nicht einen Sieg im Krieg sehen, sondern einen Sieg über den Krieg finden, wie Kardinal Kasper das hier (auf dem Friedenstreffen, Anm.) gesagt hat. Weil wir den Krieg nur durch Diplomatie und gegenseitige Unterstützung überhaupt überwinden können.“
Brücken nicht einbrechen lassen
Der Angriffskrieg auf die Ukraine habe die Gemeinschaft Sant’Egidio vor die Frage gestellt, welche Wege des Friedens und der Solidarität in dieser Lage möglich seien, so die Pfarrerin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern weiter.
„Eine wichtige Antwort ist für uns auch von Sant‘Edigio, dass in der Ukraine selbst Menschen der Gemeinschaft Sant'Egidio leben, die von Anfang an begonnen haben, Flüchtlingen innerhalb der Ukraine zu helfen mit Unterstützung durch viele westliche Gemeinschaften, die aber auch nie die Verbindung zu den Gemeinschaften von Sant'Egidio in Russland beendet haben. Weil uns klar ist, dass dieser Krieg zwar die Nationen trennt und zu absolut verwerflicher Gewalt und Tod führt, dass er aber die Herzen der Menschen, die den Frieden suchen, nicht trennen kann.
Auch heute Morgen hat eine Vertreterin der Ukraine bei einem Forum gesagt: Sie hat gelernt, in ihrem Herzen den Hass zu überwinden vor allem in der Sorge für die Flüchtlinge in ihrem eigenen Land, aber auch in der Sorge für die, die vor vielen Kriegen fliehen müssen. Und ich glaube, wir müssen, wir können als Sant'Egidio da auch unseren Beitrag leisten, indem wir die Menschen einfach zusammenbringen, indem wir miteinander sprechen.“
Die Frage nach Gott
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sieht es neben dieser Dialogarbeit als Auftrag der katholischen Kirche an, im glaubensfernen Berlin „die Frage nach Gott“ am Leben zu erhalten und gemeinsam mit anderen Kirchen ein Zeichen des Friedens und des gemeinsamen Engagements zu setzen.
„In Berlin sind, das muss man wissen, nur 25 Prozent der Bevölkerung Christen, der größte Teil der Bevölkerung der Stadt glaubt nicht an einen Gott. Deshalb stehen wir in der gemeinsamen Verantwortung, als Christen die Botschaft von Gott und die Frage nach Gott in diese Stadt hinein lebendig zu bringen. Wir müssen zusammenstehen, damit wir das Evangelium überhaupt in dieser Stadt anklingen lassen können. Das ist die besondere Situation. Da ist es ganz wichtig, dass wir im gemeinsamen Einsatz für die Verkündigung, aber auch für den Einsatz für den Frieden und das Engagement in der Gesellschaft zusammenstehen. Katholiken, Protestanten, aber auch Orthodoxe.“
Friedenstreffen endet am Dienstag
Das internationale Sant’Egidio-Friedenstreffen „Den Frieden wagen“ in Berlin geht an diesem Dienstag mit einer Friedenskundgebung am Brandenburger Tor zu Ende. Zahlreiche hochrangige Religionsvertreter und Gäste aus 30 Ländern nahmen teil und tauschten sich über Themen wie die Umweltkrise, Migration, interreligiösen Dialog, Demokratie, Globalisierung, Abrüstung und Künstliche Intelligenz aus.
(vatican news – pr)
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