Schweiz: Missbrauchsstudie „erschreckt und erschüttert“
Mario Galgano – Vatikanstadt
Bischof Gmür spricht Klartext: „Der Schlussbericht der Universität Zürich zu den sexuellen Missbräuchen in der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz erschreckt und erschüttert.“ Zu viele kirchliche Führungspersonen hätten jahrzehntelang verantwortungslos gehandelt.
Der Bericht spricht von 1.002 Fällen. Hinter jeder Zahl stehe ein Mensch, „ein Gesicht, ein Leben, das zerstört wurde“, erinnert Gmür. Die neun Mitglieder der Schweizer Bischofskonferenz würden dieses Leid anerkennen ebenso wie „die Schuld der Kirche“. Sie versichern – so Bischof Gmür in seinem Statement – „alles Menschenmögliche zu unternehmen, damit die Betroffenen Gerechtigkeit erfahren und sexuelle Missbräuche in Zukunft verhindert werden“.
Verantwortung übernehmen
Die Mitglieder der Bischofskonferenz – also die fünf Diözesanbischöfe, der Apostolische Administrator von Lugano sowie die zwei Territorialäbte – wollen Verantwortung übernehmen und handeln, hebt Gmür hervor. „Deshalb haben wir, zusammen mit den kantonalen Körperschaften und den Ordensgemeinschaften, erste Maßnahmen beschlossen. Wir werden unabhängige Meldestellen schaffen und finanzieren“, so der Präsident der Bischofskonferenz. Damit sollen Missbräuche und Verdachtsfälle leichter gemeldet und die nötigen Schritte zeitnah unternommen werden können. In den Archiven müssten fortan „alle diesbezüglichen Dokumente ohne Zeitbegrenzung aufbewahrt werden“, hebt er hervor. Damit solle dem Vergessen und Vertuschen entgegengewirkt und die weitere Aufarbeitung gesichert werden. Zudem sei das Personalwesen und die Personalauswahl zu professionalisieren. Dazu müssten zukünftig „alle Kandidatinnen und Kandidaten in einer Ausbildung für die Seelsorge einheitliche psychologische Tests durchlaufen“, kündigte Gmür an.
Neue Grundsätze
Die Mitglieder aller drei Auftraggeberinnen (Bischofskonferenz, Ordensvereinigung und Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz) verpflichten sich zu neuen Grundsätzen im Umgang mit Missbrauchsakten. In einer schriftlichen Selbstverpflichtung erklären alle kirchlichen Verantwortlichen an der Spitze von Bistümern, Landeskirchen und Ordensgemeinschaften, keine Akten mehr zu vernichten, die im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen stehen oder den Umgang damit dokumentieren.
Bereits im Juni 2023 haben die drei Institutionen, die die Studie in Auftrag gegeben haben, entschieden, die Zusammenarbeit mit dem Historischen Seminar der Universität Zürich fortzusetzen und ihm den Auftrag für ein weiteres Forschungsprojekt 2024–2026 im Umfang von 1,5 Millionen Franken (1,569 Millionen Euro) zu erteilen.
(vatican news)
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