D: Aufarbeitungskommission ist unzufrieden mit Bistum Aachen
Gut ein Jahr nach ihrer Gründung hat die Unabhängige Aufarbeitungskommission für sexualisierte Gewalt im Bistum Aachen (UAK) die Leitung der Diözese hart kritisiert.
In ihrem auf der Bistums-Homepage veröffentlichten Zwischenbericht spricht das Gremium von einer unzureichenden Infrastruktur für die Aufarbeitung, eine defizitäre Kommunikation und verweigerter Kooperation.
Die UAK, die sich als eine Art „Aufsichtsrat“ über die Aufarbeitung der Diözese versteht, attestiert aber auch vielen relevanten Akteurinnen und Akteuren des Bistums den Willen, tatkräftig die Vorgänge zur sexualisierten Gewalt aufzuklären und zu deren zukünftigen Verhinderung beizutragen.
Bistum nimmt Wünsche der Kommission „sehr ernst“
In einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung erklärte das Bistum, dass der UAK-Zwischenbericht von Anlaufschwierigkeiten zeuge, die mit der Etablierung des Gremiums verbunden gewesen sei. Viele Hürden seien überwunden worden.
„Durch eine geordnete Regelkommunikation sollen Themen künftig schneller identifiziert und in Absprache gemeinsam bearbeitet werden.“ Zudem könne die Kommission jederzeit Einsicht in die Akten nehmen. Eine im November erlassene Ordnung biete dafür einen verlässlichen rechtlichen Rahmen.
Die im Zwischenbericht formulierten Wünsche der UAK nehme das Bistum sehr ernst, hieß es. Die Kommission habe sich zu einem wertvollen und bisweilen sehr kritischen Dialogpartner entwickelt. Der Dialog habe sich auch bei der öffentlichen Nennung von 53 Tätern und mutmaßlichen Tätern sexualisierter Gewalt im Oktober bewährt; viele neue Betroffene hätten sich gemeldet.
Kritik an fehlenden Dokumenten und zögerlichen Antworten
Im Einzelnen bemängelt die UAK, dass ihr zu Beginn ihrer Arbeit nicht alle relevanten Dokumente bereit gestellt worden seien. Bislang fehle eine Homepage, um Informationen eigenverantwortlich öffentlich machen zu können. Im April habe das Gremium zu einem Täter Akteneinsicht verlangt, was mit Hinweis auf eine fehlende Ordnung abgelehnt worden sei.
Weiter wirft die aus sieben Personen bestehende Kommission der Bistumsleitung und der Fachstelle PIA (Prävention - Intervention - Ansprechpersonen) vor, auf Nachfragen nicht oder sehr verzögert geantwortet zu haben. Zudem gebe es keine Abstimmung mit der Kirchenleitung über die öffentliche Kommunikation zur Aufarbeitung.
An wichtigen Stellen sei eine Kooperation verwehrt worden, etwa eine Befragung der PIA-Mitarbeitenden oder bei der Besetzung einer/eines neuen Interventionsbeauftragten.
Kommission will auf Kooperation setzen
Der UAK-Vorsitzende, der Aachener Soziologie-Professor Thomas Kron, sagte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), dass nach einer öffentlichen Kritik der UAK Mitte Oktober an der Kommunikation mit Bischof und Generalvikar inzwischen „nichts zu meckern“ sei. Dem Bistum müsse nun die Chance gegeben werden, weitere Verbesserungen umzusetzen. „Wir wollen auf Kooperation setzen“, so Kron.
(kna – mg)
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