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Albertinaplatz in Wien Albertinaplatz in Wien  (AFP or licensors)

Österreich: Evangelische Kirche kooperiert mit Opferschutzorganistion

Die evangelische Kirche und die Diakonie in Österreich planen derzeit keine Beauftragung einer Studie zu Fällen von sexualisierter Gewalt in ihren Einrichtungen nach deutschem Vorbild. Die Kirche habe aber 2011 eine Vereinbarung mit der unabhängigen Opferschutzorganisation „Weißer Ring“ geschlossen, an die sich Betroffene wenden können, sagte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser am Donnerstag in der ORF-Radiosendung „Religion aktuell“.

Der „Weiße Ring“ übernehme die Bearbeitung dieser Fälle, evangelische Kirche und Diakonie würden den Empfehlungen der Organisation folgen. „Wir haben nie geglaubt, dass das ein rein katholisches Problem ist“, so Moser.

Eine Studie zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie in Deutschland hatte in der vergangenen Woche für Aufsehen gesorgt. Eine unabhängige Untersuchung ergab, dass es sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in der evangelischen Kirche in Deutschland in größerem Ausmaß gegeben hat als bislang angenommen: Demnach wurden seit 1946 nach „spekulativen“ Hochrechnungen mindestens 9.355 Kinder und Jugendliche in evangelischer Kirche und Diakonie sexuell missbraucht. Zudem gibt es 3.497 Beschuldigte, davon gut ein Drittel Pfarrer oder Vikare.

In Österreich hat der „Weiße Ring“ seit 2011 220 Fälle „aus dem Umfeld der evangelischen Kirche“ bearbeitet, heißt es seitens der Organisation. Die meisten seien in Heimen aus evangelischer Trägerschaft gemeldet worden. Bei den gemeldeten 220 Fällen handelt es sich laut Brigitta Pongratz, Pressesprecherin des „Weißen Rings“, um alle Formen der Gewalt - physische, psychische und sexualisierte Gewalt. 190 Personen haben bis dato Entschädigungszahlungen erhalten, auch in Fällen, die nach staatlichem Recht verjährt waren. Überdies gebe es seit Jahresbeginn eine weisungsfreie Ombudsstelle in der evangelischen Kirche.

Unabhängige und kompetente Stelle

Der lutherische Bischof Michael Chalupka hat am Freitag in einer Stellungnahme auf der Website der Evangelischen Kirche das Vorgehen seiner Kirche in Österreich bekräftigt: „Wir waren von Anfang an überzeugt, dass einzig eine völlig unabhängige und fachlich kompetente Stelle die Aufarbeitung und Entscheidung über Entschädigung für Betroffene von Gewalt und Missbrauch leisten kann“, so der Bischof. Deshalb habe man 2011 entschieden, dass alle Fälle zur Anzeige gebracht werden sollen und weiter zurückliegende Fälle von der unabhängigen Opferschutzorganisation „Weißer Ring“ bearbeitet werden.

Beim „Weißen Ring“ entscheidet laut Bischof Chalupka eine Kommission, der Expertinnen und Experten aus den Bereichen Opferschutz und Traumapsychologie angehören. „Es war uns besonders wichtig, dass alle Vorfälle von einer unabhängigen Einrichtung bewertet werden. Denn eine strukturelle Bedingung für Gewalt sind geschlossene Systeme. Kirche und ihre Einrichtungen dürfen keine Blackbox sein, wir brauchen den Blick von außen, ein transparentes Verfahren und die Möglichkeit für Betroffene, sich anonym bei einer von der Kirche unabhängigen Stelle zu melden“, erklärte der Bischof.

(kap – mg)

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03. Februar 2024, 13:33