Militärdekan Schaller: Interkulturelle Kompetenz ist ganz wichtig
Mario Galgano – Vatikanstadt
Schaller ist Priester der Diözese Augsburg und nach einigen Jahren in „zivilen“ Gemeinden übernahm er 2008 die Militärseelsorge und hat dort zunächst in Sigmaringen als Militärseelsorger gewirkt. Dann war er zehn Jahre lang in dieser Funktion in Berlin. Seit 2021 ist er Leiter des katholischen Militärdekanats Berlin.
„Das muss man sich so vorstellen: Wir haben 13 Militär-Pfarrämter auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, also die ganzen sechs neuen Bundesländer. Da bin ich also zuständig, als Vorgesetzter für die entsprechenden Pfarrämter, und habe zusätzlich noch die Aufgabe für die Auslandsdienststellen der katholischen Militärseelsorge“, erläutert Schaller.
Aktuelle Lage im Blick
Zu den aktuellen geopolitischen Herausforderungen und vor allem den Kriegsschauplätzen in Europa und im Nahen Osten sagt Schaller:
„Bei uns ist es ja so, dass sich seitdem seit dem Kriegsbeginn durch Russland in der Ukraine unheimlich viel verschoben hat. Jeder hatte gedacht in Europa ein Krieg ist fast unmöglich und jetzt werden wir mit der Wirklichkeit konfrontiert. Und natürlich beschäftigt es unsere Soldatinnen und Soldaten sowie auch die Familienangehörigen sehr stark, weil immer die Frage da ist: Wie entwickelt sich das noch? Wo sind wir vielleicht irgendwann involviert?“
Ausbildung ukrainierscher Soldaten
In Deutschland gebe es deshalb die beiden Oberbegriffe Landes- und Bündnisverteidigung. Jetzt plötzlich wurde das wieder ein Thema, wenn man sehe, dass die Grenze zum Krieg „ja gar nicht mehr so weit entfernt ist“, fügt der Militärdekan an. Und so stelle sich jeder dann auch die Frage „was passiert denn, wenn es wirklich eskaliert“ und dies alles die eigene Geschichte werde:
„Es gibt aber auch ganz konkrete Bezugs- und Berührungspunkte. Wir haben in Deutschland jetzt schon einige tausend ukrainische Soldaten ausgebildet. Das ist natürlich auf der einen Seite sehr schwierig für die ukrainischen Soldaten, eine ganz neue Ausbildungsform kennenzulernen. Auf der anderen Seite treffen diejenigen, die diese Kameradinnen und Kameraden ausbilden, natürlich die ganz konkreten Menschen, von denen sie wissen, die kommen jetzt aus der Ukraine und gehen anschließend an die Front. Da bilden sich auch Beziehungen, Freundschaften. Das kann man nicht einfach nur so auf die dienstliche Ebene stellen.“
Wenn die Ausbildung in Deutschland vorbei ist...
Da sei es dann schon sehr schwierig, weil viele der Soldaten wüssten, wenn die Ausbildung vorbei ist, würden die Ukrainer an die Front gehen, führt Schaller weiter aus: „Und diejenigen, die in Deutschland als Ausbilder tätig waren, wissen, dass da ein nicht unerheblicher Teil wahrscheinlich an der Front dann fallen wird. Das berührt natürlich die Menschen auch und das ist für uns als Militärseelsorge eine große Herausforderung.“
Viele Gläubige
Ein zweiter Punkt betrifft die Religiosität: Sowohl die Ukrainer als auch viele deutsche Soldaten seien sehr gläubige Menschen. Deshalb habe die deutsche Militärseelsorge auch mit der ukrainischen Militärseelsorge „gute Verbindungslinien“ aufgebaut, so Schaller:
„Es ist für die Ukrainer natürlich schwierig, weg von der Heimat zu sein. Aber zu wissen, wir gehen wieder zurück und unter ganz anderen Voraussetzungen, gibt eine Stärke. Und auf der anderen Seite ist es auch eine Herausforderung für unsere Seelsorgerinnen und Seelsorger, dass sie eben auch merken, was da für menschliche Schicksale sich auch entwickeln.“
Internationale Zusammenarbeit
Die internationale Zusammenarbeit habe dazu geführt, dass auch die Militärseelsorge immer mehr interkulturelle Kompetenzen von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlange. „Das ist ganz wichtig“, so Schaller.
So seien die pastorale Unterstützung und die menschliche Begleitung nicht nur auf die Soldatinnen und Soldaten beschränkt, sondern auch auf die Familienangehörigen. Bei den deutschen Militärangehörigen, die im Ausland im Einsatz sind, sei die Militärseelsorge auch für „die Frauen, die Kinder, die sich in einem fremden Land eine Zeit lang aufhalten“, sehr wichtig, so Schaller.
Derweil hat Russland Großbritannien mit einem Angriff gedroht, sollte die Ukraine mit britischen Waffen russisches Gebiet angreifen. Präsident Wladimir Putin habe Übungen angeordnet, um die Bereitschaft der Atomstreitkräfte zu testen, berichteten russische Medien am Montag.
(vatican news)
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