Kardinal Kasper betont zu Himmelfahrt Auftrag der Evangelisierung in der Kirche
Das Fest Christi Himmelfahrt versteht sich unter modernen Bedingungen nicht von selbst. Statt es als lokale Veränderung im Kosmos zu deuten, votiert Kardinal Kasper im Interview mit www.communio.de für eine Lesart, die den Übergang in die Fülle des Lebens bei Gott betont. Kasper erklärt etwa: „Himmel ist auch nach heutigem Sprachgebrauch eine Metapher für den Inbegriff menschlicher Erfüllung und menschlichen Glücks. So sagen wir etwa, man fühle sich wie im siebten Himmel, oder man habe den Himmel auf Erden. In diesem Sinn ist der Himmel die Dimension der Selbsttranszendenz der Person und die Erfüllung unserer über alles Erwarten hinausgehenden Hoffnung."
Einige Künstler haben für Kardinal Kasper Christi Himmelfahrt gut bildlich umgesetzt: „Die Darstellung der Himmelfahrt in Rembrandts Passionszyklus ist die vielleicht genialste Darstellung der Himmelfahrt. Er gehört zu den wenigen Künstlern, die auch das Licht in Farbe malen können. Das Licht strahlt von oben und Christus wird von Engeln auf einer Wolke ins Licht, das von oben strahlt, in die Lichtwelt, das heißt in die Welt Gottes gehoben. Denn Gott ist Licht (1 Joh 1,5) und in dieses Licht Gottes taucht er ein. Soviel ich aus der Literatur weiß, gibt es noch andere ähnliche Darstellungen.
Persönlich kenne ich nur ein vergleichbares Bild der Auferstehung Jesu von Martin Knoller (1725-1804) im Kuppelfresko der Abteikirche von Neresheim. Dass dabei Auferstehung und Himmelfahrt fast ähnlich dargestellt werden, entspricht dem übereinstimmenden Verständnis vieler Theologen (Hans Urs von Balthasar, Joseph Ratzinger und andere), wonach Auferstehung und Himmelfahrt zwei Seiten ein und desselben Geschehens sind."
Verkündigung des Evangeliums und Laien
Im Interview unterstreicht Kardinal Kasper auch die Dringlichkeit, sich auf die Verkündigung des Evangeliums zu fokussieren: „Eine den Erfordernissen der Zeit entsprechende Verkündigung gehört zu den vordringlichsten Aufgaben der Bischöfe und Priester. Sie hat vor allen anderen den Vorrang." Kasper betont auch, dass bestimmte Leitungsaufgaben an Laien delegiert werden sollten: „Viele andere Leitungsaufgaben sollten wir heute, wie schon in apostolischer Zeit Diakonen oder dazu befähigten Laien, Frauen und Männern, übertragen."
Der emeritierte Kurienkardinal hebt außerdem die Bedeutung der Nächstenliebe hervor, um die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Botschaft zu stärken: „Allein das einmütige Zeugnis und die Praxis der Liebe, der Einsatz für die Armen und die am Rand Lebenden sowie gegen himmelschreiende Ungerechtigkeit, gegen Krieg und Gewalt können unsere Botschaft von Gottes Liebe und Barmherzigkeit neu glaubwürdig machen."
Kritik an pessimistischer Stimmung
Kasper kritisiert eine pessimistische Stimmung in Teilen der Kirche. Diese führt er auf eine „Christusvergessenheit" zurück: „Der auferstandene und erhöhte Herr ist mitten unter uns. Allein von dem zur Rechten Gottes erhöhten und im Heiligen Geist gegenwärtigen Jesus Christus kann ein Neuanfang gewagt und neu Hoffnung, Glaubensfreude, Trost, Ermutigung, Zuversicht und Orientierung ausgehen."
(pm - sb)
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