Österreich: Vorurteile gegen Armutsbetroffene abbauen
Schwertner plädierte nicht nur für eine Reihe von politischen Maßnahmen, sondern zugleich auch für ein Abbauen von Vorurteilen gegenüber Armutsbetroffenen. Er bezog sich in seinem Gastkommentar auf einen Leitartikel von „Kurier“-Herausgeberin Martina Salomon vom 11. Mai. Betitelt war Schwertners Replik mit „Armutsbetroffene als faul hinzustellen, ist ein schweres Foul“.
Der Sozialstaat „wirkt und schützt viele Menschen vor dramatischen Armutssituationen“, so der Caritasdirektor. Gleichzeitig sei Armut auch ein Stück Realität im vergleichsweise wohlhabenden Österreich. Dass im letzten Jahr noch einmal mehr Menschen in Not geraten sind, sehe man nicht nur in der täglichen Caritas-Arbeit, sondern auch an den aktuellen Armutszahlen der Statistik Austria. Nach Jahren der Dauerkrise seien 336.000 Menschen massiv von Armut betroffen. Um 130.000 Personen mehr als noch im Jahr davor. Damit nicht genug: Eine Studie der Gesundheit Österreich zeige, dass rund 420.000 Menschen von schwerer Ernährungsarmut betroffen sind.
Falsche Ratschläge
Schwertner: „Was sich diese Menschen wohl denken, wenn sie in einem Leitartikel (11. Mai) beinahe pauschal als verantwortungslos beschrieben werden? Wenn ihnen gesagt wird, sie sollen Kartoffeln mit Butter kochen, das sei billig und gesund.“ Er müsse an die Frau eines Ex-Finanzministers denken, „die meinte, Arme sollen doch auf ihren Balkonen Gemüse anbauen“. Für Betroffene fühlten sich solche Ratschläge oft mehr wie Schläge an.
Menschen in Armut seien ohnehin permanent Stress, Scham und Ängsten ausgesetzt, es werde ihnen oft das Gefühl gegeben, sie seien selbst schuld, „wo wir doch wissen, dass Armut ein strukturelles Problem ist“.
(kap – mg)
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