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Schweizer Bischöfe bei einem Treffen zum Thema Missbrauch 2023 Schweizer Bischöfe bei einem Treffen zum Thema Missbrauch 2023 

Schweiz zieht Zwischenbilanz zu Maßnahmen gegen Missbrauch

Bei einem Mediengespräch am Montag präsentierten führende Vertreter der Schweizer Kirche einen Zwischenstand bezüglich der Umsetzung von Maßnahmen gegen Missbrauch.

Beim Werkstattgespräch gaben die drei nationalen kirchlichen Organisationen – die Schweizer Bischofskonferenz (SBK), das Römisch-Katholische Zentralkomitee (RKZ) und die Konferenz der römisch-katholischen Ordensleitungen der Schweiz (KOVOS) – einen Einblick in ihre laufenden Arbeiten. Stefan Loppacher, der Präventionsbeauftragte der Schweizer Bischofskonferenz, hob laut Medienberichten von kath.ch hervor, dass die heterogene Kirchenlandschaft und unterschiedlichen Kirchenstrukturen eine schnelle Umsetzung der Maßnahmen erschwerten. Des Weiteren sollen kirchliche Informations- und Koordinationsstellen eingerichtet werden, um die Opferberatung zu unterstützen. 

Einrichtung eines nationalen kirchlichen Strafgerichts

Bischof Joseph Maria Bonnemain erklärte, dass für die Einrichtung eines nationalen kirchlichen Strafgerichts eine Genehmigung aus Rom erforderlich sei und die Zustimmung aller Mitglieder der Bischofskonferenz.

„Die Bedürfnisse der Opfer stehen an erster Stelle, nicht der Ruf der katholischen Kirche“

"Die Bedürfnisse der Opfer stehen an erster Stelle, nicht der Ruf der katholischen Kirche", betonte Bischof Bonnemain.

In Bezug auf unabhängige Beratung für Missbrauchsopfer wird angestrebt, eine Trennung zwischen der Beratung von Betroffenen und Meldestrukturen herzustellen. Finanzielle Beteiligungen sollen durch Gespräche mit kantonalen Opferhilfestellen ermöglicht werden.

Entwicklung von Standards

Die Entwicklung von Standards für Personaldossiers und Informationsaustausch wurde als weitere Maßnahme genannt. Dies zielt darauf ab, die Versetzung von Missbrauchstätern zu erschweren und die Verbindlichkeit im föderalistischen System sicherzustellen. Desweiteren soll auch das Forschungsprojekt zu sexuellem Missbrauch an der Universität Zürich im Zeitraum von 2024 bis 2026 mit 1,5 Millionen Franken gefördert. Und es bestand auch Interesse, sich an der EKS-Dunkelfeldstudie zu beteiligen.

Offene Fragen und Kritik

Vreni Peterer, die Präsidentin der IG-MikU und selbst Betroffene von sexuellem Missbrauch, unterstützte die vorgestellten Maßnahmen, äußerte jedoch Kritik. Sie berichtete von Betroffenen, die nicht in die Aufarbeitung einbezogen werden, weil Fragen unbeantwortet bleiben. Zum Beispiel, warum ein mutmaßlicher Täter immer noch priesterlich tätig sein darf. Sie kritisierte auch Roland Loos, der die Bedeutung von einigen Monaten bei der Umsetzung der Maßnahmen herunterspielte. Für die Betroffenen sei es sehr wohl wichtig, ob sie länger auf die Verarbeitung warten müssten.

Sie verstehe, dass die Errichtung einer Meldestelle komplex sei, dennoch hätte sie sich gewünscht, dass diese bereits im September 2023 existiert hätte.

In einem Faktenblatt zum Stand der Umsetzung der Maßnahmen, die 2023 beschlossen wurden, sowie zu weiteren Vorgehensweisen finden Interessierte eine Zusammenfassung.

Diese Woche wurde auch bekannt, dass Loppacher, seit 2019 Präventionsbeauftragter für das Bistum Chur, Ende August diese Stelle verlässt wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Ausgestaltung der diözesanen Präventionsstelle. Er werde sich künftig ganz auf die verschiedenen geplanten und sich im Aufbau befindenden Interventionsmaßnahmen und -projekte der katholischen Kirche in der Schweiz konzentrieren, teilte das Bistum Chur mit, das Loppacher für sein Wirken in Chur in den vergangenen fünf Jahren dankte.

(kath.ch - sb)

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30. Mai 2024, 13:02