Interview mit Bischof Jung von Würzburg Interview mit Bischof Jung von Würzburg 

Bischof Jung: „Katholikentag darf keine Blase sein“

Ein Bischof schaut sich in Erfurt besonders genau um: Franz Jung. Der Würzburger Bischof richtet nämlich den nächsten Katholikentag aus, in zwei Jahren. Wir sprachen mit ihm darüber, was er anders und was er genauso machen will wie die Thüringer.

Interview

Herr Bischof, was werden Sie in Würzburg anders machen, und was werden Sie genauso machen?

„Also ich hoffe, dass in Würzburg genauso ein großes Fest der Begegnung und der Freude stattfinden wird, wo man sich im Glauben bestärkt und natürlich auch über die aktuellen Themen diskutiert. Aber natürlich ist das Setting ein ganz anderes, und das ist, glaube ich, sehr spannend – jetzt noch mal den Vergleich zwischen Erfurt und Würzburg. Wir haben in Würzburg eben eine lange, lange katholische Tradition, wir sind ein Bistum mit vielen Traditionen, ein Wallfahrtsbistum, wir haben viele Menschen, die sich engagieren in der Stadt, in Ordensgemeinschaften, in den Verbänden, in den Studentenverbindungen (ein ganz wichtiger Faktor in unserer Stadt), und von daher bin ich mal gespannt. Auch, inwiefern das Gepräge dann auch ein anderes sein wird.“

Zum Nachhören - was Bischof Jung sagt

Ein Ortsbischof von weiter nördlich hat mir gesagt (aber nicht ins Mikrofon): ‚Das ist ja eine Blase hier; also, bei mir wird sicher demnächst kein Katholikentag stattfinden, das muss sich alles grundlegend ändern‘.

„Dass das eine Blase hier sei, würde ich jetzt nicht sagen. Also, es ist eigentlich alles da, was die katholische Welt zu bieten hat an Verbänden, an Auffassungen theologischer Art, es wird gebetet, es wird diskutiert. Ich glaube, das ist das große Gut eines solchen Katholikentages, und es wäre schade, wenn es zur Blase käme. Ich glaube, dem sollten wir wehren - auf dass wirklich jeder eine Stimme hat und auf dass man sich hier miteinander im Austausch auch noch mal fragt ‚Was sind deine Quellen, und wie soll Kirche sich weiterentwickeln? Sie wird sich weiterentwickeln – hier im Osten dramatisch, bei uns auch, natürlich im Umbruch…“

„Frauen-Diakonat: Eine notwendige Diskussion“

Viel gesprochen wurde in letzter Zeit über das Thema Frauendiakonat – nach diesem Nein des Papstes, das etwas abrupt in einem Interview von ihm kam. Wie stehen Sie dazu?

„Also natürlich ist dieses Nein in dem Interview, das kann ich nachvollziehen, für viele Leute verstörend. Wieso gibt es jetzt eine dritte Studiengruppe? Wieso gibt es eine nächste Weltsynode und dann noch mal ein Jahr 2025, in dem diese Ergebnisse vorgelegt werden sollen? Und wieso heißt es jetzt abrupt Nein? Also dann fragt man sich natürlich: Ja, was soll das dann insgesamt? Von daher kann ich die Irritation über diese Äußerung durchaus nachvollziehen. Ich glaube, es ist eine notwendige Diskussion, die wir führen sollten. Ich glaube auch, dass es ein Schritt wäre, der uns weiterführen könnte und jetzt auch nach einem Besuch, den ich kürzlich bei unseren weltkirchlichen Partnern gemacht habe, sehr interessant ist. Die haben ja damals von der Möglichkeit des Ständigen Diakonats für Männer kaum Gebrauch gemacht. Das heißt, man hat ein Amt geschaffen, hat es aber dann doch der Ortskirche überlassen, dieses Amt einzuführen oder nicht. Das finde ich ein sehr interessantes Modell, darüber habe ich oft nachdenken müssen aufgrund dieser kirchlichen Erfahrung. Warum könnte das nicht auch hier in diesem Fall so sein, dass eine Möglichkeit eines Amtes geschaffen wird, aber der Ortskirche dann die Freiheit gelassen wird, diese Karte zu ziehen oder nicht? Ich fand, das ist eine sehr interessante Parallele. Das hat mir sehr zu denken gegeben.“

(vatican news – sk)
 

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01. Juni 2024, 14:45