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Ein Mädchen besucht das Grab von Carlo Acutis in S. Maria Maggiore in Assisi Ein Mädchen besucht das Grab von Carlo Acutis in S. Maria Maggiore in Assisi 

Carlo Acutis: Der erste heilige Millennial

Papst Franziskus und die Kardinäle haben entschieden: Der Teenager Carlo Acutis wird heilig gesprochen. Das Datum steht noch nicht, aber: Damit hat die katholische Kirche ihren ersten Heiligen aus unserer Zeit. Carlo, Jahrgang 1991, war begabt im Umgang mit Computern, aktiv im Internet und sozialen Netzwerken - und tiefgläubig. Er starb im Jahr 2006 mit 15 an Blutkrebs. Beerdigt wurde er auf eigenen Wunsch am italienischen Wallfahrtsort Assisi. Dort wurde er im Herbst 2020 selig gesprochen.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

„Er hat auch den heiligen Franz von Assisi verehrt und hat dann die Eltern dazu gebracht, dass sie sich hier ein Ferienhaus kaufen, so dass er dann öfter hier gewesen ist. Und das Besondere bei ihm - man sieht es ja dann nach seinem Tod - ist, dass eine Verehrung entstanden ist. Ein Seliger oder Heiliger wird ja in der Kirche nicht irgendwie von oben herab verordnet, sondern das geschieht immer von unten her, dass Menschen jemanden im Gedächtnis behalten. Dass man dann sein Grab besucht, hier in Assisi - das hat er sich so gewünscht, dass er hier bestattet ist - und dass dann eine Verehrung entstanden ist und er immer bekannter wurde..."

Das berichtet der deutsche Pilgerseelsorger in Assisi, Bruder Thomas Freidel OFM Conv., im Interview mit Radio Vatikan. Bruder Thomas hat Carlo zwar nie persönlich getroffen, weiß aber, dass der Jugendliche öfter in Assisi war, und kann auch einiges zu ihm erzählen:

Ein Jugendlicher am Grab von Carlo Acutis in S. Maria Maggiore in Assisi
Ein Jugendlicher am Grab von Carlo Acutis in S. Maria Maggiore in Assisi

„Ein Seliger oder Heiliger, der wird ja in der Kirche nicht irgendwie von von oben herab verordnet, sondern das geschieht immer von unten her, dass Menschen jemanden im Gedächtnis behalten“

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Carlo Acutis - Christsein auf eigentlich unspektakuläre Weise 

„Er war der Sohn einer Familie aus Mailand. Er ist in London geboren, weil die Eltern aus beruflichen Gründen damals dort waren. Und er war, wie das immer auch gern so gesagt wird, ein ganz normaler Junge, integriert in seinen Freundeskreis, in seine Umgebung. Er hatte, ich würde es mal so sagen, eine ausgeprägte religiöse Begabung. Er hat sich schon früh für den Glauben interessiert, und er hat eigentlich schon sehr früh verstanden, um was es so beim beim christlichen Glauben geht: Evangelium, Spiritualität und karitative Nächstenliebe und Hilfe. Das hat er früh verstanden und sehr konsequent gelebt", sagt Bruder Thomas.

Carlo Acutis engagierte sich etwa als Gemeindekatechet und half Obdachlosen. Dabei war Carlo nicht in einer besonders katholischen Familie aufgewachsen, die Mutter zum Beispiel habe anfangs gar nicht so viel mit der Kirche zu tun gehabt, sagt Bruder Thomas. Es heißt, schon mit sieben Jahren habe Carlo zur Kommunion gehen wollen - und sich durchgesetzt. Die Eucharistie war für ihn von Beginn an zentral. Der Jugendliche, der sich gut mit dem Internet auskannte, baute eine eigene Internetseite zu eucharistischen Wundern in der Welt . Ebenso schuf Carlo eine Internetseite zu Marienerscheinungen weltweit, zum Thema Engel und Dämonen und zum Thema Hölle, Fegefeuer und Paradies.  

Carlo Acutis
Carlo Acutis

„Er hat die ganz normale, wenn man mal sagen will, traditionelle katholische Frömmigkeit gelebt“

„Ich denke, er war auch sehr wach und intelligent, wenn man bedenkt - er ist mit 15 Jahren gestorben -, was er vorher schon alles entwickelt hat und auf den Weg gebracht hat, seine Internetprogramme... und überhaupt, dass er verstanden hat, worum es beim Christsein geht. Er hat schon sehr konsequent und in gewissem Sinn auch anspruchsvoll das Christsein gelebt - in einer ganz unspektakulären Weise.  Er hat die ganz normale traditionelle katholische Frömmigkeit gelebt, vor allem eben mit dem Blick auf die Eucharistie: Marienverehrung, Wallfahrtsorte, Rosenkranz, regelmäßige Beichte, regelmäßiger Besuch der Messe. Das ist ja jetzt das ganz klassische katholische Modell der Frömmigkeit. Das hat er gelebt als junger Mensch und ganz entschieden und konsequent, ohne jetzt irgendwelche Sonderformen zu entwickeln."

Der erste Heilige, der eine eigene Facebook-Seite hatte

Carlo Acutis war also - in vielen Dingen - ein ganz normaler Jugendlicher: Er trug Sneakers, Jeans und Sport-Jacken (so ist er auch aufgebahrt in einem Glassarg in Assisi zu sehen, in der Kirche Santa Maria Maggiore). Und er war, klar im digitalen Zeitalter, auch im Internet und in sozialen Netzwerken aktiv:

„Es ist halt wirklich ein junger Mensch aus unserer Zeit, wie man so sagt, der erste Selige oder dann Heilige, der eine eigene Facebookseite hatte, der in den neuen Medien aufgewachsen ist. Also, es kann schon für junge Menschen ein Zugang sein zu sagen: Das, was Christsein bedeutet, auch in ganz konsequenter Weise, das kann man auch heute leben unter den heutigen Bedingungen. Es geht nicht nur um Vorbilder aus der Vergangenheit, sondern ganz konkret in der heutigen Zeit. Und das ist die Chance, denke ich, die in in dem Phänomen Carlo Acutis liegt: Ein junger Mensch aus unserer heutigen Zeit, der sich begeistern lässt für den Glauben und der das lebt. Konsequent, aber eben auch offen und und in einer sympathischen Art und Weise. Vielleicht gibt's da jetzt eine neue Entwicklung: Ich habe es jetzt zum ersten Mal erlebt vor einiger Zeit, da kam eine Frau mit ihrer Tochter hierher. Die Tochter hatte im Religionsunterricht von Carlo Acutis erfahren, wollte dann hierher kommen und hat dann festgestellt, dass es hier auch den heiligen Franziskus gibt und hat dann sich auch für ihn interessiert. Also, auch das mag es geben, dass jemand auf diesem Weg hierher kommt."

„Was Christsein bedeutet, auch in ganz konsequenter Weise, das kann man auch heute leben unter den heutigen Bedingungen“

Schnelle Selig- und Heiligsprechung - Datum für Heiligsprechung noch offen

Schon bald nach seinem Tod zog Carlo Acutis viele nach Assisi. 2020 erfolgte die Seligsprechung, nun haben der Papst und die Kardinäle für die Heiligsprechung entschieden. Es geht schnell bei Carlo. Der italienische Teenager bewegt viele und hat durch seine Fürsprache auch Wunder von Krankenheilungen bewirkt, die die katholische Kirche anerkannte, so dass der Weg zur Selig- und nun auch Heiligsprechung schnell frei wurde. Zur Bekanntheit Carlos und seiner Verehrung hat wohl auch beigetragen, wie er mit dem Ende seines irdischen Leben umging.  Im Jahr 2016  verlor Carlo, als er gerade mal 15 Jahre alt war, den Kampf gegen den Krebs. Er selbst sagte seinen Tod in einem Video, das noch heute im Internet zu finden ist, voraus: „Ich bin dazu bestimmt, zu sterben". Auch Bruder Thomas kennt dieses kurze Video: 

Der präparierte, aufgebahrte Leichnam von Carlo
Der präparierte, aufgebahrte Leichnam von Carlo

„Er hat im gläubigen Bewusstsein sein Sterben angenommen“

„So ein junger Mensch, dessen Leben so abrupt, so früh zu Ende geht. Er hatte das dann bewusst angenommen, dass sein Leben jetzt zu Ende geht, er hat im gläubigen Bewusstsein sein Sterben auch angenommen, hat das ja auch noch mal öffentlich gemacht. Diese letzte Filmaufnahme von ihm ist kurz, aber abgerundet und stimmig. Es bleibt offen, was aus dem Menschen noch geworden wäre, das ist klar. Aber es ist immer so ein Zeichen, das ein Heiliger gibt. Wir werden sehen, was sich daraus noch entwickelt."

Sicher ist sich Bruder Thomas, dass Carlo Acutis Bekanntheit und seine Verehrung mit seiner Heiligsprechung noch mehr Menschen anziehen werden. Dies könnte möglicherweise auch zu Änderungen in Assisi führen, denn die Kirche, in der der präparierte Leichnam Carlos aufgebahrt ist, Santa Maria Maggiore, ist klein, berichtet Bruder Thomas:

„Der Ort ist nicht so gut geeignet, weil die Kirche klein ist. Es wird schnell voll dort. Also könnte sein, dass es da in Zukunft noch eine andere Entscheidung gibt, dass man vielleicht das irgendwo anders hin verlegt oder dass es irgendeine neue Entscheidung gibt. Das ist noch nicht bekannt."

Spruchreif ist aber diesbezüglich noch nichts - so wie auch der genaue Termin für die Heiligsprechung von Carlo Acutis noch aussteht. Papst Franziskus und die Kardinäle entschieden diesen Montag beim Konsistorium in Rom für die Heiligsprechung. Wahrscheinlich ist, dass sie im Heiligen Jahr 2025 erfolgt.

(vatican news - sst) 

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01. Juli 2024, 12:36