Carlo Acutis: Der erste heilige Millennial
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
„Er hat auch den heiligen Franz von Assisi verehrt und hat dann die Eltern dazu gebracht, dass sie sich hier ein Ferienhaus kaufen, so dass er dann öfter hier gewesen ist. Und das Besondere bei ihm - man sieht es ja dann nach seinem Tod - ist, dass eine Verehrung entstanden ist. Ein Seliger oder Heiliger wird ja in der Kirche nicht irgendwie von oben herab verordnet, sondern das geschieht immer von unten her, dass Menschen jemanden im Gedächtnis behalten. Dass man dann sein Grab besucht, hier in Assisi - das hat er sich so gewünscht, dass er hier bestattet ist - und dass dann eine Verehrung entstanden ist und er immer bekannter wurde..."
Das berichtet der deutsche Pilgerseelsorger in Assisi, Bruder Thomas Freidel OFM Conv., im Interview mit Radio Vatikan. Bruder Thomas hat Carlo zwar nie persönlich getroffen, weiß aber, dass der Jugendliche öfter in Assisi war, und kann auch einiges zu ihm erzählen:
Carlo Acutis - Christsein auf eigentlich unspektakuläre Weise
Der erste Heilige, der eine eigene Facebook-Seite hatte
Carlo Acutis war also - in vielen Dingen - ein ganz normaler Jugendlicher: Er trug Sneakers, Jeans und Sport-Jacken (so ist er auch aufgebahrt in einem Glassarg in Assisi zu sehen, in der Kirche Santa Maria Maggiore). Und er war, klar im digitalen Zeitalter, auch im Internet und in sozialen Netzwerken aktiv:
„Es ist halt wirklich ein junger Mensch aus unserer Zeit, wie man so sagt, der erste Selige oder dann Heilige, der eine eigene Facebookseite hatte, der in den neuen Medien aufgewachsen ist. Also, es kann schon für junge Menschen ein Zugang sein zu sagen: Das, was Christsein bedeutet, auch in ganz konsequenter Weise, das kann man auch heute leben unter den heutigen Bedingungen. Es geht nicht nur um Vorbilder aus der Vergangenheit, sondern ganz konkret in der heutigen Zeit. Und das ist die Chance, denke ich, die in in dem Phänomen Carlo Acutis liegt: Ein junger Mensch aus unserer heutigen Zeit, der sich begeistern lässt für den Glauben und der das lebt. Konsequent, aber eben auch offen und und in einer sympathischen Art und Weise. Vielleicht gibt's da jetzt eine neue Entwicklung: Ich habe es jetzt zum ersten Mal erlebt vor einiger Zeit, da kam eine Frau mit ihrer Tochter hierher. Die Tochter hatte im Religionsunterricht von Carlo Acutis erfahren, wollte dann hierher kommen und hat dann festgestellt, dass es hier auch den heiligen Franziskus gibt und hat dann sich auch für ihn interessiert. Also, auch das mag es geben, dass jemand auf diesem Weg hierher kommt."
Schnelle Selig- und Heiligsprechung - Datum für Heiligsprechung noch offen
„So ein junger Mensch, dessen Leben so abrupt, so früh zu Ende geht. Er hatte das dann bewusst angenommen, dass sein Leben jetzt zu Ende geht, er hat im gläubigen Bewusstsein sein Sterben auch angenommen, hat das ja auch noch mal öffentlich gemacht. Diese letzte Filmaufnahme von ihm ist kurz, aber abgerundet und stimmig. Es bleibt offen, was aus dem Menschen noch geworden wäre, das ist klar. Aber es ist immer so ein Zeichen, das ein Heiliger gibt. Wir werden sehen, was sich daraus noch entwickelt."
Sicher ist sich Bruder Thomas, dass Carlo Acutis Bekanntheit und seine Verehrung mit seiner Heiligsprechung noch mehr Menschen anziehen werden. Dies könnte möglicherweise auch zu Änderungen in Assisi führen, denn die Kirche, in der der präparierte Leichnam Carlos aufgebahrt ist, Santa Maria Maggiore, ist klein, berichtet Bruder Thomas:
„Der Ort ist nicht so gut geeignet, weil die Kirche klein ist. Es wird schnell voll dort. Also könnte sein, dass es da in Zukunft noch eine andere Entscheidung gibt, dass man vielleicht das irgendwo anders hin verlegt oder dass es irgendeine neue Entscheidung gibt. Das ist noch nicht bekannt."
Spruchreif ist aber diesbezüglich noch nichts - so wie auch der genaue Termin für die Heiligsprechung von Carlo Acutis noch aussteht. Papst Franziskus und die Kardinäle entschieden diesen Montag beim Konsistorium in Rom für die Heiligsprechung. Wahrscheinlich ist, dass sie im Heiligen Jahr 2025 erfolgt.
(vatican news - sst)
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