Bischof Bätzing: „Der Altardienst endet nicht am Altar“
Romano Pelosi - Vatikanstadt
Wir baten den Bischof angesichts der sich dem Ende zuneigenden Ministrantenwallfahrt nach einer ersten Bilanz. Unser Kollege Romano Pelosi traf Bätzing am Rande des Formats „Ask the bishop“, in dessen Rahmen sich verschiedene Bischöfe den Fragen der Ministrantinnen und Ministranten stellen.
Wie das Wunder von den Broten und Fischen
Bischof Bätzing, DBK-Vorsitzender: Es ist ein großartiges Ereignis! Das sage ich für mich, und das sagen viele unserer Ministrantinnen und Ministranten. Die Vorbereitung hat sich gelohnt. Die jungen Leute erleben hier eine Gemeinschaft, wie sie oft in ihrer Heimat gar nicht mehr zu spüren ist. Da denken sie oft auch: ,Was sind wir wenige..‘ Und hier merken sie: ,Wir sind Tausende‘ - es sind Zigtausende! Das ist so ähnlich wie mit dem Wunder: Der kleine Junge mit den fünf Broten und zwei Fischen - und auf einmal reicht es für alle. So etwas hat diese Wallfahrt, und das wird eine ganze Generation von jungen Leuten prägen.
Was junge Leute wirklich interessiert
Vatican News: Sie haben vorhin im Format ,Frag' den Bischof‘ erwähnt, dass Sie in diesen Tagen viele Gespräche geführt haben, mit vielen Ministrantengruppen. Was hat Sie an diesen Gesprächen überrascht oder auch inspiriert?
Bischof Bätzing: Ja, ich habe mir vorher überlegt, wie begegne ich den jungen Leuten? Und habe mir vorgenommen: Ich möchte möglichst viele kleine Gruppen treffen. Wir feiern die großen Gottesdienste miteinander. Wir sind über Tausende aus unserem Bistum hier und ich besuche die Gruppen da, wo sie mich gerne treffen wollen. Und dann stellen sie Fragen, sie stellen die Fragen, die ihnen naheliegen. Und das sind interessanterweise gar nicht die großen Fragen, die sonst immer kommen: Zölibat, Frauenpriestertum…
Zum Beispiel fragte gestern eine junge Frau: ,Was ist der Unterschied zwischen unserer Religion und Mythologie?‘ Da musste ich erst mal selber nachdenken, und wir kamen dann ins Gespräch. Solche Fragen interessieren die jungen Leute. Aber sie wollen, das merke ich auch, dass sich diese Kirche bewegt, damit es ihre Kirche bleibt. Denn sie wollen nicht aus ihrer Zeit herausfallen. Wir wollen Menschen ihrer Zeit sein und gleichzeitig Freundinnen und Freunde Jesu. Und da suchen sie eine Verbindung.
Glaubensschule
Vatican News: Wo sehen Sie den speziellen Wert des Ministrantenseins heute?
Bischof Bätzing: Den Ministrantendienst verbindet so unglaublich viel. Der Dienst selber ist eine Glaubensschule. Ja, das ist ja ein Stück Mystagogie der heiligen Messe: Nicht nur im Üben, sondern im Miterleben! Das ist die Aufmerksamkeit auf die Verkündigung, die in jeder Messe stattfindet. Es ist aber auch eine soziale Geschichte, denn die jungen Leute erleben die Verbundenheit untereinander. Der Altardienst endet nicht am Altar, sondern das ,Ite missa est‘ geht ja weiter: Die jungen Leute treffen sich, sie erleben Freizeit zusammen. Sie machen Gruppenstunden, Glaubensvertiefung, Glaubensgespräche, kommen mit ihren Seelsorgern und Seelsorgerinnen zusammen. Also da ist eigentlich alles drin, was Kirche baut. Insofern, das ist etwas vom Besten unserer Jugendarbeit, was wir haben können.
Vatican News: Vielen Dank.
Die Fragen stellte Romano Pelosi für Vatican News.
(vatican news – rp/pr)
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