Bischofskonferenz in Fulda Bischofskonferenz in Fulda  (ANSA)

Deutsche Bischöfe hoffen auf Reformen und Gleichberechtigung

Kurz vor Beginn der katholischen Weltsynode in Rom haben sich deutsche Bischöfe für umfassende Reformen und mehr Gleichberechtigung ausgesprochen. Im Zentrum steht die Forderung nach größeren Entscheidungsspielräumen für nationale Bischofskonferenzen und die stärkere Einbindung von Frauen in leitende kirchliche Positionen.

Kurz vor der mit Spannung erwarteten Weltsynode im Vatikan betonen die deutschen Bischöfe ihre Forderungen nach Reformen innerhalb der katholischen Kirche. Bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda machte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck deutlich, dass er mehr Autonomie für die nationalen Bischofskonferenzen anstrebt. „Einzelfragen kirchlichen Handelns sollten künftig in verschiedenen Ländern unterschiedlich beantwortet werden können“, erklärte Overbeck und forderte eine Neuverteilung der Kompetenzen innerhalb der Kirche. Damit wird der Wunsch nach einer flexibleren Kirche laut, die sich an die regionalen Gegebenheiten anpassen kann, ohne den universellen Charakter des Glaubens zu verlieren. 

Frauen in der Kirche

Im Zentrum der deutschen Forderungen steht auch das Thema der Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing aus Limburg, unterstrich die Bedeutung, Frauen auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens, einschließlich der Leitungsebene, stärker einzubeziehen. „Dies muss auch im Kirchenrecht verankert werden“, so Bätzing. Die katholische Kirche steht weltweit unter wachsendem Druck, sich den gesellschaftlichen Forderungen nach Geschlechtergerechtigkeit zu öffnen, und Bätzing sieht die Weltsynode als wichtigen Moment, um hier Fortschritte zu erzielen.  In diesem Zusammenhang äußerte er sich auch positiv zu einer möglichen Öffnung der Diakonatsweihe für Frauen. Er spüre diesen Wunsch und sehe die ehrliche Berufung bei vielen Frauen, mit denen er zu tun habe. „Ich bin im Gespräch mit vielen solcher Frauen", so Bätzing. „Ich sehe aber auch, wie spannungsreich das ist“, räumte er ein.

Eine andere Auffassung vertrat allerdings der Augsburger Bischof Bertram Meier, der in seiner direkt folgenden Antwort hervorhob, dass in dieser Frage auch die deutschen Bischöfe untereinander nicht einer Meinung seien. Er fühle sich durch das 1994 durch Johannes Paul II. verfasste Schreiben „Ordinatio Sacerdotalis“ gebunden, sagte Meier. Darin schrieb der damalige Papst fest, die Kirche habe keine Vollmacht, Frauen die Priesterweihe zu spenden. Eine der großen Streitfragen in diesem Zusammenhang sei, inwieweit die Diakonenweihe unter diese Richtlinien falle, so Meier, der unterstrich, dass er in seinem Bistum alles dafür tue, Frauen in Ämter mit weitreichender Verantwortung zu heben: „Aber bei der Weihe bin ich ehrlich gesagt im Moment etwas skeptisch“, sagte er.

Bischof Felix Genn aus Münster wiederum betont, dass bei der Weltsynode konkrete Antworten auf drängende Fragen gefunden werden sollten. Dabei sei es nötig, die Debatten transparent zu führen und besonders die Gleichberechtigung von Frauen nicht nur anzusprechen, sondern auch klare Handlungsperspektiven zu entwickeln. Genn wird eine der Arbeitsgruppen leiten, die sich mit den Rechten und der Wahl von Bischöfen befasst. Damit steht er an einer Schlüsselstelle der Reformbestrebungen. Bei der Synode ist er darüber hinaus Teil einer Arbeitsgruppe zu Kontroversien.

Hierarchische Struktur der katholischen Kirche

Doch nicht alle Bischöfe sind für radikale Veränderungen. Der Passauer Bischof Stefan Oster erinnerte an die hierarchische Struktur der katholischen Kirche, die zentrale Entscheidungen den Bischöfen und dem Papst vorbehält. Die Weltsynode müsse, so Oster, über die Verbindung von synodalen Prozessen und der hierarchischen Ordnung der Kirche beraten. Oster spricht von einem notwendigen „neuen Aufbruch“ und einem veränderten Stil, um die Kirche wieder stärker zusammenzuführen. 

„Und ich glaube, Papst Franziskus hat die Vision, wenn wir da eine gute heutige Antwort finden miteinander, dann sind wir auch in der Lage, in einer neuen Weise Kirche zu sein, auch offen für das, was uns die Welt immer wieder sagt und zeigt“, so Oster wörtlich.

In diese Richtung äußerte sich auch der Weltkirchebischof Bertram Meier, der die Kernidee des weltweiten synodalen Prozesses darin sieht, dass die Kirche nicht von „einsamen Entscheidungen von oben“ geleitet wird. Stattdessen gehe es um Teilhabe, Transparenz und Offenheit in Entscheidungsprozessen, die künftig alle Mitglieder der Kirche stärker einbinden soll.

„Es muss, so denke ich auch, nicht alles in der Zentrale entschieden werden“, sagte er bei der Pressekonferenz der Bischöfe am Dienstag in Fulda. 

Teilnehmerinnen

Auch Frauen werden an der Weltsynode teilnehmen. Von den etwa 360 Delegierten, die vom 2. bis 27. Oktober im Vatikan zusammenkommen, sind rund 50 Frauen. Dies gilt als ein historischer Schritt, da Frauen bislang bei solch hochrangigen Synoden kaum vertreten waren. Dennoch bleibt die Zusammensetzung aus deutscher Sicht umstritten: Aus Deutschland wurden ausschließlich männliche Delegierte entsandt. Neben Bischof Bätzing reisen Felix Genn, Bertram Meier, Stefan Oster und Franz-Josef Overbeck nach Rom.

Die Weltsynode biete eine Plattform, auf der entscheidende Weichenstellungen für die Zukunft der katholischen Kirche vorgenommen werden könnten. Die deutschen Bischöfe hoffen, dass ihre Reformvorschläge Gehör finden und der Weg zu einer inklusiveren und flexibleren Kirche geebnet wird.

(kna – mg)

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24. September 2024, 15:52