Neues Altarbild in Corvey: Auferstehungsszene als Symbol der Hoffnung
Mario Galgano - Zürich
Vor der leeren Grabeshöhle erhebt sich ein Schmetterling in die Luft – ein kraftvolles Symbol der Auferstehung. Das neue Hochaltarbild in der ehemaligen Abteikirche Corvey, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, zeigt in moderner Bildsprache den triumphalen Moment der Auferstehung Jesu. Die Interpretation stammt vom Künstler Thomas Jessen und wurde am Mittwoch, im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Nordeuropahilfe des Bonifatiuswerks, der Öffentlichkeit vorgestellt.
Das Bild steht symbolisch für die Rückkehr eines jahrzehntelang vermissten Stücks Kirchenkunst. Seit dem 7. April 1945 fehlte in der katholischen Pfarrkirche St. Stephanus und Vitus Corvey eine Darstellung der Auferstehung. Das ursprüngliche Barockgemälde wurde während des Zweiten Weltkriegs bei der Sprengung einer Eisenbahnbrücke durch deutsche Soldaten zerstört. Die Druckwelle riss das Kunstwerk in Fetzen, die seither verschollen sind.
Moderne Kunstform in barockem Rahmen
Pfarrdechant Hans-Bernd Krismanek zeigte sich bei der Enthüllung sichtlich bewegt: „Das neue Gemälde schließt den Bilderzyklus und bietet eine moderne Kunstform im barocken Rahmen. Es bringt die österliche Botschaft der Auferstehung in unsere Zeit und regt zum Nachdenken an.“ Bisher zeigte die Pfarrkirche über Ostern ein Karfreitagsgemälde mit der Kreuzigung Jesu, doch das neue Osterbild fügt sich nun in den liturgischen Rhythmus ein.
Die Initiative für das neue Kunstwerk ging vom Bonifatiuswerk in Paderborn aus. Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Hilfswerks, engagierte sich persönlich für die Neuanschaffung. „Dank Spenden, der Unterstützung des Erzbistums Paderborn und vieler weiterer Förderer konnten wir dieses Werk an diesem geschichtsträchtigen Ort realisieren und es der Gemeinde als Geschenk übergeben“, erklärte Monsignore Austen. Der 25. September, der Gründungstag der ehemaligen Benediktinerabtei im Jahr 822, wurde bewusst als Termin für die Enthüllung gewählt.
Viele Gäste
Im Gottesdienst, der der Zeremonie vorausging, waren neben hochrangigen Geistlichen wie Bischof Ceslaw Kozon aus Kopenhagen und Bischof Viktors Stulpins aus Lettland auch Generalvikar Thomas Dornseifer aus Paderborn anwesend. Abends folgte ein Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Nordeuropahilfe des Bonifatiuswerks, zu dem internationale Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft eingeladen waren, darunter Botschafter aus Schweden, Estland, Lettland und Litauen.
Das neue Altarbild ist mehr als ein ästhetisches Kunstwerk. Es ist ein Zeichen der Versöhnung und eine Mahnung gegen Krieg und Gewalt. „Das alte Bild wurde durch die Gräuel des Zweiten Weltkriegs zerstört. Das neue Bild soll ein Zeichen gegen Menschenverachtung und für die Hoffnung setzen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat“, betonte Monsignore Austen. Er fügte hinzu, dass gerade in Zeiten von Krieg und Leid das Bild der Auferstehung eine besondere Bedeutung trage und als Symbol für den Sieg des Lebens über den Tod stehe.
Die Herausforderung
Der Künstler Thomas Jessen, der fünf Monate an dem 4,50 Meter hohen und 3,50 Meter breiten Bild gearbeitet hat, zeigte sich erfreut über die Resonanz. „Die Herausforderung bestand darin, etwas zu schaffen, das sich harmonisch in den barocken Altar einfügt und gleichzeitig modern ist“, erklärte Jessen. Als Sohn eines evangelischen Pfarrers, der später katholischer Priester wurde, hat er sich durch kirchliche Auftragsarbeiten einen Namen gemacht.
Das Bild ist Teil eines sechs Werke umfassenden Zyklus, der neben der Auferstehung auch die Kreuzigung Jesu, Pfingsten, die Himmelfahrt Mariens und die Geburt Jesu thematisiert. Über ein Rollensystem werden die Gemälde passend zum liturgischen Kalender ausgetauscht. Das neue Bild bleibt bis zum 31. Oktober 2024 in der Pfarrkirche von Corvey zu sehen. Es lädt die Besucher dazu ein, über die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens – die Auferstehung – nachzudenken und den Mut zu finden, im Leben aufzustehen, wann immer es nötig ist.
(bonifatiuswerk)
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