Der deutsche Bundespräsident Steinmeier bei der Gedenkveranstaltung Der deutsche Bundespräsident Steinmeier bei der Gedenkveranstaltung  (ANSA)

D/Italien: Steinmeier nennt Massaker in Marzabotto „Tage in der Hölle“

Das NS-Massaker im italienischen Marzabotto vor 80 Jahren hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als „Tage in der Hölle“ bezeichnet. Am Sonntag nahm er dort an einer Gedenkveranstaltung teil.

„Die SS-Männer mordeten in jenen Tagen im Herbst 1944 wie in einem Blutrausch. Sie sperrten die Menschen in Häusern ein und warfen Handgranaten hinein. Brannten Ställe, Wohnhäuser, Kirchen, Kapellen nieder. Sie kannten kein Erbarmen, keine Menschlichkeit, nicht einmal für Frauen, Priester, betagte Männer. Und auch nicht für Kinder, so viele Kinder", sagte Steinmeier laut vorab verbreitetem Redemanuskript am Sonntag bei einer Gedenkveranstaltung in Marzabotto.

Das grausamste aller Verbrechen

Als die Deutschen abgezogen seien, seien 771 Menschen tot gewesen, darunter mehr als 300 Frauen und über 200 Kinder, sogar Säuglinge. „Das Massaker von Marzabotto war das grausamste aller Verbrechen, die deutsche Truppen in Italien während des Zweiten Weltkrieges begangen haben“, betonte das deutsche Staatsoberhaupt. Steinmeier bat im Namen Deutschlands um Vergebung. Die Opfer und die Nachfahren hätten ein Recht auf Erinnerung. „Die ganze Gegend hier am Monte Sole trägt bis heute tiefe, sichtbare Narben. Und ich weiß: Der Schmerz ist noch größer, weil die meisten Verbrechen nie gesühnt wurden. Das ist die zweite Schuld, die wir Deutschen auf uns geladen haben.“

Sich zu erinnern, damit nicht wieder geschehe, was einmal geschehen sei, sei die Verantwortung vor der Geschichte, gerade für Deutsche. „Und diese Verantwortung kennt keinen Schlussstrich", sagte der Bundespräsident. „Europa hat nur dann eine friedliche Zukunft, wenn wir Deutschen diese Verantwortung vor der Geschichte niemals vergessen und sie verteidigen.“

Ein Moment der Zeremonie
Ein Moment der Zeremonie

Weg der Versöhnung und der Freundschaft

An Italiens Staatspräsidenten Sergio Mattarella gewandt sagte Steinmeier: „Unsere beiden Länder wissen, dass die Demokratie, einmal errungen, nie selbstverständlich ist. Wir wissen, dass Freiheit und Demokratie geschützt und verteidigt werden müssen, dass überzogener Nationalismus zu Krieg führt." Er betonte, dass der „Weg der Versöhnung und der Freundschaft“ weitergegangen werden müsse.

Rund um den 29. September töteten Einheiten von SS und Wehrmacht Hunderte Zivilisten und zerstörten fast alle Häuser in der Region um Marzabotto. Die Deutschen hatten das Morden als Strafaktion gegen Partisanen der Gruppe „Stella Rossa“ (Roter Stern) bezeichnet. Wie auch andere Kriegsverbrechen belastete Marzabotto lange das Verhältnis zwischen Deutschland und Italien.

(kna – cs)

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29. September 2024, 16:11