Bei einer Klimaschutz-Demonstration in Deutschland, November 2022 Bei einer Klimaschutz-Demonstration in Deutschland, November 2022  (AFP or licensors)

D: Kirche und Experten fordern globale Wende bei der Landnutzung

Es brauche eine „konsens- und lösungsorientierte Zusammenarbeit von Politik, Landwirtschaft und Gesellschaft, um die lebensnotwendige Fruchtbarkeit und Funktionsfähigkeit von Böden zu erhalten und zu steigern," erklärte die Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Sie stellte diesen Mittwoch in München ihre Studie „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Leitlinien für die globale Landnutzung“ vor.

Die Sachverständigen erläutern, wie ein verengtes Verständnis von Effizienz zu einer problematischen Förderpolitik beigetragen habe, die teuer, sozial unausgewogen und nicht zukunftsfähig sei. Der Expertentext fordert daher eine gemeinwohlorientierte Landnutzungswend: Die Studie skizziert so etwa „ethische Leitlinien für die Landnutzungswende“ und fordert eine gemeinwohlorientierte Ordnungspolitik, die nicht nachhaltige Subventionen beendet und unter anderem sogenannte „ökosystemare Dienstleistungen“ angemessen honoriere, heißt es in einer Pressemitteilung der DBK.  Auch der soziale Ausgleich, die Beachtung der kulturellen Dimension und der Kampf gegen populistische Vereinnahmungen und Verfälschungen werden in der Studie als wichtige Bausteine einer zukunftsfähigen Landnutzungsstrategie identifiziert.

„Stehen in der Pflicht, die Erde für nachfolgende Generationen intakt zu erhalten“

Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche, Bischof Bertram Meier (Augsburg), empfahl die differenzierten Empfehlungen der Expertengruppe der weiteren Beachtung und Diskussion durch die verantwortlichen Akteure. Er verwies auf die christliche Überzeugung von der Gemeinwohlbestimmung der Güter. Diese sei universell zu verstehen, denn die Güter seien gleichermaßen für alle Menschen bestimmt. „Wir stehen in der Pflicht, die Erde für nachfolgende Generationen intakt zu erhalten“, mahnte Bischof Meier. „Wir Menschen dürfen die Welt als Treuhänder nutzen, sie aber nicht zerstören.“ Wenn die Stimmen aus dem Globalen Süden überhört oder Bedürfnisse zukünftiger Generationen übersehen würden, sei es Aufgabe der Kirche, für diese einzutreten.

„Das Land und der Boden müssen die angemessene Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung sichern, sie müssen in weit stärkerem Ausmaß als bisher Kohlenstoff speichern und so zum Klimaschutz beitragen – und sie müssen die derzeit massiv rückläufige Biodiversität erhalten“, erläuterte der Vorsitzende der Sachverständigengruppe und Präsident der Hochschule für Philosophie München, Johannes Wallacher.

Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften bei Studien-Präsentation

Bei der Vorstellung der Studie in München wurde diese mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Landwirtschaft, Kirche und Kultur diskutiert. Neben Mitgliedern der Sachverständigengruppe waren auch die Bayerische Landwirtschaftsministerin, Staatsministerin Michaela Kaniber, der Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und Vizepräsident der Welthungerhilfe, Joachim von Braun, die Bundesvorsitzende der Katholischen Landvolkbewegung, Nicole Podlinski, sowie die Gründerin der MaLisa-Stiftung und Botschafterin von NABU und German Doctors, Maria Furtwängler gekommen. Der Arzt und Fernsehmoderator Eckart von Hirschhausen sandte eine Video-Grußbotschaft, in der er die Verantwortung jedes Einzelnen für eine zukunftsfähige Landnutzung unterstrich.

Einladung zum Dialog

Auf der digitalen Dialogplattform zur sozial-ökologischen Transformation sind Interessierte zur Diskussion eingeladen. Dort befindet sich die Studie „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität“ zum Herunterladen, ebenso kann das Dokument in der Rubrik Publikationen bei der DBK als Broschüre bestellt oder als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Hintergrund

Die interdisziplinäre Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik der Deutschen Bischofskonferenz erörtert laut eigener Angabe seit einigen Jahren aktuelle Fragen der nachhaltigen Entwicklung und der sozial-ökologischen Transformation in globaler Perspektive. Das Forschungs- und Dialogprojekt wurde von der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz ins Leben gerufen und knüpft an die Grundlagen der christlichen Sozialethik und an die Enzyklika „Laudato si’" von Papst Franziskus an. Die wissenschaftliche Studienreihe ist eingebettet in einen Dialog mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Landwirtschaft und Zivilgesellschaft, der von der Deutschen Kommission Justitia et Pax gesteuert wird. 

(pm - sst)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

11. September 2024, 13:48