D: Bischöfe mahnen bei Friedensdialog zu Engagement gegen Rechts
Trotz der jüngsten Wahlergebnisse im Osten gelte es, öffentliche Räume zu behaupten, so Landesbischof Friedrich Kramer, Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland, in Osnabrück. „Unsere Chance ist es, noch Leute aus unterschiedlichster Couleur zusammenbringen. Wir müssen mehr miteinander reden, um die von Rechts provozierte Polarisierung zu durchbrechen", sagte Kramer beim dritten Ökumenischen Friedensdialog im Rathaus. Für einen freundlichen, menschlichen Umgang verbunden mit klarer sachlicher Positionierung brauche es jedoch eine sehr gute Moderation, mahnte er. Diese habe sich bei Wahlforen seiner Kirche mit und ohne Teilnehmer der AfD gezeigt.
Wilmer: Kirchen müssen sich besser aufstellen
Hildesheims katholischer Bischof Heiner Wilmer erinnerte an die Erklärung der deutschen Bischöfe gegen völkische Ideologie von Anfang des Jahres. Die sei von der Bischofskonferenz einstimmig verabschiedet worden. Allen sei klar, dass viele rechtspopulistische und radikale Aussagen klar dem Menschenbild der Bibel widersprechen, so der Vorsitzende der Kommission „Justitia et Pax". Gleichwohl müssten die Kirchen sich bei problematischen Themen, die Menschen umtreiben, noch besser aufstellen.
Radoslaw Markowski, Direktor am Zentrum für Demokratieforschung in Warschau, erinnerte daran, dass in vielen Nationen Menschen immer wieder das Gefühl hatten, bald in der Minderheit zu sein oder übervorteilt zu werden. „Wir müssen uns fragen: Was lief falsch in der liberalen Demokratie? Es gibt gerechtfertigten Ärger gegen bisherige Eliten", so der Politikwissenschaftler. „Menschen wollen geliebt und nicht kritisiert werden. Daher wenden sich viele schnell ab", fasste die Publizistin und Juristin Liane Bednarz das Zusammenspiel von Politik und Psychologie zusammen. In der oft anzutreffenden Endzeitstimmung, die sich auch unter rechten Christen zeige, seien persönliche Gespräche zwar mühsam, aber äußerst wichtig. „Viele Menschen vertrauen dann nur noch Freunden oder der Familie. Lassen Sie solche Leute nicht fallen", betonte Bednarz.
Auch innerkirchlich Dialog wichtig
Als schwierig, aber notwendig bezeichneten Kramer und Wilmer den innerkirchlichen Umgang mit rechtspopulistisch sympathisierenden und agierenden Mitgliedern. Zwar dürfe es keine Gesinnungsschnüffelei geben, andererseits brauche es konfrontative Gespräche. „Wir müssen noch besser lernen zu streiten", mahnte Wilmer. „Wie in einer großen Familie. Kein Bashing, sondern streitet, aber haltet zusammen."
(kna - sst)
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