Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, bei einer Pressekonferenz 2019 Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, bei einer Pressekonferenz 2019 

Bätzing zu Dilexit nos: Mehr als Aufzählung spiritueller Texte

Man könne sich fragen, was ein Lehrschreiben über die Herz-Jesu-Frömmigkeit „dem heutigen Menschen in der Postmoderne sagen kann“, erklärt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, zu „Dilexit nos“, der jüngsten Enzyklika von Papst Franziskus. Es gehe jedoch um „weitaus mehr als eine Aufzählung spiritueller Texte und Autoren unter dem Schlagwort ,Herz Jesu`", nämlich um die Liebe.

Damit mache das Schreiben zugleich deutlich, „welche zentrale Aussage Papst Franziskus mit dieser Thematik verbindet", erklärt der DBK-Chef in einer Pressemitteilung vom Donnerstag. Das Herz, sei für den Papst „nicht nur Symbol für die Liebe, es verkörpert zugleich das körperliche, seelische und geistige Zentrum des Menschen, den Ort der Aufrichtigkeit und den Ort der Gottesbegegnung. Franziskus spricht vom Herzen ‚als dem Ort, wo in jedem Menschen, gleich welcher Herkunft und Lebensbedingung, alles zusammenkommt, wo all die anderen Kräfte, Überzeugungen, Leidenschaften und Entscheidungen der konkreten Menschen entspringen und verwurzelt sind‘ (Nr. 9)."

Papst bringt Gegenmodell für schnelllebige und oberflächliche Welt

Aus Sicht des Limburger Bischofs  wirbt das neue Papstschreiben, das diesen Donnerstag im Vatikan vorgestellt wurde, dafür,  „bewusst wieder vom Herzen zu sprechen und mit dem Herzen zu sehen". Der Papst erinnere daran, dass „ wir eine Wirklichkeit besser und vollständiger erkennen, wenn wir sie mit dem Herzen erfassen", zitiert Bätzing dazu aus  Nr. 16 der neuen Enzyklika.

„Liebe Gottes zu den Menschen verdeutlichen, die in Christus mitten unter uns erschienen ist“

 

Er führt weiter aus: „Die christliche Rede vom Herzen Jesu ist letztlich immer wieder dem Bemühen geschuldet, die Liebe Gottes zu den Menschen zu verdeutlichen, die in Christus mitten unter uns erschienen ist. Darum kreisen viele der aus der spirituellen Tradition der Kirche erwähnten Gedanken in der Enzyklika."

Auswirkung auf Leben der Christen

Der DBK-Vorsitzende betont, dass diese Liebe Gottes auch Auswirkungen auf das Leben der Christen haben müsse: „Diese Prägung hat Auswirkungen auf das Leben und die Sendung der Kirche: ,In dieser Dynamik der Liebe gibt es keinen Proselytismus […] Mit größtem Respekt vor der Freiheit und der Würde des anderen hofft der Liebende einfach darauf, dass er von dieser Freundschaft erzählen darf, die sein Leben erfüllt`(Nr. 210)". 

Bezug zu vorigen Papstschreiben

Papst Franziskus selbst weist, wie Bätzing hervorhebt, darauf hin, dass seine aktuelle Enzyklika und die zentrale Bedeutung der Liebe „die große Klammer ist, die bedeutenden Aussagen seines Lehramts umfasst und verbindet". Wenngleich viele Betrachtungen von „Delixit nos"  auf die Innerlichkeit gerichtet seien, seien die Aussagen dieses Dokuments auch mit den Sozialenzykliken „Laudato si" und „Fratelli tutti" verbunden. Denn wenn wir aus dieser Liebe schöpfen, werden wir fähig, geschwisterliche Bande zu knüpfen, die Würde jedes Menschen anzuerkennen und zusammen für unser gemeinsames Haus Sorge zu tragen.", heißt es so etwa in Nr. 217 des aktuellen päpstlichen Lehrschreibens.

Text nicht aus der Zeit gefallen

Die Liebe Christi sei die Quelle der Hoffnung für uns Menschen, führt Bischof Bätzing weiter aus. Das jüngste Papstschreieben sei daher auch durchaus aktuell, obwohl der Text „unter dem Aspekt der Herz-Jesu-Frömmigkeit zunächst aus der Zeit gefallen scheint. Papst Franziskus gibt uns mit diesem Blick auf Jesus Christus das Wort mit auf den Weg: ‚Nur seine Liebe wird eine neue Menschheit ermöglichen.‘ (Nr. 219)“.

Hintergrund

Eine Enzyklika (gr. kyklos = Kreis) ist ein Päpstliches Rundschreiben an einen Teil oder an alle Bischöfe sowie an alle Gläubigen, oft auch an alle Menschen guten Willens. Sie befasst sich mit Gegenständen der Glaubens- und Sittenlehre, der Philosophie, der Sozial-, Staats- und Wirtschaftslehre sowie der Disziplin und der Kirchenpolitik. Päpstliche Rundschreiben sind Ausdruck oberster Lehrgewalt des Papstes, aber keine „unfehlbaren“ Lehräußerungen. Sie wurden von Papst Benedikt XIV. (1740–1758) eingeführt. Die meist lateinischen Anfangsworte bilden den Titel der Enzyklika.

Papst Franziskus hat bisher drei Enzykliken veröffentlicht: Am 29. Juni 2013 erschien die Enzyklika Lumen fidei – Über den Glauben, am 24. Mai 2015 die Enzyklika „Laudato si. Über die Sorge für das gemeinsame Haus" und am 4. Oktober 2020 die Enzyklika „Fratelli tutti. Über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft."

(pm - sst)

 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

24. Oktober 2024, 12:35