Prof. Dr. Mariele Evers, Inhaberin des UNESCO-Lehrstuhls für Mensch-Wasser-Systeme an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, bei der Veranstaltungsreihe „Climate Talks" an der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl Prof. Dr. Mariele Evers, Inhaberin des UNESCO-Lehrstuhls für Mensch-Wasser-Systeme an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, bei der Veranstaltungsreihe „Climate Talks" an der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl  

Expertin zu Klimawandel: Wasser und Wassersicherheit sind zentral

Über den Klimawandel beraten derzeit Delegierte aus aller Welt in Baku beim Klimagipfel COP29. Welche Auswirkungen der Klimawandel schon heute auf die für uns lebensnotwendige Ressource Wasser hat, darüber haben wir mit der UNESCO-Wasserexpertin Mariele Evers von der Universität Bonn gesprochen. Über Klimawandelfolgen in Nigeria berichtet im Interview mit Radio Vatikan Pfarrer Uchechukwu Obodoechina, Leiter von Caritas Nigeria.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

„Der Mensch und Wasser, das ist natürlich eine spezielle Liaison. Wir können nicht ohne Wasser leben. Vielen ist in Europa vielleicht nicht so klar, wie wichtig, wie zentral diese Ressource ist. Erst wenn es dann dazu kommt, dass wir eine Dürre haben - wenn plötzlich droht, dass das Wasser abgestellt werden muss, dann gibt es ein Erwachen. Aber normalerweise gehen wir davon aus, dass jeden Tag das Wasser aus dem Wasserhahn kommt", ruft die Wasser-Expertin Mariele Evers im Interview mit Radio Vatikan in Erinnerung, dass wir uns im deutschsprachigen Raum bisher kaum Gedanken um Wasserknappheit machen müssen. Ganz anders ist die Lage hingegen in Nigeria:

„In Nigeria gibt es Wasserknappheit - nicht viel, nicht genügend Wasser. Die Leute haben nur Regenwasser zum täglichen Leben. Es ist für sie auch ganz schwierig, dieses Problem selbst zu lösen, denn die jetzige Regierung kümmert sich nicht intensiv um das Wohl der Menschen. Viele Regierungen machen viele Versprechen, aber sie halten gar nichts, wenn es um das Wohl der Menschen geht. Und was hat man dann als Ergebnis? Konflikt, Krieg, Spannungen und unendliche Unruhe ", beschreibt Pfarrer Uchechukwu Obodoechina, der Leiter von Caritas Nigeria, im Interview mit uns eine Situation, die für uns hier aktuell nur schwer vorstellbar ist.

Pfarrer Uchechukwu Obodoechina, Leiter Caritas Nigeria
Pfarrer Uchechukwu Obodoechina, Leiter Caritas Nigeria

„In Nigeria gibt es Wasserknappheit. Die Leute haben nur Regenwasser“

Hier Hören: Mariele Evers, Wasser-Expertin, zu Klimawandel: Wasser und Wassersicherheit sind zentral (Audio-Beitrag von Radio Vatikan)

In Nigeria gebe es angesichts des Wassermangels bereits Streit, etwa zwischen Schafhirten und Bauern. Der Caritas-Chef aus Nigeria und Mariella Evers, die Wasser-Expertin aus Bonn, informierten anlässlich der Veranstaltungsreihe „Climate Talks",  die die Deutschen Botschaften in Rom gemeinsam zum Thema Klimawandel initiiert haben. Diesmal hatte die Deutsche Botschaft beim Heiligen Stuhl eingeladen, um anlässlich des COP29 in Baku unter dem Motto: „No Life without Water” (Ohne Wasser kein Leben) über die weltweite Wasser-Krise zu sprechen. Denn - in einer Krise befinden wir uns beim Thema Wasser längst, was nicht nur zunehmende Dürren, sondern auch zunehmende Überschwemmungen deutlich machen.

Wasser als Beispiel für Klimawandel-Folgen

Professorin Mariele Evers bei der Veranstaltung in der Botschaft
Professorin Mariele Evers bei der Veranstaltung in der Botschaft

„Wasser ist ein Transmitter, sagen wir, vom Klimawandel: Wir sehen in so vielen Bereichen, was Klimaveränderung für Auswirkungen hat“

„Das Thema Wasser und Wassersicherheit ist zentral, weil wir einfach nicht ohne Wasser leben können und es wirklich noch mal weiter herausgefordert wird durch klimatische Veränderungen - unter anderem. Deswegen ist es wichtig, das immer wieder zu thematisieren und deutlich zu machen, wie abhängig wir davon sind - aber auch, welche Möglichkeiten wir haben. Wasser ist ein Transmitter, sagen wir, vom Klimawandel: Wir sehen in so vielen Bereichen, was Klimaveränderung für Auswirkungen hat. Es ist höchste Zeit. Wir müssen auf jeden Fall ins Handeln kommen", mahnt die Inhaberin des UNESCO-Lehrstuhls für Mensch-Wasser-Systeme an der Universität Bonn.

„Es ist höchste Zeit. Wir müssen auf jeden Fall ins Handeln kommen“

Sie hat aber auch eine gute Nachricht, gerade beim Thema Hochwasser gebe es viele Möglichkeiten, etwas zu tun, etwa durch Begrünung der Städte und das Schaffen von Ausweichflächen für das Wasser. Außerdem kann Wasser auch viel bewirken, wenn es darum geht, Klimaschutz zu betreiben - etwa indem Treibhausgase zurückgehalten werden, betont Professorin Evers im Interview mit uns. Deshalb sei es wichtig, für eine Erhaltung der Wälder und Moore zu sorgen. Außerdem hat die Wasser-Expertin auch ein paar konkrete Tipps zum Wassersparen für jeden von uns:

„In Deutschland kann man, glaube ich, ganz gut Leitungswasser trinken. Das hat eine sehr hohe Qualität und ich rate auch immer dazu, mehr Leitungswasser zu trinken als jetzt ein Mineralwasser aus Flaschen, weil sie auch damit Energie und Wasser sparen, wenn sie Wasser aus dem Wasserhahn trinken. Und die Wasserspülung in der Toilette. Die verbraucht das meiste Wasser täglich. Das muss man sich auch vorstellen: Dass das Trinkwasser ist, was da verbraucht wird. Meistens ist, wo man Energie sparen kann, auch Wasser involviert."

Hintergrund COP29

Die 29. Weltklimakonferenz (COP29) findet vom 11. bis 22. November in Baku, Aserbaidschan, statt. Seit Montag beraten dort Delegierte aus fast 200 Ländern darüber, wie der langfristige globale Temperaturanstieg auf die im Pariser Abkommen von 2015 festgelegte Grenze von 1,5 °C begrenzt werden kann - und wie man sich auf den künftigen Klimawandel vorbereitet. Wasser spielt beim Klimawandel auch eine wichtige Rolle, besonders geht es diesmal beim COP jedoch um das heiße Eisen Geld - denn globale Klimaschutzmaßnahmen müssen auch finanziert werden. 

(vatican news - sst)

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14. November 2024, 10:42