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D: Lübecker Katholiken ziehen bei evangelischer Nachbargemeinde ein

Eine katholische Kirchengemeinde in Lübeck ist nach ihrer Kirchenschließung in die evangelische Nachbarkirche umgezogen. Mitgenommen haben sie ihre Madonna, Opferkerzen und Sakristeiglocke, die auch den Lutheranern gefällt.

In Zeiten klammer Kirchenkassen geht eine katholische Kirchengemeinde in Lübeck ungewöhnliche Wege: Sie zieht mit der evangelischen Nachbargemeinde zusammen. „Das ist wie bei einer WG“, sagt die Sprecherin des Gemeindeteams Liebfrauen, Sigrid Joos. Für das gute Zusammenleben verzichte man zukünftig aber auf den Einsatz von Weihrauch. 

Seit drei Wochen feiert die katholische Liebfrauengemeinde im Lübecker Osten nun Gottesdienste in der evangelischen Christopherusgemeinde. Doch der ersten Messfeier gingen einige Jahre der Vorbereitung voran, erzählt Joos. Nachdem klar gewesen sei, dass die katholische Liebfrauenkirche im Rahmen der Vermögens- und Immobilienreform des Erzbistums Hamburg nicht mehr zu halten sei, habe man sich in der Gemeinde nach Alternativen umgeschaut. Da eine (teil-)wirtschaftliche Nutzung zum finanziellen Erhalt des Gotteshauses nicht in Betracht kam, reifte in der Gemeinde die Idee, auf die befreundete lutherische Gemeinde zuzugehen.

Mehr Besucher als sonst

Ziel sei es, vor allem den älteren Gemeindemitgliedern einen Gottesdienstort in der Nähe zu erhalten. Aufgrund der ausgedehnten Lage der Gemeinde im Lübecker Osten hätten nach der notwendigen Schließung der katholischen Liebfrauenkirche einige Gemeindemitglieder sonntägliche Fahrzeiten von bis zu zwei Stunden zu den verbleibenden Kirchen in Kauf nehmen müssen. Der Umzug sei reibungslos verlaufen. Einzelne kritische Stimmen habe es gegeben. Doch zumindest in den ersten Wochen seien die Gottesdienste besser besucht gewesen als sonst, so Joos. Völlig unproblematisch sei beispielsweise die Verteilung der Sonntagsgottesdienste gewesen.

Gefallen an der Sakristeiglocke

Zudem brachte die Liebfrauengemeinde ihre Sakristeiglocke mit in die evangelische Kirche. „Davon waren die Lutheraner so begeistert, dass sie sie jetzt zum Gottesdienstbeginn auch nutzen“, erzählt Joos. Gleiches gelte für die katholischen Opferlichter samt Marienfigur, die auch einen Platz in dem evangelischen Kirchraum gefunden haben. Auf Einbau eines Weihwasserbeckens oder Tabernakels habe man jedoch verzichtet.

Viel schwieriger als diese liturgischen Fragen sei aber die Koordination von Gemeindegruppen im Gemeindehaus gewesen. „Unser Vertrag läuft jetzt zwei Jahre“, sagt Joos. Bisher sei das Projekt gut angenommen worden. Vertreter der evangelischen und katholischen Gemeinde würden das Projekt nun eng begleiten und in regelmäßigen Abständen evaluieren. Wenn das Konzept funktioniere, könne der Vertrag immer wieder automatisch um ein Jahr verlängert werden.

(domradio/kna – fl)

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18. Dezember 2024, 11:38