Papst in Santa Marta: Beten für die Regierenden – und umgekehrt
Christine Seuss und Giada Aquilino - Vatikanstadt
An diesem Montag ging es in seiner Predigt um die Regierenden: Für sie solle man beten, damit sie „ihre Berufung mit Würde verfolgen können“, mahnte der Papst auch mit Blick auf die jüngste Regierungskrise in Italien. An die Italiener gewandt fragte er, ob sie Gebete für diejenigen gesprochen hätten, die gerufen sind, das Land zu leiten.
Franziskus ging in seinen Überlegungen vom ersten Brief des Apostels Paulus an Timotheus aus. Darin, so unterstreicht der Papst, fordert der Apostel das Gottesvolk zu einem „universalen Gebet“ auf. Man müsse „ohne Wut und Polemiken“ „Fragen, Bitten, Gebete und Danksagungen für alle Menschen“ vorbringen, gleichzeitig jedoch auch für die „Könige und all diejenigen, die an der Macht sind“, auf dass sie „ein ruhiges, würdiges und an Gott orientiertes Leben führen“.
„Paulus hebt ein bisschen die Umgebung einer gläubigen Person hervor: Das ist das Gebet. Es ist das Gebet der Fürsprache, in diesem Fall: Damit jeder für jeden betet, auf dass wir ein ungestörtes und ruhiges Leben führen können, in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit. Das Gebet, damit das möglich ist.“ Doch, so der Papst weiter, hier gebe es eine Andeutung, auf die er genauer eingehen wolle: „,Für alle Menschen‘, und dann fügt er hinzu: ,für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben‘. Es handelt sich also um Gebet für die Regierenden, für die Politiker und für die Menschen, die dafür verantwortlich sind, eine politische Institution, ein Land oder eine Provinz zu leiten.“
Gebet statt Beleidigungen
Diese Menschen, so Franziskus weiter, würden in der Regel entweder mit Schmeicheleien oder mit Beschimpfungen überhäuft. Und das gelte nicht nur für die Politiker, sondern auch für die Priester und Bischöfe – und, so der Einwurf des Papstes, manch einer verdiene das auch. Dennoch sei die Schmährede mittlerweile eine Art „Gewohnheit“ geworden, ein „Rosenkranz an Beleidigungen und Schimpfwörtern“. Dennoch, wer an der Regierung teilhabe, trage die Verantwortung für das Wohlergehen des Landes: Und wir, so die rhetorische Frage des Papstes, lassen ihn einfach allein, ohne Gott darum zu bitten, ihn zu segnen? Vielmehr scheine es, dass im täglichen Leben das Gebet für die Regierenden darin bestehe, sie zu beleidigen, so der Papst mit Blick auf die jüngste Regierungskrise Italiens:
„Wer von uns hat für die Regierenden gebetet? Wer von uns hat für die Parlamentarier gebetet? Dafür, dass sie sich einigen und das Land vorwärts führen können? Es scheint, dass der Sinn für Patriotismus nicht bis zum Gebet gelangt; ja, zu Herabwürdigungen, Hass, Streit, und damit endet es.“ Doch Paulus rufe zu allgemeinem Gebet „ohne Zorn und Streit“ auf, erinnert Franziskus: „Man muss diskutieren, das ist die Aufgabe eines Parlamentes; man muss diskutieren, aber den anderen nicht vernichten; vielmehr muss man für den anderen beten, für den, der eine andere Meinung als ich hat.“
Politik als „höchste Form der Nächstenliebe“
Wer aber nun denke, dass dieser oder jener Politiker zu „kommunistisch“ oder zu „korrupt“ sei, solle dennoch nicht über Politik diskutieren, sondern, so wiederholte der Papst, beten. Zwar gebe es Menschen, die meinten, dass die Politik schmutzig sei: Doch Paul VI. sei der Auffassung gewesen, dass Politik die „höchste Form der Nächstenliebe“ ausmache.
„Sie kann schmutzig sein, so wie jeder Beruf schmutzig sein kann, jeder… Wir sind es, die etwas beschmutzen, nicht die Sache an sich. Ich glaube, dass wir umkehren müssen und für die Politiker jeder politischen Richtung beten müssen, für alle! Für die Regierenden beten. Das ist es, was Paulus von uns verlangt.”
Während er das Tagesevangelium nach Lukas (Lk 7, 1-10) gehört habe, sei ihm das schöne Bild vor Augen gestanden, dass der Herr für den kranken Knecht bete – und ähnlich sei es mit denen, die Regierungsverantwortung trügen, spann der Papst den Gedanken weiter. „Auch die Regierenden müssen für das Volk beten, und dieser [Hauptmann] betet für einen Knecht, vielleicht einen Hausdiener: Er fühlt sich verantwortklich für ihn. Und die Regierenden sind verantwortlich für das Leben eines Landes. Es ist schön, zu denken, dass, wenn das Volk für die Regierenden betet, auch die Regierenden ihrerseits für das Volk beten, genau wie dieser Hauptmann, der für seinen Knecht betet.“
(vatican news - cs)
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