Frühmesse: Beten wir für alle, die wegen Covid-19 allein sterben
Mario Galgano – Vatikanstadt
Es sind schreckliche Bilder, die auch Papst Franziskus gesehen hat: In der norditalienischen Stadt Bergamo mussten diese Woche italienische Soldaten auf Lastwagen Dutzende von Särgen aus der Stadt abtransportieren, weil die zahlreichen Corona-Toten nicht in den Krematorien der Stadt verbrannt werden konnten. Es waren zu viele in so kurzer Zeit.
Vor allem gilt derzeit eine Regelung der italienischen Regierung, nach der keine feierlichen Beerdigungen stattfinden dürfen und Corona-Patienten isoliert werden müssen. Deshalb können sich viele Familienangehörige nicht persönlich von ihren Liebsten verabschieden. Ihnen widmete der Papst zu Beginn der Messfeier an diesem vierten Fastensonntag - auch Laetare-Sonntag genannt - die Gebetsintention:
Christus erkennen, wenn er vor dir hergeht
„In diesen Tagen hören wir die Nachrichten von so vielen Toten: Männer und Frauen, die allein sterben, ohne sich von ihren Lieben verabschieden zu können. Wir denken an sie und beten für sie. Aber auch für die Familien, die bei ihrem Ableben nicht an ihrer Seite sein können. Unser besonderes Gebet gilt den Verstorbenen und ihren Familienangehörigen.“
In seiner Predigt kommentierte der Papst das Tagesevangelium nach Johannes (Joh 9, 1-41) im Licht eines Satzes des heiligen Augustinus, der sich davor fürchtete, Christus selbst dann nicht zu erkennen, wenn dieser vor ihm hergehen würde.
Die Passage im Johannes-Evangelium erläutere, was der Glaube an Gott bedeute. Sie bedürfe keiner weiteren Kommentierung, so der Papst. In jener Bibelstelle wird die Geschichte des Blinden erzählt, der nach der Begegnung mit Jesus wieder sieht. Die Schriftgelehrten hingegen kritisieren die Heilung und greifen Jesus an: Sie haben Christus nicht erkannt. Der heilige Augustinus habe genau davor Angst, erklärte der Papst: wie die Schriftgelehrten zu sein.
„In der Gegenwart Jesu blühen die wahren Gefühle und Einstellungen des Herzens auf. Es ist eine Gnade. Und deshalb hatte Augustinus Angst, den Herrn unbemerkt vorbeigehen zu lassen. Es erstaunt uns aber die Weisheit des Blinden; er hatte das Gefühl der Gefahr, und er bewegt sich mit klarer Argumentation, leistet sich sogar den Luxus der Ironie, um den Schriftgelehrten zu antworten.“
Die Einstellung der Verschlossenheit
Die Schriftgelehrten kannten zwar alle Gesetze, aber sie waren nur darauf fixiert und verstanden nicht, dass Gott an ihnen vorüberging, führte Franziskus weiter aus:
„Sie waren starr an ihre Gewohnheiten gebunden, und wenn sie ein Unrecht tun mussten, um diese Gewohnheiten beizubehalten, war das für sie kein Problem. Und in Gegenwart Jesu kommt diese Verschlossenheit heraus.“
Zum Schluss der Predigt äußerte der Papst einen Wunsch:
Dass die Gefühle aus einem herausbrechen
„Ich empfehle euch, heute das Johannes-Evangelium zu nehmen und Kapitel 9 zu lesen, einmal, zweimal, um gut zu verstehen, was passiert, wenn Jesus vorbeikommt: dass die Gefühle aus einem herausbrechen... Um zu verstehen, was Augustinus meint, wenn er sagt: Ich fürchte, ich werde den Herrn nicht erkennen, wenn er an mir vorübergeht, und dass ich mich dann nicht bekehren werde.“
Wie in den vergangenen Tagen lud Franziskus bei der Heiligen Messe alle - vor allem die Zuschauer des Live-Streams -ein, die geistliche Kommunion zu empfangen. Und er spendete am Schluss des Gottesdienstes nach der Aussetzung des Allerheiligsten den eucharistischen Segen.
(vatican news)
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