Generalaudienz: „Die Zeitung können wir hinterher lesen“
Stefan von Kempis - Vatikanstadt
Der Papst setzte bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz seine im November aufgenommene Katechesenreihe über die heilige Messe fort. Diesmal ging es um den „Tisch des Wortes“: den Wortgottesdienst. „Er ist ein konstitutiver Bestandteil der Messe; wir kommen zusammen, um gemeinsam zu hören, was Gott für uns getan hat und weiterhin für uns tun will. Das ist eine Live-Erfahrung, nichts fürs Hörensagen.“ In den Lesungen und im Evangelium spreche Gott selbst zu uns.
„Wie oft macht man einen Kommentar, während das Wort Gottes vorgetragen wird: Ach, hör dir das mal an… oder guck dir mal den Hut von der Frau da an, wie lächerlich… So macht man Kommentare. Oder etwa nicht? Aber muss man wirklich herumreden, während das Wort Gottes vorgetragen wird? Ich frage Sie: Muss man das machen? – Nein! – Wenn du mit deinen Banknachbarn sprichst, dann hörst du das Wort Gottes nicht. Wenn das Wort Gottes aus der Bibel vorgetragen wird, dann sollen wir zuhören und das Herz öffnen und nicht an etwas anderes denken, habt ihr das verstanden?“
Im Wortgottesdienst hörten die Seiten der Bibel auf, einfach nur „etwas Geschriebenes“ zu sein – sie würden „zu lebendigem Wort“. „Aber um das Wort Gottes zu hören, muss man auch ein offenes Herz haben, um das Wort im Herzen aufzunehmen… Es ist sehr wichtig, zuzuhören. Manchmal verstehen wir etwas nicht gut, einige Lesungen sind ein bisschen schwierig. Aber auch wenn wir nicht alles verstehen, spricht Gott zu uns – auch durch das Schweigen, im Zuhören. Vergesst das nicht: Wenn in der Messe die Lesungen beginnen, dann hören wir das Wort Gottes.“
Und dieses Wort Gottes bedeute Leben für uns, so der Papst. In dieser Hinsicht spreche man vom „Tisch des Wortes“, nicht nur vom Tisch des Brotes, also der Eucharistie. Der Tisch des Wortes sei reich gedeckt, die Leseordnung durch das ganze liturgische Jahr hindurch breite „einen großen Reichtum“ aus.
„Es lässt sich verstehen, warum einige subjektive Änderungen, etwa das Auslassen von Lesungen oder das Verlesen nicht-biblischer Texte an ihrer Stelle, nicht erlaubt sind. Ich habe gehört, dass jemand auch einmal eine Nachricht aus der Zeitung vorliest anstelle der Lesung. Nein! Das Wort Gottes ist das Wort Gottes! Die Zeitung können wir hinterher lesen. Hier wird das Wort Gottes gelesen! Der Herr spricht zu uns. Dieses Wort durch etwas anderes zu ersetzen, bedeutet eine Verarmung und eine Belastung für den Dialog zwischen Gott und seinem Volk im Gebet.“
Und dann noch ein ganz handfester Tipp von Papst Franziskus: „Sucht gute Lektoren aus, ja? Leute, die wirklich vorlesen können, nicht Leute, die irgendetwas vor sich hinmurmeln, und man versteht gar nichts… Gute Lektoren bitte! Die müssen sich vorbereiten und vor der Messe eine Probe machen, um gut vorzulesen.“
Natürlich reiche es nicht, „nur mit den Ohren zu hören, ohne den Samen des göttlichen Wortes auch im Herzen aufzunehmen“, fuhr der Papst dann fort. „Das Wort Gottes legt in uns einen Weg zurück. Wir hören es mit den Ohren, dann geht es uns zu Herzen – es bleibt nicht in den Ohren, es muss zum Herzen gelangen und von da aus zu den Händen, zu den guten Werken. Das ist der Weg, den das Wort Gottes zurücklegt: von den Ohren zum Herzen und zu den Händen. Lernen wir das!“
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