Franziskus bei der Schlussmesse des Weltfamilientreffens in Dublin Franziskus bei der Schlussmesse des Weltfamilientreffens in Dublin 

Dublin: Papst ruft Familien zu freudiger Mission auf

Bei der großen Schlussmesse zum Weltfamilientreffen in Dublin hat Papst Franziskus die Gläubigen dazu aufgerufen, das Evangelium der Familie als Freude für die Welt hinauszutragen. Zu Beginn der Messe allerdings sprach der Papst – anstelle des allgemeinen Schuldbekenntnisses - eine eindringliche Bitte um Vergebung für die Verbrechen der katholischen Kirche in Irland.

Das Schuldbekenntnis, das der Papst in seiner Muttersprache Spanisch vortrug, war die Frucht der Begegnungen mit den irischen Überlebenden von Missbrauch und Misshandlung vom Vorabend, wie der Papst sagte. Er bekundete Scham über den jahrzehntelangen sexuellen Missbrauch, Misshandlungen und Zwangsadoptionen in der katholischen Kirche, bat um Vergebung für Arbeitsausbeutung und namentlich um den Gewissensmissbrauch, den irische Priester und Ordensleute im Namen der Kirche begangen hatten (hier der Wortlaut der Vergebungsbitte).

Zu der großen Schlussmesse des Familientreffens im Phoenix Park am Sonntagnachmittag hatten die kirchlichen Organisatoren 500.000 Menschen erwartet. Allerdings peitschte der Wind starken Regen durch den Park; das schreckte viele Besucher ab, zumal solche mit kleineren Kindern. Doch die, die kamen, trotzten allen äußeren Bedingungen. Mit ihren bunten Recencapes saßen die da, die irischen und von weiter angereisten Gläubigen, und ein großer Chor sang aus vollen Kehlen, in der Hand Liederbücher, deren Seiten der Wind fast herausriss, die Hymne des Weltfamilientreffens: „The Joy of Love”, die Freude der Liebe, ein Hohelied auf die Familie.

Hier zum Hören:

Irlands Kirche hatte in den vergangenen Monaten „seine Wintermomente”, erinnerte Dublins Erzbischof Diarmuid Martin zu Beginn der Messe in einer kurzen Rede vor dem Papst unter Anspielung auf Missbrauch und auf Referenden, die mit bequemer Mehrheit Abtreibung und gleichgeschlechtliche Ehe befürwortet hatten. Jetzt gerade aber sei Zeit für einen neuen Frühling, sagte der Erzbischof. Es sehe ein wenig paradox aus, der Glaube in Irland sei zugleich stark und zerbrechlich, sagte Martin. „Wir möchten den Familien helfen, neu zu erkennen, dass Irland das Licht der Boschaft Jesu Christi braucht”.

Und auf diese Linie schwenkte der Papst in einer sehr geistlich gehaltenen Predigt ein. Die „Quelle all der guten Dinge, die wir empfangen haben”, ist der Heilige Geist, führte Franziskus aus. Gerade das Leben in einer Familie sei das fortwährende Versprechen eines neuen Pfingsten. Jesus habe den Heiligen Geist, unseren „Anwalt” und „Tröster” geschickt, damit der „uns wirklich Mut gibt”.

 

Auch die alten irischen Missionare hatten es nicht einfach

 

Sie sei keineswegs einfach, die Aufgabe, auch bei Gegenwind wie im Evangelium von diesem Sonntag (Joh 6,60-69) treu zu Jesus zu stehen. Doch die alten irischen Europa-Missionare wie Kolumban seien vor gewiss nicht geringeren Schwierigkeiten gestanden, sagte der Papst. Kolumban habe „mit seiner kleinen Gruppe von Gefährten das Licht des Evangeliums in einer Zeit der Dunkelheit und der kulturellen Dekadenz in die Länder Europas” gebracht. Der Erfolg dieser Evangelisierung war nicht etwa die Frucht besonderer Strategien, sondern verdanke sich „einer demütigen und befreienden Fügsamkeit gegenüber den Eingebungen des Heiligen Geistes”.

Natürlich werde es immer Menschen geben, die sich der Frohen Botschaft widersetzen, fuhr der Papst fort. „Doch wie der heilige Kolumban und seine Gefährten, die es, um Jesus zu folgen, mit eisigen Gewässern und stürmischen Meeren aufnahmen, lassen auch wir uns niemals von dem eisigen Blick der Gleichgültigkeit oder den stürmischen Winden der Feindseligkeit beeinflussen oder entmutigen.”

„Wie unangenehm ist es, die Rechte der Schwächsten, der Ungeborenen oder der älteren Menschen zu schützen“

Ehrlich und demütig müssten die katholischen Gläubigen freilich auch zugeben, „dass auch uns die Lehren Jesu Schwierigkeiten bereiten können. Wie schwer ist es doch, immer denen zu vergeben, die uns verletzt haben! Was für eine Herausforderung ist es jedes Mal, den Migranten und Ausländer willkommen zu heißen! Wie unangenehm ist es, die Rechte der Schwächsten, der Ungeborenen oder der älteren Menschen zu schützen, die unser Freiheitsgefühl zu stören scheinen.”

Doch gerade unter diesen Umständen frage uns der Herr: „Wollt auch Ihr weggehen?“ Franziskus rief die Gläubigen Irlands sowie die Familien dazu auf, ihre Treue zu Gott zu erneuern. „Indem wir uns das Gebet des Heiligen Patrick zu eigen machen, wiederholen wir, ein jeder, mit Freude: ,Christus in mir, Christus hinter mir, Christus vor mir, Christus neben mir, Christus unter mir, Christus über mir´. Mit der Freude und der Kraft des Heiligen Geistes lasst uns zu ihm voll Vertrauen sagen: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.”

(Vatican News – gs)

 

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26. August 2018, 16:53