Papst empfängt Südkoreas Präsident Moon
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Zuvor hatte es geheißen, Moon werde dem Papst eine Besuchseinladung von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un überbringen. Der Vatikan äußerte sich zunächst nicht, wie sonst bei Audienzen für Staats- oder Regierungschefs gewohnheitsmäßig, über Moons Besuch bei Franziskus. Erst am Nachmittag gab der Pressesaal eine Erklärung heraus, in der als Gesprächsthema auch der „Beitrag der Kirche“ zur „Förderung des Dialogs und der Versöhnung zwischen den Koreanern“ hervorgehoben wurde. Eine Einladung nach Nordkorea wurde in dem Statement allerdings nicht erwähnt.
Ungewöhnlich am Vatikan-Besuch des südkoreanischen Präsidenten war auch, dass am Vorabend Kardinalstaatssekretär Parolin im Petersdom eine Heilige Messe für den Frieden auf der koreanischen Halbinsel feierte, an der Moon teilnahm. Parolin ist der ranghöchste Vertreter der katholischen Kirche nach Franziskus und zugleich Chefdiplomat des Papstes.
Im Petersdom: Eine Heilige Messe für Frieden in Korea
„Wir beten dafür, dass nach langen Jahren der Spannungen und Trennung auf der Koreanischen Halbinsel endlich das Wort Friede in seiner ganzen Fülle erklingen möge“, sagte Parolin in seiner Predigt. „Sicherlich wissen wir als Menschen guten Willens, dass der Frieden mit alltäglichen Entscheidungen geschaffen wird, mit einem ersthaften Einsatz im Dienst der Gerechtigkeit und der Solidarität, mit der Förderung der Rechte und der Würde der menschlichen Person, und besonders im Einsatz für die Schwächsten. Aber für den, der glaubt, ist der Friede zuerst ein Geschenk, das von oben kommt, von Gott selbst.“
Dieser von Gott gestiftete Friede sei keine „abstrakte Idee“, sondern „eine konkret gelebte Erfahrung im täglichen Leben“, und er sei auch „nicht das Ergebnis eines simplen Kompromisses", sondern „eine neue Wirklichkeit, die alle Dimensionen des Lebens einschließt, selbst jene geheimnisvollen des Kreuzes und der unvermeidlichen Leiden in unserer Wallfahrt auf der Erde“.
„Mit Gottes Hilfe“, so schloss der päpstliche Chefdiplomat seine Predigt, „wird der Weg des Vergebens möglich, wird die Entscheidung zur Brüderlichkeit zwischen den Völkern konkret, wird der Friede ein gemeinsamer Horizont, bei aller Unterschiedlichkeit der Akteure, die die internationale Gemeinschaft beleben.“
Moon, der selbst Katholik ist, sprach in einer kurzen Rede im Petersdom von „historischen und herzergreifenden Veränderungen" auf der Koreanischen Halbinsel. Mit der bevorstehenden, formellen Beendigung des Korea-Konflikts und der Unterzeichnung eines Friedensvertrags laufe die Ära des Kalten Kriegs aus, beide Seiten setzten die Vereinbarungen allmählich um: „Wir ziehen Waffen und Wachposten aus der entmilitarisierten Zone ab, und wir entminen das Gebiet.“ Das koreanische Westmeer sei inzwischen „ein Meer des Friedens und der Zusammenarbeit” geworden.
„Wir werden Frieden erreichen und unsere Spaltung überwinden“
Moon dankte dem Papst und dem Heiligen Stuhl ausdrücklich für die Hoffnung und Ermunterung, die sie „der koreanischen Nation als Ganzes“ sowie „den beiden Koreas“ zukommen ließen, die nun „Frieden ersehnen und derzeit ihren Sinn für Brüderlichkeit wiederentdecken“. Die Gebete um Frieden im Petersdom „werden sich bestimmt in Wirklichkeit verwandeln. Wir werden Frieden erreichen und unsere Spaltung überwinden“.
Ende April hatten sich Moon und Kim im Grenzort Panmunjom zum ersten Mal persönlich getroffen. Papst Franziskus bekundete seinen Rückhalt für die Begegnung und betete für ihr Gelingen. Zuvor hatte der Heilige Stuhl als Zeichen der Ermunterung für den Friedensprozess auf der Koreanischen Halbinsel eine eigene Delegation zu den Olympischen Winterspielen nach Südkorea geschickt.
(vatican news – gs)
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