Papst zu Wallfahrtsort-Leitern: Pilger wie Familienmitglieder aufnehmen
Christine Seuss - Vatikanstadt
Er habe sich auf den Moment gefreut, an dem er die Vertreter der unzähligen und auf der ganzen Welt verteilten Wallfahrtsorte treffen könne, sagte Franziskus: „Wie sehr brauchen wir doch die Wallfahrtsstätten auf dem täglichen Weg, den die Kirche beschreitet! Sie sind der Ort, an dem unser Volk sich am liebsten sammelt, um in Einfachheit und in der von Kindheit an überlieferten Tradition seinem Glauben Ausdruck zu verleihen.“
Diese Stätten seien unersetzlich, fuhr der Papst fort, denn dank ihnen werde die so wichtige Volksfrömmigkeit lebendig gehalten: „Die Volksfrömmigkeit ist das Immunsystem der Kirche, sie bewahrt uns vor vielen Dingen!“, warf der Papst spontan unter dem Applaus der Anwesenden ein.
Er dankte dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, für seine einführenden Worte. Erst im vergangenen Jahr hatte der Papst die Zuständigkeiten für Wallfahrtsorte neu geregelt und diese von der Kleruskongregation auf Fisichellas Rat übertragen. Innerhalb dieser Kurienbehörde ist der ehemalige Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, als Delegat der Verantwortliche für den Bereich Katechese.
Insbesondere die herzliche Aufnahme der Pilger, die zunehmend als Einzelpersonen zu den Wallfahrtsorten strömten, liege ihm am Herzen, betonte der Papst: „Es ist traurig, wenn es vorkommt, dass bei ihrer Ankunft niemand bereit steht, der sie willkommen heißt und sie als Pilger aufnimmt, die oftmals eine weite Reise hinter sich haben, um den Wallfahrtsort zu erreichen. Noch schlimmer ist es, wenn sie vor verschlossenen Türen stehen. Es darf nicht sein, dass man mehr auf die materiellen und finanziellen Notwendigkeiten achtet und dabei vergisst, dass die Pilger das Wichtigste sind. Jedem einzelnen von ihnen müssen wir das Gefühl geben, ,daheim‘ zu sein, wie ein Familienmitglied, das lange erwartet wurde und das endlich eingetroffen ist.“
Für den Papst sind Wallfahrtsorte wichtige Ausgangspunkte zu einer neuen Evangelisierung, wie er am Donnerstag ausführte. Denn während viele Menschen zunächst einmal aus Traditionsbewusstsein, Kunstinteresse oder wegen der spektakulären Natur kämen, würden sie in dieser Umgebung empfänglicher dafür, ihr Herz zu öffnen und auch eventuelle durch die Kirche erfahrene Enttäuschungen zu überwinden.
Wallfahrtsorte als Orte des Gebetes
Wallfahrtsorte, so fuhr er fort, seien außerdem vor allem Orte des Gebetes, das in einem Großteil der Heiligtümer der Jungfrau Maria gewidmet sei. Es seien zwei Aspekte, die er mit Blick auf das Gebet unterstreichen wolle, so der Papst weiter: „Allem voran, das Gebet der Kirche fördern, die durch das Feiern der Sakramente das Heil gegenwärtig werden lässt. Das erlaubt es jedem, der im Heiligtum anwesend ist, sich als Teil einer größeren Gemeinschaft zu fühlen, die sich an jedem Ort der Welt zu einem einzigen Glauben bekennt, dieselbe Liebe bezeugt und die gleicht Hoffnung lebt.“
Gleichzeitig gehe es auch darum, das stille Gebet im Herzen der Einzelnen zu fördern, fuhr Franziskus fort. Insbesondere diejenigen, die mit schuldbeladenem Gewissen kämen, dürften sich an den Gnadenorten nicht ausgeschlossen fühlen, betonte er und wies darauf hin, dass die Heiligtümer der beste Ort dafür seien, die grenzenlose Barmherzigkeit Gottes zu erfahren. „Das ist einer der Gründe dafür, warum ich im Außerordentlichen Heiligen Jahr auch an den Wallfahrtsstätten ,Heilige Pforten der Barmherzigkeit‘ eingerichtet wissen wollte“, erläuterte der Papst: „In der Tat, wenn Barmherzigkeit gelebt wird, wird sie eine wirkliche Form der Evangelisierung, denn sie verwandelt diejenigen, die Barmherzigkeit empfangen haben, in Zeugen der Barmherzigkeit.“ Das Außerordentliche Heilige Jahr der Barmherzigkeit hat auf Initiative von Papst Franziskus 2015/16 stattgefunden.
Es braucht weiterhin Missionare der Barmherzigkeit
In diesem Zusammenhang erinnerte er daran, dass es für die Erteilung des Beichtsakraments, das in den Wallfahrtsorten so oft nachgefragt werde, entsprechend ausgebildete Priester brauche, die gleichzeitig „heilig, barmherzig und in der Lage seien, die wahre Begegnung mit dem Herrn, der vergibt, zu vermitteln“. Er hoffe daher, dass es vor allem in den Wallfahrtsorten nie an „Missionaren der Barmherzigkeit“ mangele, fuhr Franziskus fort. Und er ermahnte die Verwalter der Wallfahrtsorte eindringlich dazu, auch die Werke der Barmherzigkeit in ihren Einrichtungen ausgiebig zu leben: „Weil in diesen die Großzügigkeit und die Nächstenliebe auf natürliche und spontane Weise als Akte des Gehorsams und der Liebe gegenüber unserem Herrn Jesus Christus und der Jungfrau Maria verwirklicht werden“.
(vatican news)
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