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Papst: Abtreibung ist nie die Antwort!

Das Leben eines jeden Menschen, allen voran des Ungeborenen, ist ein kostbares Geschenk. Deshalb sage die Kirche Nein zu Abtreibung. Der Papst sprach Klartext in Sachen Lebensschutz. Er empfing an diesem Samstagvormittag die Teilnehmer der Konferenz „Ja zum Leben!“.

Mario Galgano - Vatikanstadt

„Kein Mensch kann als mit dem Leben unvereinbar betrachtet werden.“ Die Worte des Papstes waren klar und ließen keinen Zweifel aufkommen: Franziskus spricht sich ausdrücklich gegen Abtreibung aus. Ihm sei bewusst, wie schwierig eine Schwangerschaft sein könne. Er rechne es jenen Paaren hoch an, die die Schwäche eines Kindes akzeptieren oder es auch für die nur kurze Zeit eines Lebens begleiten. Damit bezog er sich auf jene schweren Geburten von Kindern, die krank auf die Welt kommen und eine geringe Lebenserwartung hatten.

Zum Nachhören

Die Konferenz im Vatikan fand unter dem Schlagwort „Yes to Life!“ – also „Ja zum Leben!“ statt. Das Hauptthema der Gespräche war: Sich um das kostbare Geschenk des Lebens in seiner Gebrechlichkeit kümmern. Organisiert wurde das Treffen vom vatikanischen Dikasterium für die Laien, die Familie und das Leben sowie von der Stiftung „Das Herz in einem Tropfen“. Es ging darum, dass jedes Kind die Geschichte der Familie, in der es geboren wird, verändere.

Einen Schwerpunkt bildete ferner die pränatale Diagnostik. Dabei handelt es sich um die Untersuchung des Fötus vor der Geburt, mit denen oft Krankheiten entdeckt werden können, die dann sogar im Mutterleib geheilt werden können. Der Papst lud deshalb ein, einen wissenschaftlichen und pastoralen Ansatz der Begleitung zu verbreiten und ermahnte die Ärzte, sich um das Leben anderer zu kümmern. Doch eines war ihm ein Anliegen: „Abtreibung ist nie die Antwort, die man sucht.“

Jedes Kind ist ein Geschenk

Die Kultur der Verschwendung und des Wegwerfens dränge die Vorstellung auf, dass zerbrechliche Kinder mit dem Leben unvereinbar seien, „also zum Tode verurteilt“, so der Papst. Das könne nicht an der Mutter liegen, die, wie Franziskus erklärte, „ein Gefühl des tiefen Geheimnisses“ lebe, sobald sie entdeckt, dass sie schwanger sei. Es sei der Beginn eines „echten, intensiven Dialogs, der auf beiden Seiten wächst“: Das Kind werde zum Menschen, den „die Frau mit ihrem ganzen Wesen anspricht, um nach ihm zu greifen“.

„Das heißt: Kein Mensch könne jemals mit dem Leben unvereinbar sein, weder für sein Alter, noch für seinen Gesundheitszustand, noch für die Qualität seiner Existenz. Jedes Kind, das sich im Schoß einer Frau befinde, sei ein Geschenk, das die Geschichte einer Familie verändere, eines Vaters und einer Mutter, von Großeltern und Geschwistern. Und dieses Kind muss aufgenommen, geliebt und betreut werden. Immer!“

Der stille Schrei der Familien

Der Papst äußerte Verständnis für die Ängste, die die Herzen von Müttern und Vätern angesichts der Diagnose einer Krankheit bei ihren Kindern bewegen. Er erinnerte aber daran, dass es Wege für die „kleinen Patienten“ gebe, um freiwillige Abtreibung und Verzicht auf die Betreuung bei der Geburt vieler schwerkranker Kinder zu verhindern. Es gebe „außergewöhnliche pharmakologische, chirurgische und soziale Eingriffe“,  erklärte der Papst und nannte hierbei „fetale Therapien“ und „perinatale Krankenhäuser“, die überraschende Ergebnisse erzielten und Familien unterstützten.

„Moderne pränatale Diagnoseverfahren sind heute in der Lage, bereits in den ersten Wochen das Auftreten von Missbildungen und Krankheiten zu entdecken, die manchmal das Leben des Kindes und die Gelassenheit der Frau ernsthaft gefährden können. Der bloße Verdacht auf die Krankheit, aber noch mehr die Gewissheit der Krankheit, verändern die Erfahrung der Schwangerschaft und versetzen Frauen und Paare in eine tiefe Verzweiflung. Das Gefühl der Einsamkeit, Ohnmacht und Angst vor dem Leiden des Kindes und der ganzen Familie taucht als stiller Schrei auf, ein Hilferuf in der Dunkelheit einer Krankheit, deren Ausgang niemand vorhersagen kann.“

Ärzte als Verbündete des Lebens

Franziskus Einladung an die Ärzte war klar. Sie sollten nicht nur auf Heilung abzielen, sondern auch auf „den heiligen Wert des Lebens“ hinweisen und damit eine Unterstützung für diejenigen sein, die in Schwierigkeiten und Schmerzen sind. Er sprach von der „perinatalen Komfortbetreuung“, einer Betreuungsform, die die Medizin „vermenschlicht“, „weil sie zu einer verantwortungsvollen Beziehung mit dem kranken Kind übergeht, das von den Betreuern und seiner Familie in einem integrierten Betreuungsprozess begleitet wird, der es nie verlässt und es menschliche Wärme und Liebe spüren lässt.“

„Der medizinische Beruf ist eine Mission, eine Berufung zum Leben, und es ist wichtig, dass die Ärzte sich bewusst sind, dass sie selbst ein Geschenk für die ihnen anvertrauten Familien sind: Ärzte, die in der Lage sind, eine Beziehung einzugehen, das Leben anderer in die Hand zu nehmen, proaktiv gegen Schmerzen vorzugehen, die fähig sind, sich zu beruhigen, sich zu verpflichten, immer nach Lösungen zu suchen, die die Würde jedes menschlichen Lebens respektieren.“

Fürsorge für die Erfüllung der Liebe

Für die Eltern sei Fürsorge kein „nutzloser Einsatz von Ressourcen“ oder weiteres Leiden, sondern, wie der Papst betonte, die Erfüllung der Liebe zur Familie.

„Die Betreuung dieser Kinder hilft den Eltern, Trauer zu verarbeiten und sie nicht nur als Verlust, sondern auch als Etappe auf einer Reise zu begreifen, die wir gemeinsam unternommen haben. Dieses Kind wird für immer in ihrem Leben bleiben. Und sie werden es lieben können. Viele Male, die wenigen Stunden, in denen eine Mutter ihr Kind wiegen kann, hinterlassen eine Spur im Herzen dieser Frau, die es nie vergisst. Und sie fühlt sich - erlauben Sie mir das Wort - verwirklicht. Sie fühlt sich wie eine Mutter.“

Abtreibung ist nicht die Lösung

Als „Präventionspraxis“ dürfe man ein Kind unter schwachen Bedingungen niemals abtreiben. „Abtreibung ist nie die Antwort, die Frauen und Familien suchen. Vielmehr sind es die Angst vor Krankheiten und Einsamkeit, die Eltern zögern lassen“. Der Akzent des Papstes gegen Abtreibung war stark und er betonte, ihm gehe es nicht um eine Frage des Glaubens, sondern um die Menschlichkeit.

„Aber die Lehre der Kirche in diesem Punkt ist klar: Das menschliche Leben ist heilig und unverletzlich, und die Verwendung der pränatalen Diagnose für selektive Zwecke muss dringend abgelehnt werden, denn sie ist Ausdruck einer unmenschlichen Eugenik-Mentalität, die den Familien die Möglichkeit nimmt, ihre schwächsten Kinder aufzunehmen und zu lieben. Manchmal hören wir: 'Ach, ihr Katholiken akzeptiert keine Abtreibung, es ist das Problem eures Glaubens'. Nein: Es ist ein vor-religiöses Problem. Mit Betonung auf 'Vor'! Der Glaube hat nichts damit zu tun. Das kommt hinzu, aber es hat zunächst nichts damit zu tun: Es ist ein menschliches Problem. Es ist ein vorreligiöses Problem. Lasst uns nicht etwas auf den Glauben laden, das nicht von Anfang an euch gehört. Es ist ein menschliches Problem. Nur zwei Sätze werden uns helfen, dies gut zu verstehen: zwei Fragen. Erste Frage: Ist es erlaubt, ein Menschenleben zu töten, um ein Problem zu lösen? Zweite Frage: Ist es erlaubt, einen Killer zu mieten, um ein Problem zu lösen? Ihr könnt selber darauf antworten. Das ist der Punkt. Geh nicht auf die religiöse Seite ein, wenn es über etwas Menschliches geht. Es ist nicht rechtmäßig. Niemals, nie, niemals, ein Menschenleben beenden oder einen Killer mieten, um ein Problem zu lösen.“

Netzwerke der Liebe

Die Empfehlung des Papstes lautete deshalb, noch mehr „einschneidende pastorale Maßnahmen“ zu ergreifen, um diejenigen zu unterstützen, die kranke Kinder aufnehmen. „Wir müssen Räume, Orte und Netzwerke der Liebe schaffen, wohin sich Paare wenden können, und Zeit für die Begleitung dieser Familien aufwenden.“

„Insbesondere danke ich jenen Familien, Müttern und Vätern, die das zerbrechliche Leben akzeptiert haben - das Wort Zerbrechlichkeit wird hervorgehoben, weil Mütter, also Frauen, Spezialistinnen für Fragilität sind: zerbrechliches Leben zu akzeptieren und anderen Familien zu helfen, darum geht es. Dieses Zeugnis der Liebe ist ein Geschenk an die Welt.“

Die Wunder des Lebens

Das Weinen von Kindern in der Kirche sei ein Lobpreis für Gott. Mit diesem Gedanken fuhr der Papst fort. „Das ist - so bekräftigte er - eine Musik, die wir alle hören müssen... Niemals, nie, nie, verjagen Sie ein Kind, weil es weint.“ Dann erzählte er die berührende Geschichte über ein 15-jähriges Mädchen, deren Eltern wollten, dass sie abtreiben lassen sollte. Franziskus erzählte von der Entschlossenheit eines Richters, mehr über die Hintergründe zu erfahren:

„Der Richter, ein wirklich aufrechter Mann, studierte die Sache genau und sagte: 'Ja, ich will das Mädchen befragen.' - 'Aber sie ist am Boden, sie versteht nicht...' - 'Nein, nein, nein, sie soll zu mir kommen'. Das 15-jährige Mädchen ging, setzte sich hin, fing an, mit dem Richter zu reden und er fragte: 'Wissen Sie, was mit Ihnen los ist?' - 'Ja, ich bin krank...' - 'Ah, und welche Krankheit hast du?' - 'Äh, sie sagten mir, dass ich ein Tier im Inneren habe, das meinen Magen frisst, und dafür muss ich operiert werden.' - 'Nein, ... du hast keinen Wurm, der deinen Magen frisst. Weißt du, was du da hast? Ein Kind!' Und das niedergeschlagene Mädchen sagte: 'Oh, das ist schön!' Das ist es. Allein damit hat der Richter die Abtreibung nicht genehmigt. Ein kleines Mädchen wurde geboren. Sie studierte, wuchs auf, wurde Anwältin. Dieses kleine Mädchen, von dem Moment an, als sie ihre Geschichte verstand, weil man es ihr erzählt hatte, rief jeden Geburtstag den Richter an, um ihm für das Geschenk der Geburt zu danken. Dieses kleine Mädchen... Der Richter ist tot und jetzt ist sie eine Förderin der Gerechtigkeit geworden. Aber schaut euch diese schöne Geschichte an! Abtreibung ist nie die Antwort, die Frauen und Familien suchen.“

(vatican news – mg)

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25. Mai 2019, 13:41