Papstmesse für Caritas: „Der Glaube ist kein Fahrplan“
Mario Galgano - Vatikanstadt
Gläubige sollten auf „menschliche Konventionen und Traditionen“ verzichten, die für die Glaubensverkündung hinderlich seien, so der Papst in seiner Predigt. Er mahnte dazu, „aus sich herauszugehen“.
Franziskus eröffnete mit dem Gottesdienst die Generalversammlung von Caritas Internationalis, dem Dachverband von 164 nationalen Caritas-Verbänden. Dabei warnte er davor, sich einzig auf „oberflächliche Reformen“ zu beschränken und sich der „Zeit anzupassen“.
Die Modeerscheinung – also immer nur jung zu erscheinen – sei der falsche Weg. Die ersten Christen hätten hingegen über die richtige Art der Verkündigung sogar gestritten, einzig um die Frage zu klären, wie man Menschen anderer Kulturkreisen den Glauben vermitteln könne. Die Urchristen seien sogar so weit gegangen, auf bedeutende Traditionen ihrer eigenen jüdischen Herkunft zu verzichten. Die Entscheidung dazu hätten die Christen aber nur gefunden, weil sie „demütig aufeinander gehört“ haben, so der Papst. Man müsse somit genau auf die Bedrängten und Schwachen hören.
Gott sendet keinen Bescheid vom Himmel, sondern er sendet den Geist
Der Papst ging auch auf die Frage ein, warum Jesus nicht alles klar geregelt habe: „Das ist die Versuchung des Effizienzstrebens, des Denkens, es gehe der Kirche gut, wenn sie alles unter Kontrolle hat, sie ohne Erschütterungen lebt und ihre Agenda stets in Ordnung hält. Aber so geht der Herr nicht vor; er sendet vom Himmel aus den Seinen keinen Bescheid, er sendet den Heiligen Geist. Und der Geist kommt nicht mit einer Tagesordnung, sondern wie Feuer.“
Dann ging Franziskus auf das zweite Element ein, das aus seiner Sicht eine aufbrechende Kirche charakterisiert: Das Charisma des Gemeinschaftssinns. Man müsse sich den konkreten Lebensumständen stellen, sich dabei aber hüten vor reinem Effizienzdenken und Kontrollwahn. Darauf ging er zweimal ein. Die junge Kirche habe sich gerade durch ihren ausgeprägten Gemeinschaftssinnausgezeichnet. Wo eine solche Einheit herrsche, da würden Differenzen überwunden, ohne sie zu beschönigen. Daraus entstehe „Gemeinschaft statt Gleichförmigkeit“. Erforderlich sei hierfür das Einbeziehen eines jeden Einzelnen. Jeder müsse die eigenen Stärken mit einbringen.
Die 21. Generalversammlung von Caritas Internationalis, die noch bis Dienstag dauert, verzeichnet mit 450 Delegierten einen Teilnehmerrekord. Sie steht unter dem Motto „Eine Menschheitsfamilie – ein gemeinsames Zuhause“. Neben organisatorischen Fragen und Vorstandswahlen geht es bei der Versammlung auch um Kinderschutz, Effizienzsteigerung, nachhaltige Entwicklung und Migration.
(vatican news)
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