Papst an Augustiner-Barfüßer: Zurück zu den Wurzeln
Mario Galgano – Vatikanstadt
Franziskus war an diesem Morgen gut gelaunt: Bei der Audienz für Mitglieder des Ordens der Augustiner-Barfüßer begann er bei der Begrüßung scherzend alle aufzuzählen, die anwesend seien:
„Brüder, Cousins, Freunde, Feinde, man weiß ja nie....!“
Dann wurde er wieder ernster und erklärte, er sei beeindruckt von der „Freude der Augustiner“, die dem heiligen Augustinus von Hippo (354-430) nachfolgen. Der Kirchenlehrer und Bischof habe den Menschen die „Faszination Gottes“ näher gebracht; es sei wichtig für den Orden, sich dieser Wurzeln immer bewusst zu sein.
Ohne Wurzeln, keine Zukunft
„Um modern zu sein, glauben viele, dass es notwendig ist, sich von den Wurzeln zu lösen. Und das ist die Niederlage, denn die Wurzeln, die Tradition, sind die Garantie für die Zukunft! Das ist kein Verkommen in einem Museum, es ist die wahre Tradition, und die Wurzeln sind die Tradition, die uns alle den lebensnotwendigen Tropfen bringen, um den Baum anbauen, blühen und Früchte tragen zu lassen. Niemals sollten wir von den Wurzeln losgelöst sein, um modern zu wirken, das ist purer Selbstmord!“
Für die Christen allgemein seien die Wurzeln das Gebet und die Bitte um Vergebung, sagte der Papst weiter. Die früheren Päpste hätten den „Vorfahren“ der heutigen Augustiner-Barfüßer gebeten, immer für die Evangelisierung zur Verfügung zu stehen, erinnerte er dann. Auf diese Weise hätten sie die apostolische Dimension angenommen, „die im Gründervater sehr präsent war“.
Schließlich ging der Papst auf die Bedeutung des „Barfüßers“ ein:
„Es gibt eine liturgische Hymne, die am Fest des heiligen Johannes des Täufers verwendet wird. Da heißt es, dass die Menschen mit ihren Seelen barfuß zur Taufe gegangen sind: Ihr seid barfuß, nicht nur, weil ihr keine Schuhe tragt - ich sehe aber, dass ihr alle Schuhe anhabt! Mindestens einer aber nicht.... – nein, es geht darum, dass die Seele barfuß sein soll, das ist das Charisma, das ist es. Das ist ein dem Evangelium entsprechendes Bedürfnis, das der Geist uns zu bestimmten Zeiten auf dem Weg der Kirche stärker fühlen lässt. Und wir müssen immer aufmerksam und fügsam gegenüber der Stimme des Heiligen Geistes sein: Er ist der Protagonist, er ist derjenige, der die Kirche wachsen lässt! Nicht wir, er, der Heilige Geist, ist der Wind, der weht und die Kirche voranbringt, mit dieser großen Kraft der Evangelisierung.“
Dieses Jahr habe der Orden das Gelübde der Demut betonen wollen, fuhr der Papst fort.
„Demut ist etwas, das man nicht in die Hand nehmen kann, sie ist nicht greifbar: Entweder ist sie da oder eben nicht... Sie ist ein Geschenk. Ich erinnere mich an einen sehr eitlen Ordensmann, sehr eitel - das ist allgemein bekannt – der noch am Leben ist. Seine Vorgesetzten sagten ihm immer: ,Aber du musst demütiger sein, demütiger....'. Und am Ende sagte er: ,Ich werde 30 Tage lang Übungen machen, damit der Herr mir die Gnade der Demut gibt.' Und als er zurückkam, sagte er: ,Gott sei Dank. Ich war so eitel, so eitel, aber nach den Exerzitien habe ich all meine Leidenschaften überwunden!' Er hatte die Demut gefunden. Demut ist etwas, das von alleine kommt. Gott sei Dank - sie kommt, doch man kann das nicht messen.“
Mit dem lebendigen Christus vorangehen
Zum Schluss warnte der Papst seine Gäste davor, sich nur in ihrer eigenen Blase zu bewegen:
„Nein, es darf nicht diese Selbstbezüglichkeit einer lebendigen Gemeinschaft sein, sondern eine Gemeinschaft, die mit dem lebendigen Christus vorangehen will, das ist es, was ihr wollt! Es ist nicht selbstbezüglich, sondern der Wunsch, in Christus, dem lebendigen Christus, voranzugehen.“
Die Augustiner-Discalceaten (Ordenskürzel OAD) sind eine Ordensgemeinschaft, die nach der Augustinusregel lebt und damit zur augustinischen Ordensfamilie gehört. Im Jahre 2003 zählte der Orden 242 Mitglieder; davon waren 89 Priester, die 30 Pfarreien versorgten.
(vatican news)
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