Papst an Jugendliche: Dem eigenen Weg folgen
Bernadette Weimer und Christine Seuss - Vatikanstadt
Zunächst richtete Fulgence Razakarivony, Präsident der Nationalen Kommission für Jugendpastoral und Bischof von Ihosy, ein Grußwort an den Papst. Er betonte, dass die Jugend mehr als 60 Prozent der madagassischen Bevölkerung ausmache, aber kein leichtes Leben habe. Sie sei „voller Begeisterung und Vitalität auf der Suche nach einer besseren Zukunft“. Gleichzeitig stünde sie vor immensen sozialen, kulturellen und religiösen Herausforderungen. Der Besuch des Papstes schenke ihr Hoffnung, denn „diese jungen Leute lassen sich nicht entmutigen“, unterstrich der Bischof.
Tanz, Musik und Zeugnisse
Aufgelockert wurde das Programm durch bunte tänzerische Darstellungen, die jungen Menschen bewegten sich bei einbrechender Abenddämmerung mit sichtlichem Spaß im Rhythmus der mitreißenden Musik. Doch es gab auch ernste Zwischentöne: Zwei junge Menschen legten Zeugnisse ab, in denen sie die Lebensrealität des Landes beschrieben. Der 27-jährige Rova Sitraka erzählte von seinem ehrenamtlichen Einsatz für Gefängnisinsassen, um dessen willen er auch von seiner Familie Unverständnis erfahren habe. Er sei durch die Arbeit jedoch zutiefst geprägt worden. Er habe sein Herz geöffnet und verstanden, dass auch Gefangene „Menschen sind wie du und ich, dass sie nicht immer schlechte Menschen sein müssen“.
Die 21-jährige Vavy Elyssa Sitraka hingegen erzählte von ihrer Familie, die es aufgrund der Abstammung aus zwei verschiedenen Ethnien nicht immer leicht hatte. „Die Liebe meiner Eltern und ihr gegenseitiger Respekt hat uns aber immer alle Schwierigkeiten überwinden lassen“, erzählte die junge Frau, die berichtete, dass ihre Eltern der Kirche fern stünden. Obwohl sie gar nicht sagen könnte, welcher Religion ihre Eltern eigentlich angehörten, da sie sie „nie beten sah“, hätten diese den Wunsch der christlichen Tante nach einer Taufe für sie und ihre Geschwister unterstützt. In der Pfarrei hätten sie und ihre Schwester sich dann einer franziskanisch orientierten Gruppe angeschlossen, erzählte Vavy Elyssa von ihrem Glaubensweg. Sie wolle Ärztin werden, um anderen zu helfen, doch sie wisse nicht, ob ihre Familie das dafür nötige Geld aufbringen könnte, ließ sie auch die alltäglichen Schwierigkeiten nicht aus, denen sich die jungen Menschen gegenüber sehen.
Auf der Suche nach Glück
In seiner Ansprache bezog sich der Papst wie gewohnt auf die Zeugnisse der jungen Erwachsenen. Jeder Jugendliche sei auf der Suche „nach diesem Glück, für das wir geschaffen wurde“, das einem niemand nehmen könne. An Rova Sitraka gerichtet analysierte der Papst: „In deinem Herzen hattest du seit langer Zeit den Wunsch, die Gefangenen zu besuchen. Du hast angefangen, einem Priester bei seiner Aufgabe zu helfen, und nach und nach hast du dich immer mehr eingebracht, bis es zu deiner persönlichen Mission geworden ist.“
Dieses Auf-der-Suche-sein helfe, die Welt um uns herum mehr nach dem Evangelium zu gestalten. Sitraka habe gelernt, die Menschen nicht mit Adjektiven zu versehen, sondern die Geschichten zu erkennen, die sich hinter jedem Gesicht verbergen - genau wie es der Herr mit uns mache. „Dir ist bewusst geworden, dass viele Menschen, die im Gefängnis sitzen, nicht schlecht sind, sondern schlechte Entscheidungen getroffen haben. Sie haben den falschen Weg eingeschlagen, und sie wissen es, aber jetzt wollen sie neu beginnen“, so der Papst weiter.
Jugend ist die Zukunft Madagaskars und der Kirche
Es bestehe immer die Gefahr, einer Illusion nachzulaufen oder angesichts beschränkter Möglichkeiten zu resignieren. Doch der Herr sei der Erste, der darauf hinweise: Das ist nicht der richtige Weg! „Er lebt und er will, dass auch du lebendig bist, indem du alle deine Gaben und Charismen teilst, dein Suchen und deine Fähigkeiten“, forderte Franziskus die Jugendlichen auf.
Der Papst betonte in besonderer Weise, dass die Jugend die Zukunft Madagaskars und der Kirche sei. „Der Herr ist der Erste, der Vertrauen in euch setzt und auch euch einlädt, euch selbst zu vertrauen und euren Kompetenzen und Fähigkeiten, die zahlreich sind.“ Gleichzeitig hob er mit Blick auf das Zeugnis von Vavy Elyssa hervor, dass der Herr niemanden „alleine an die Front“ schicke. „Wir brauchen die anderen, um die Liebe und das Vertrauen, die der Herr uns gibt, zu leben und zu teilen. Die persönliche Begegnung mit Jesus ist unersetzlich, nicht allein, sondern in der Gemeinschaft“, unterstrich der Papst: „So können wir lernen, die Wege zu entdecken und zu unterscheiden, die der Herr uns einlädt zu gehen, den Horizonten entgegen, die er euch auftut. Niemals sich isolieren oder alles allein machen wollen! Es ist eine der schlimmsten Versuchungen, die wir haben können.“
Niemand könne uns sagen, dass wir nicht wichtig seien oder nicht benötigt würden, unterstrich der Papst, bevor er die Jugendlichen bat, diesen Grundsatz selbst laut zu wiederholen. Die Jungfrau Maria sei nicht nur die Schutzherrin Madagaskars, sondern auch die Mutter eines jeden Einzelnen, fuhr Franziskus fort, der eingestand, „immer beeindruckt“ gewesen zu sein von der „Kraft des Ja der jungen Maria“, ohne Zögern oder Angst vor Risiken. Jenes Mädchen sei heute die Mutter, die über ihre Kinder wache, die „oftmals ermüdet und bedürftig durch das Leben gehen, aber den Wunsch haben, dass das Licht der Hoffnung nicht erlischt“. Das wünsche auch er sich für das madagassische Volk und seine Jugend: „dass das Licht der Hoffnung nie erlischt.“
Zum Schluss der Begegnung sprach Papst Franziskus auf Französisch ein Weihegebet, mit dem er die Jugendlichen Madagaskars der Jungfrau Maria anvertraute.
Am Nachmittag hatte der Papst bereits die madagassischen Bischöfe in der Kathedrale von Andohalo getroffen. Dort betete er auch am Grab der ersten Seligen Madagaskars, Victoire Rasoamanarivo. Am Sonntag feiert der Papst auf dem selben Gelände der Vigil eine große Freiluftmesse, zu der mehrere hunderttausend Besucher erwartet werden.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.