Papst: Konsumismus ist Virus, der Glauben an der Wurzel befällt
Mario Galgano - Vatikanstadt
Es wurde viel gesungen, geklatscht und geschrien – als Zeichen des Dankes und Lobpreisung. Eine Messe im „Zairischen Messritus“ wirkt für einen Europäer, der den lateinischen oder auch den byzantinischen Ritus kennt, sehr bunt und fröhlich. Und diese Freude passte in zweierlei Hinsicht an diesem Sonntag. Einerseits wurde damit der 1. Adventssonntag feierlich begangen und anderseits konnte die kongolesische Gemeinde in Rom ihr rundes Jubiläum feiern. Seit 25 Jahren gibt es in der Ewigen Stadt die Gemeinde. Der Papst ging auf die beiden „Feiergründe“ ein:
„Liebe Brüder und Schwestern, ihr seid von weither gekommen. Ihr habt euer Zuhause, lieb gewordene Menschen und Dinge hinter euch gelassen. Als ihr hierhergekommen seid, haben euch nicht nur Gastfreundschaft, sondern auch Probleme und Überraschungen erwartet. Aber für Gott seid ihr immer willkommene Gäste. Für Ihn sind wir nie Fremde, sondern stets Kinder, die sehnsüchtig erwartet werden. Und die Kirche ist das Haus Gottes: Hier fühlt man sich immer zu Hause.“
Auf den Herrn warten
Ausgehend von Sonntagsevangelium (Mt 24, 37-44) ging der Papst darauf ein, was es bedeutet, auf den Herrn zu warten. In der Stelle im Evangelium nach Matthäus gehe es darum, dass Jesus uns davor warne, „nicht so zu handeln wie in den ,Tagen des Noach´.“ Als sich nämlich „etwas Neues und Überwältigendes anbahnte“, habe sich niemand darum gekümmert, „weil jeder nur ans Essen und ans Trinken dachte“, so der Papst. Jeder habe sein Leben „nur auf seine eigenen Bedürfnisse reduziert“ und dann prangerte Franziskus diese Einstellung an, die auch in der heutigen Zeit gelte:
„Der Konsumismus ist ein Virus, der den Glauben an der Wurzel befällt: er lässt uns nämlich glauben, dass das Leben nur von dem abhängt, was man hat, und so vergisst man Gott, der uns entgegen kommt – und auch die Menschen in unserer Nähe. Der Herr kommt, aber du folgst lieber dem Appetit, der dich übermannt; dein Bruder klopft an deine Tür, aber er stört dich, weil er deine Pläne durcheinander bringt. Wenn Jesus im Evangelium auf die Gefahren für den Glauben hinweist, dann meint er nicht die mächtigen Feinde, Feindseligkeiten und Verfolgungen.“
Die eigentliche Gefahr, was das Herz betäubt
Das alles habe es schon immer gegeben und es werde auch weiter geben, so der Papst. Die eigentliche Gefahr bestehe in der Betäubung des Herzen, erläuterte er und präzisierte: „Es ist die Abhängigkeit vom Konsum; zuzulassen, dass das Herz von anderen Dingen beschwert, von unseren Gelüsten abgelenkt wird.“
Das sei das Drama von heute: Häuser voller Gegenständen, aber leer von Kindern. Franziskus bezeichnete dies als „demografischen Winter“, unter dem die heutige Gesellschaft leide. Aus all dem wolle uns Jesus wachrütteln. Und er tue dies mit einem Verb: „Seid wachsam“, sagte der Papst. Und da kommt der 1. Adventssonntag ins Spiel mit der ersten Kerze, die leuchtet: Gottes Licht werde „selbst die dunkelste Finsternis erhellen“, erläuterte Franziskus.
Es war eine Messe, die an die gesamte kongolesische Gemeinschaft Roms und Italiens gerichtet war und nach dem Ritus von Zaire – wie früher die heutige Demokratische Republik Kongo hieß - gefeiert wurde. Der „Zairische Messritus“, der von den kongolesischen Bischöfen seit 1969 stark gewünscht und von der Kongregation für den Gottesdienst am 30. April 1988 genehmigt wurde, ist eine Anpassung des römischen Ritus und das Ergebnis eines langen Inkulturationsprozesses der Liturgie. Die Grundstruktur ist dem römischen Ritus gleiche; deutliche Unterschiede gibt es in der Ausgestaltung und Ausführung der einzelnen Elemente. Besonders geschätzt werden die afrikanische mündliche Stiltradition, die aktive Teilnahme an der Versammlung mit Tänzen und Liedern, die von traditionellen Instrumenten begleitet werden und die Anrufung der „rechtschaffenen Vorfahren“, die in Gemeinschaft mit Gott sind.
(vatican news)
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