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Papst Franziskus bei der Generalaudienz in der Bibliothek des apostolischen Palasts Papst Franziskus bei der Generalaudienz in der Bibliothek des apostolischen Palasts 

Papst: Jeder Mensch dürstet nach Wahrheit und Gutem

Premiere im Vatikan: Papst Franziskus hat diesen Mittwoch erstmals seine Generalaudienz in der Bibliothek des Apostolischen Palasts gehalten. Dabei setzte er seine Katechesereihe zu den Seligpreisungen fort. Als Vorsichtsmaßnahme aufgrund des Coronavirus waren außer Franziskus lediglich einige Übersetzer anwesend.

Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt

Die Generalaudienz wurde wie üblich per Video und im Livestream übertragen. Zu sehen war jedoch nicht wie bislang die vatikanische Audienzhalle, sondern der Papst in der Bibliothek des Apostolischen Palasts - so wie auch zuletzt bereits beim Angelusgebet am Sonntag. Sonst lief alles wie immer ab. Franziskus ging dieses Mal auf die vierte Seligpreisung ein: „Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.“ (Mt 5, 6)

„was ist damit gemeint, nach Gerechtigkeit hungern und dürsten? Sicher geht es hier nicht um Rache“

„Doch was ist damit gemeint, nach Gerechtigkeit hungern und dürsten? Sicher geht es hier nicht um Rache, im Gegenteil, in der vorigen Seligpreisung haben wir über Sanftmut gesprochen. Zweifellos verletzt Ungerechtigkeit die Menschheit, die menschliche Gesellschaft braucht Gerechtigkeit, Wahrheit und soziales Recht – denken wir etwa an das Schlechte, das Frauen und Männern widerfährt und zum Herzen Gottes schreit… Gott ist gekommen, um sein Volk zu befreien. Der Herr spricht aber von einem Hunger und Durst, die das berechtigte Bedürfnis nach menschlicher Gerechtigkeit übersteigen und nach der Gerechtigkeit verlangen, die von Gott kommt. Es ist eine tiefe Sehnsucht am Grund unseres Seins, die jeder in seinem Herzen trägt.“

Zum Nachhören

Der Papst führte aus, dass es Jesus schon in der Bergpredigt um eine Gerechtigkeit gehe, die menschliches Rechtsverständnis und persönliche Perfektion übersteige. Nach dieser höheren Gerechtigkeit streben laut Franziskus letztlich auch alle Menschen. Auch wenn dies nicht immer offensichtlich sei, gebe es in jedem den Drang zum Guten:

„selbst in der korruptesten und vom Guten am weitesten entfernten Person, ist die Sehnsucht nach dem Licht verborgen“

„In jedem Herzen, selbst in der korruptesten und vom Guten am weitesten entfernten Person, ist die Sehnsucht nach dem Licht verborgen, auch wenn dieser Wunsch unter Fehlern und Irrtümern verschüttet ist. Aber die Sehnsucht nach der Wahrheit und dem Guten ist immer da - es ist der Durst nach Gott, den der Heilige Geist hervorruft. … Daher ist die Kirche gesandt, allen das Wort Gottes zu verkünden. Denn die Botschaft Jesu Christi ist die größte Gerechtigkeit, die der Menschheit angeboten werden kann, die das Evangelium lebensnotwendig braucht, selbst ohne es sich bewusst zu sein.“

Was wirklich zählt...

Franziskus empfahl daher bei seiner Generalaudienz ausgehend von der vierten Seligpreisung allen, in sich zu gehen, und sich auf das zu besinnen, was wirklich zählt:

„Jeder Mensch ist gerufen neu zu entdecken, was er wirklich braucht, was ihm hilft, gut zu leben, und gleichzeitig auch zu erspüren, was hingegen nebensächlich und verzichtbar ist. Jesus verkündet in dieser Seligpreisung - hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit – dass es einen Durst gibt, der gestillt werden wird. Es ist ein Durst der, wen ihm nachgegeben wird, immer gestillt wird und immer ein gutes Ende nehmen wird. Denn dieser Durst entspricht dem Herzen Gottes, seinem Heiligen Geist, der die Liebe ist und dem Samen, den er in unsere Herzen gesät hat. Möge der Herr uns diese Gnade schenken: Nach Gerechtigkeit zu dürsten, wirklich den Wunsch, sie zu finden zu verspüren, Gott zu schauen und anderen Gutes zu tun.“

(vatican news – sst)

 

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11. März 2020, 13:02