Franziskus: „Zeit, unsere soziale Liebe zu stärken”
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
„Die Krise, die wir wegen der Pandemie erleben, betrifft alle; wir können besser aus ihr herauskommen, wenn wir alle zusammen das Gemeinwohl suchen”, erklärte der Papst bei seiner Katechese über Liebe und Gemeinwohl, der sechsten zum Themenkreis der Corona-Krise. Franziskus will dazu Anfang Oktober auch ein eigenes Lehrschreiben veröffentlichten.
Bei der Suche nach Lösungen auf die Krise registrierte der Papst „das Aufkommen parteiischer Interessen”, etwa mit Blick auf einen Corona-Impfstoff, und Gleichgültigkeit für das Leiden anderer. Die christliche Antwort auf die Pandemie und die damit verbundene Krise gründe sich auf die Liebe, und zwar in einem umfassenden, sozialen Sinn. „Liebe beschränkt sich nicht auf Beziehungen zwischen zwei oder drei Menschen, oder zwischen Freunden oder Familie. Sie umfasst die bürgerlichen und politischen Beziehungen einschließlich der Beziehung zur Natur”, verdeutlichte der Papst unter Verweis auf seine Sozialenzyklika Laudato Si.
Franziskus warnte vor der individuellen wie gemeinschaftlichen Versuchung, sich inmitten der Bedrohung einzukapseln und allein das eigene Wohl, die eigene Gesundheit im Blick zu haben. Egoismus, egal ob „von Menschen, Unternehmen oder Nationen“, könne vielleicht aus der Coronavirus-Pandemie heraushelfen, „aber sicherlich nicht aus der menschlichen und sozialen Krise, die das Virus hervorgehoben und akzentuiert hat“. Nachhaltig helfe nur der Blick auf das Wohl aller. „Gesundheit ist nicht nur ein individuelles, sondern auch ein öffentliches Gut”, verdeutlichte der Papst: „Eine gesunde Gesellschaft ist eine Gesellschaft, die sich um die Gesundheit aller kümmert.”
Deshalb müsse man einem gewissermaßen blinden Virus mit einer ebenso blinden Liebe begegnen. Eine solche Liebe ohne „Barrieren, Grenzen und Unterscheidungen” könne „soziale Strukturen hervorbringen, die uns ermutigen, zu teilen statt zu konkurrieren, die es uns ermöglichen, die Schwächsten einzubeziehen und sie nicht zu verwerfen, und die uns helfen, das Beste unserer menschlichen Natur zum Ausdruck zu bringen und nicht das Schlechteste.”
Franziskus rief an dieser Stelle zu einer gerechten Politik auf. Zwar habe Politik einen schlechten Ruf, Christen dürften sich aber nicht damit abfinden, sondern vielmehr selbst aktiv werden, und zwar „indem wir mit Fakten zeigen, dass es möglich und sogar ein Muss ist, eine gute Politik zu betreiben, die den Menschen und das Gemeinwohl in den Mittelpunkt stellt.” Es sei „an der Zeit, unsere soziale Liebe zu stärken”.
Audienz im Damasushof
So wie bereits vergangene Woche fand die Generalaudienz an diesem Mittwoch im Damasushof im Vatikan statt. Über den repräsentativen Innenhof des Apostolischen Palastes führen Treppen zum Staatssekretariat wie auch zum päpstlichen Appartment, das Franziskus allerdings nicht nutzt. Die Verlegung der Generalaudienz vom Petersplatz auf den weitaus kleineren Damasushof war aus Seuchenschutzgründen erfolgt.
(vatican news)
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