Papst Franziskus: Traum von Martin Luther King weiter aktuell
Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt
Papst Franziskus hat den schwarzen Bürgerrechtler in einem am Montagabend (deutsche Zeit) veröffentlichten Grußwort gewürdigt und den US-Amerikanern anlässlich des „Martin Luther King Day“ am 18. Januar seinen Segen gesendet. In der heutigen Zeit gebe es immer mehr soziale Ungerechtigkeit, Spaltungen und Konflikte, die den Einsatz für das Gemeinwohl behinderten, schreibt der Papst auf Englisch an Kings Tochter, Bernice. „Dr. Kings Traum von Harmonie und Gleichberechtigung für alle Menschen, angestrebt mit friedlichen, gewaltfreien Mitteln, bleibt daher zeitlos aktuell.“
Friedensstifter sein
Mit einem Zitat aus seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ ruft Franziskus in dem kurzen Brief an Bernice King zu Dialog und Frieden auf: „Ein jeder von uns ist aufgerufen, Friedensstifter zu sein, der einigend wirkt und nicht trennt, der den Hass auslöscht und ihn nicht aufrechterhält, indem er Wege des Dialoges öffnet und keine neuen Mauern errichtet.“ Auf diese Weise werde es den Menschen möglich sein, sich nicht als „andere“ sondern als „Nachbarn“ zu sehen und als „Kinder des allmächtigen Gottes“. Der Papst ruft schließlich alle auf, sich täglich für eine Gesellschaft einzusetzen, die auf Gerechtigkeit und „geschwisterlicher Liebe“ fußt.
Papst Franziskus und Bernice King
Papst Franziskus hatte Bernice King im März 2018 im Vatikan empfangen. Im Sommer 2020 lobte sie Papst Franziskus für die mahnenden Worte, die er zu Unruhen in den USA sprach, die durch Gewalt gegen Schwarze aufkamen. Der argentinische Papst und Martin Luther King seien beide gegen Gewalt und Rassismus und hätten daher denselben Traum, sagte Bernice damals im Interview mit Radio Vatikan.
US-Bischöfe: Hass und Spaltung wie Martin Luther King mit Liebe überwinden
Die katholischen Bischöfe der USA haben anlässlich des Martin Luther King Tags am Montag ebenfalls zu Gewaltlosigkeit aufgerufen. Gerade auch mit Blick auf die bevorstehende Amtseinführung des neuen Präsidenten Joseph Biden diesen Mittwoch (20. Januar) und den Sturm auf das Kapitol zu Beginn des Monats, mahnen die Bischöfe.
„Allen, die an weitere Gewalt denken, sage ich als Christ, ihr seid irre geleitet von einer Stimme, die nicht die Gottes ist“, erklärte Erzbischof Paul S. Coakley, Präsident der Kommission für innere Gerechtigkeit und menschliche Entwicklung der US-Bischofskonferenz (USCCB). Erzbischof Coakley kritisierte auch ausdrücklich die Nutzung christlicher Symbole beim Sturm auf das Kapitol und mahnte Besinnung an: „Wenn ihr all das unterstützt habt oder weitere Aktionen in dieser Woche plant, fragt euch: Ist das, was ich will, Frucht des Heiligen Geistes? Sind meine Vorhaben Ausdruck der Liebe zu Anderen, auch jener, die ich als Feinde betrachte? Wird mein Handeln Frieden bringen?“
Auch der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Jose Horacio Gomez, nutze den Martin Luther King Day, um die Botschaft der Gewaltlosigkeit des Bürgerrechtlers, der vor mehr als 50 Jahren ermordet wurde, in Erinnerung zu rufen: „Die Gewalt des vergangenen Sommers ist beim Kapitol erneut ausgebrochen und all das zeigt uns, dass unser Land zu wütend geworden ist, vergiftet und gespalten“, schreibt Erzbischof Gomez. Er betont daher: „Wir stehen vor der gleichen Wahl, wie damals Reverend King und die Bürgerrechtsbewegung. Auch für uns stellt sich die Frage: Wie können wir Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft bekämpfen, welche Mittel wählen wir dazu?“ Die Spirale der Gewalt müsse unterbrochen werden und die Liebe zu den Mitmenschen stattdessen wieder zum Leitmotiv werden, so der Erzbischof von Los Angeles. „Im Geiste von King müssen wir den Kräften des Hasses und der Ignoranz mit der Kraft der Liebe begegnen”, so der Appell des Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz.
Der Martin Luther King Tag wird jährlich am dritten Montag im Januar begangen. Er wurde unter Präsident Ronald Reagan als gesetzlicher Feiertag eingeführt und ist einer der bedeutendsten nationalen Feiertage der USA. Er erinnert an das Leben Martin Luther Kings (1929-1968) und an dessen Einsatz für die Rechte der Afroamerikaner.
(vatican news – sst)
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