Papst an Biden: „Frieden und Versöhnung in USA und Welt fördern“
Kraft aus besten Werten schöpfen
Für sein „hohes Amt“ als 46. Präsident der Vereinigten Staaten erbitte er für Biden „Weisheit und Stärke “, heißt es in Franziskus’ etwa halbseitigem Glückwunschschreiben. „Möge das amerikanische Volk unter Ihrer Führung weiterhin Kraft aus den erhabenen politischen, ethischen und religiösen Werten schöpfen, die die Nation seit ihrer Gründung inspiriert haben“, nimmt der lateinamerikanische Papst darin auf die Geschichte der Vereinigten Staaten Bezug.
Gerechtigkeit und Einheit
Angesichts der „schweren Krisen“ brauche die Menschheit „weitsichtige und gemeinsame“ Antworten, betont Franziskus. Er bete darum, dass sich der neue US-Präsident um den Aufbau einer Gesellschaft bemühen werde, die „von echter Gerechtigkeit und Freiheit geprägt“ sei, macht er deutlich. Auch gelte es die Rechte und die Würde eines jeden Menschen zu achten, „insbesondere der Armen, der Schwachen und derer, die keine Stimme haben“, erinnert Franziskus.
Auch bitte er darum, Joe Biden möge „Verständnis, Versöhnung und Frieden innerhalb der Vereinigten Staaten und unter den Nationen der Welt“ fördern, „um das universelle Gemeinwohl voranzubringen“, so Franziskus weiter.
Covid-Gedenken vor Amtseinführung
Die Amtseinführung von Joe Biden in Washington begann am Mittwochmittag Ortszeit (ab früher Abend MEZ) unter massiven Sicherheitsvorkehrungen. Aufgrund der Corona-Pandemie und des jüngsten Angriffs von Trump-Anhängern auf das Kapitol am 6. Januar war ein kleiner Rahmen angesetzt. Der abgewählte US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt fernzubleiben.
Zum Auftakt der Zeremonie lud der designierte US-Präsident die Kongress-Führer von Demokraten und Republikanern ein, mit ihm am Morgen in der katholischen Washingtoner St.-Matthew-Kathedrale einen Gottesdienst zu feiern. Es handelte sich um die Hauskirche des Erzbischofs von Washington, Wilton Gregory. Der erste schwarze Kardinal in der US-Geschichte hatte am Vorabend der Biden-Amtseinführung eine Gedenkfeier für die bisher 400.000 US-amerikanischen Opfer der Covid-19-Pandemie vor dem Lincoln-Memorial geleitet. Bei dieser Gelegenheit hatte Biden betont, dass für Heilung die gemeinsame Erinnerung wesentlich sei.
US-Bischöfe gratulieren
Auch die US-Bischöfe gratulierten dem neuen Präsidenten in einer Erklärung, die kurz vor seiner Eidesleistung veröffentlicht wurde. Erzbischof José Gomez, der die Bischofskonferenz leitet, sicherte Biden den Willen zur Zusammenarbeit zu. Zugleich warnte er vor Positionen, „die moralische Übel fördern und das Leben und die Würde des Menschen in Gefahr bringen“. Kardinal Blase Cupitch von Chicago distanzierte sich später in einem Tweet von der Erklärung; sie sei unüberlegt und vielen Bischöfen erst sehr spät zugegangen. Biden ist nach John F. Kennedy erst der zweite katholische Präsident der Vereinigten Staaten.
Neue Akzente?
In der neuen Regierung könnten nach einer Analyse des Bernardin Center der Catholic Theological Union in Chicago so viele Katholiken sitzen wie nie zuvor. Unter anderem sollen demnach die Ressorts Verteidigung, Arbeit, Gesundheit, Entwicklungshilfe und Klima unter Biden mit KatholikInnen besetzt werden. Der Demokrat Biden hatte Mitte November gegenüber Franziskus in einem Telefonat signalisiert, er wolle in den Bereichen soziale Gerechtigkeit, Flüchtlingshilfe und Klimaschutz mit der Kirche zusammenarbeiten; Papst Franziskus hatte ihn angerufen. Kurz vor der Vereidigung des neuen US-Präsidenten signalisierten die US-Bischöfe ihre Zusammenarbeit mit der Regierung bei kontroversen Themen.
Bei der Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident vor vier Jahren hatte sich Papst Franziskus abwartend geäußert. In einem Interview, das zeitgleich zu der Zeremonie im Januar 2017 stattfand, hatte er gesagt, Trump solle an seinen Taten gemessen werden statt an seinen Worten. Ein vatikanisches Glückwunschschreiben an den damaligen Präsidenten hob unter anderem die Notwendigkeit eines Einsatzes für Menschen am Rande und für Frieden und Eintracht hervor.
(vatican news/diverse – pr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.