Papst: Auch in Demokratien gibt es Menschenrechtsverletzungen
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
„Beten wir für jene, die im Einsatz für fundamentale Rechte in Diktaturen, autoritären Regimen und in Krisenzeiten sogar in Demokratien ihr Leben riskieren, damit sie erleben dürfen, dass ihr Opfer und ihre Arbeit reiche Früchte tragen“, lautet der Appell des Papstes.
Der Vatikan veröffentlichte das „Video vom Papst“ diesen Dienstagabend. Darin stellt Franziskus in knapp 1,30 Minuten sein Gebetsanliegen für diesen Monat im Video vor. Und der Papst macht klar: Beim Thema Menschenrechte gibt es noch viel zu tun.
„Stellt euch vor: die grundlegenden Menschenrechte sind oft nicht für alle gleich. Es gibt Menschen erster Klasse, Menschen zweiter Klasse, Menschen dritter Klasse und Menschen, die als Ausschussware angesehen werden. Nein. Sie müssen für alle gleich sein. Und mancherorts kann die Verteidigung der Menschenwürde bedeuten, ins Gefängnis zu gehen, sogar ohne Gerichtsverfahren. Oder es kann Verleumdung bedeuten“, führt Franziskus aus.
Länder und Orte nennt der Papst dazu nicht, das Video ist diesbezüglich allgemein gehalten. Was die Menschenrechte ausmacht, das benennt Franziskus aber noch einmal ganz deutlich, und er ruft zugleich alle auf, sich aktiv für diese unveräußerlichen Rechte aller einzusetzen:
„Die Verteidigung der grundlegenden Menschenrechte erfordert Mut und Entschlossenheit. Ich meine den aktiven Widerstand gegen Armut, Ungleichheit, Mangel an Arbeit, Land, Wohnraum, Verweigerung der sozialen Rechte und der Arbeitsrechte. “
Grundrechte - und ihre Verletzungen
Weiter habe auch jeder Mensch ein Recht auf seine ganzheitliche Entwicklung, betont Papst Franziskus: „Dieses Grundrecht kann von keinem Land verweigert werden. “ Das Video verweist hierzu etwa auf das Grundrecht der Bildung, indem ein Schulheft eingeblendet wird oder auf das Recht zur Nahrung durch eine eingeblendete Reisschüssel. Auch auf das Recht zur Gesundheitsversorgung für alle Menschen, das gerade angesichts der Pandemie in den Fokus rückt, spielt das Video an: Es zeigt eine Person, die eine Spritze bekommt.
Die Bilder des Papst-Videos für den Monat April zeigen jedoch nicht nur stellvertretend einige der Grundrechte, sondern auch den Bruch mit diesen Rechten: Etwa durch Kinderarbeit oder Menschen hinter Zäunen und Gittern, als Anspielung auf alle, die ohne Gerichtsverfahren inhaftiert sind.
Das Video mit dem Gebetsanliegen des Papstes für die Menschenrechte wurde mit Unterstützung der Ständigen Beobachtermission des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen gedreht. Die Kommission wurde von Papst Paul VI. im Jahr 1964 eingerichtet und ist Teil der diplomatischen Arbeit des Heiligen Stuhls. Am Video vom Papst für April mit dem Gebetsanliegen für die Menschenrechte war auch die AVSI Foundation, eine gemeinnützige Organisation, die Entwicklungs- und humanitäre Hilfsprojekte in 33 Ländern durchführt, beteiligt.
Hintergrund
Das Video mit den Gebetsanliegen des Papstes ist ein Projekt des „Weltweiten Gebetsnetzwerks des Papstes“. Dabei geht Franziskus jeden Monat in kurzen Videos auf eine der Herausforderungen ein, vor denen die Menschheit und die Kirche unserer Zeit stehen. Dem Netzwerk gehören laut eigenen Angaben mehr als 22 Millionen Katholiken in 89 Ländern an. Gegründet wurde es 1844 unter dem Namen „Gebetsapostolat“. Im Dezember 2020 hat der Papst dieses Päpstliche Werk als vatikanische Stiftung gegründet und seine neuen Statuten genehmigt. Internationaler Direktor ist der Jesuit Pater Frédéric Fornos.
(vatican news – sst)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.