Papst bei Generalaudienz: „Eine Kirchenreform ohne Gebet gibt es nicht“
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Wenn der Teufel die Kirche bekämpfen wolle, dann tue er das, indem er versuche, ihre Quelle versiegen zu lassen, sie am Beten zu hindern, gab der Papst zu bedenken und erläuterte dies an folgendem konkreten Beispiel:
„Wir sehen das zum Beispiel bei gewissen Gruppen, die sich darauf einigen, kirchliche Reformen voranzubringen, Änderungen im Leben der Kirche und aller Organisationen; die Medien informieren alle darüber. Aber das Gebet ist nicht zu sehen - da wird nicht gebetet. Wir müssen dies und jenes ändern, wir müssen diese Entscheidung treffen, die ein bisschen heikel ist, aber der Vorschlag ist interessant. Er ist interessant - nur mit Debatte, nur mit den Medien. Aber wo ist denn da das Gebet? Das Gebet ist es doch, das die Tür zum Heiligen Geist öffnet, er bringt uns voran.“
Die meisten von uns hätten das Beten von ihren Eltern und Großeltern gelernt. Sie hätten uns geholfen, die Welt und unser Leben im Licht des Evangeliums zu sehen, beschrieb Franziskus die erste Glaubenserfahrung, die viele von uns machen. Doch der Glaube sei nichts Statisches, er wachse mit uns, ja, oft erkenne man erst nach durchlittenen Krisen, wie wertvoll ein über die Jahre persönlich erworbener Gebetsschatz sei.
„Man kann gar nicht wachsen ohne Momente der Krise, denn die Krise ist es, die dich wachsen lässt,“ so Franziskus weiter. „In die Krise zu geraten, ist nötig, um zu wachsen. Der Atem des Glaubens ist das Gebet: Wir wachsen im Glauben je mehr wir lernen, zu beten. Bestimmte Lebenserfahrungen lassen uns erkennen, dass wir es ohne den Glauben nicht geschafft hätten, ja, dass das Gebet unsere Stärke war.“
Alles Wesentliche in der Kirche käme aus dem Gebet, stellte der Papst fest und erinnerte daran, wie das Mönchtum die Entstehung der europäischen Zivilisation, aber auch andere Kulturen, aus der Kraft des Gebets maßgeblich geprägt habe. Beten und Arbeiten in Gemeinschaft sei das, was die Welt voranbringe, erklärte Franziskus und gab zu bedenken:
„Im Lukasevangelium stellt Jesus eine dramatische Frage, die uns immer wieder nachdenklich stimmt: Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden? Oder wird er nur Organisationen finden? Eine Gruppe von Glaubensunternehmern - alle gut organisiert, die auch Wohltätigkeit machen, viele Dinge... Oder wird er Glauben finden? Wird der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?“
Und daraus ergebe sich auch folgende Frage, die wir Christen uns stellen müssten:
„Bete ich? Beten wir? Wie bete ich? Wie die Papageien, oder mit dem Herzen? Wie bete ich? Bete ich in der Sicherheit, in der Kirche zu sein, und bete ich mit der Kirche, oder bete ich ein bisschen meinen Ideen entsprechend, und drehe ich es so, dass meine Ideen Gebet werden? Das ist ein heidnisches, kein christliches Gebet. Ich wiederhole: Wir können den Schluss ziehen, dass die Lampe des Glaubens immer auf Erden brennen wird, solange es das Öl des Gebets gibt.“
Zu beten und zum Beten zu erziehen, die „Lampe des Glaubens mit dem Öl des Gebets“ von Generation zu Generation weiterzugeben, beschrieb der Papst die wesentliche Aufgabe der Kirche und stellte abschließend fest:
„Ohne den Glauben bricht alles zusammen; und ohne das Gebet erlischt der Glaube. Glaube und Gebet, zusammen. Es gibt keinen anderen Weg. Daher ist die Kirche, Ort und Schule der Gemeinschaft, auch der Ort und die Schule des Glaubens und des Gebets.“
(vaticannews – skr)
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