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Papst Franziskus bei der Generalaudienz Papst Franziskus bei der Generalaudienz 

Papst Franziskus: Mündliches Gebet nicht geringschätzen

Das mündliche Gebet ist der sicherste Weg, Gott die Fragen vorzulegen, die er hören möchte. Das betonte Franziskus bei seiner Generalaudienz an diesem Mittwoch, bei der er seine Katechesereihe zum Gebet fortführte.

Zwar hatte der Papst am Sonntag sein Mittagsgebet wieder vom Fenster des Apostolischen Palastes aus gesprochen, doch die Generalaudienz fand aufgrund der nach wie vor andauernden Pandemiesituation im Inneren der Bibliothek und ohne zugereiste Gäste statt. An diesem Mittwoch war der Papst bereits bei seiner 30. Katechese über das Gebet angekommen, dieses Mal sprach er über das „mündliche Gebet“, die „sicherste Art“, mit Gott in Dialog zu treten.

Hier der Beitrag zur Generalaudienz mit Papst Franziskus zum Nachhören

„Das Gebet ist ein Dialog mit Gott; und jedes Geschöpf führt in einem gewissen Sinne einen Dialog mit Gott“, führte Franziskus in seine Überlegungen ein. Im Menschen werde „das Gebet zum Wort“, ja, „zur Anrufung, zum Gesang, zur Poesie“, betonte der Papst: „Das göttliche Wort ist Fleisch geworden, und im Fleisch eines jeden Menschen kehrt das Wort im Gebet zu Gott zurück.“

„Das göttliche Wort ist Fleisch geworden, und im Fleisch eines jeden Menschen kehrt das Wort im Gebet zu Gott zurüc“

Worte würden aus Gefühlen geboren, aber es gebe auch den umgekehrten Weg, nämlich den, „dass Worte Gefühle formen“, gab Franziskus zu bedenken. Die Bibel lehre den Menschen, dass alles durch das Wort ans Licht kommt, ohne zensiert zu werden. Schmerz sei nämlich vor allem dann gefährlich, wenn er zugedeckt, in uns verschlossen bleibe. Alles, was zu unserer menschlichen Realität gehört, auch die negativsten Aspekte, sei in der Heiligen Schrift enthalten, so der Papst.

Aus diesem Grund lehre uns die Heilige Schrift, „auch mit manchmal kühnen Worten zu beten“: „Die biblischen Autoren wollen uns nicht über den Menschen täuschen: Sie wissen, dass es in seinem Herzen auch unerquickliche Gefühle gibt, sogar Hass. Keiner von uns wird als Heiliger geboren, und wenn diese bösen Gefühle an die Tür unseres Herzens klopfen, müssen wir fähig sein, sie mit Gebet und mit Gottes Worten zu entschärfen.“

Das erste menschliche Gebet sei zunächst „ein mündliches Aufsagen“, erinnerte Franziskus. Denn obwohl wir alle wüssten, dass Beten nicht bedeute, „Worte zu wiederholen“ – Franziskus spricht in diesem Zusammenhang gerne von Papageien-Christen – sei das mündliche Gebet dennoch „das sicherste“ und „kann immer praktiziert werden“:

„Das mündliche Gebet gehört unverzichtbar zum christlichen Leben“

„Gefühle hingegen, so edel sie auch sein mögen, sind immer ungewiss: Sie kommen und gehen, sie verlassen uns und kommen wieder. Nicht nur das, auch die Gnaden des Gebets sind unvorhersehbar: Manchmal gibt es Trost im Übermaß, aber an den dunkelsten Tagen scheint er völlig zu verdunsten“, gab der Papst zu bedenken. Das „Gebet von den Lippen“, vor sich hin geflüstert oder im Chor rezitiert“, sei stattdessen „immer verfügbar und ebenso notwendig wie die Handarbeit“, so der Papst mit Blick auf den Katechismus, wo es heißt: „Das mündliche Gebet gehört unverzichtbar zum christlichen Leben. Christus lehrt die Jünger, die sich vom stillen Gebet ihres Meisters angezogen fühlen, ein Gebet sprechen: das Vaterunser.“ (Nr. 2701).

Ältere Menschen seien in ihrer Demut und mit ihrem treuen Gebet, das ihnen oft flüsternd von den Lippen komme, ein Vorbild, betonte Franziskus. Auch die Beständigkeit des russischen Pilgers, dem ein Gebetsspruch so ins Blut übergeht, dass er „zu einem Teil seines Atems“ wird – der Papst bezieht sich hier auf die „Aufrichtigen Erzählungen eines russischen Pilgers“ eines unbekannten Verfassers – sei ein Beispiel für jeden Gläubigen.

„Deshalb dürfen wir das mündliche Gebet nicht geringschätzen“, unterstrich Franziskus abschließend. „Die Worte, die wir aussprechen, nehmen uns bei der Hand; manchmal stellen sie den Geschmack wieder her, sie wecken sogar das schläfrigste Herz; sie erwecken Gefühle wieder, an die wir die Erinnerung verloren hatten. Und vor allem sind sie die Einzigen, die auf sichere Art und Weise die Fragen an Gott richten, die er hören will. Jesus hat uns nicht im Nebel gelassen. Er sagte uns: „So sollt ihr beten!“ Und er lehrte das Gebet des Vaterunsers (vgl. Mt 6,9).

(vatican news - cs)
 

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21. April 2021, 10:20

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