Der Wortlaut zum Angelus
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Das Evangelium dieses Sonntags (Joh 6,60-69) zeigt uns die Reaktion der Menge und der Jünger auf die Rede Jesu nach dem Brotwunder. Jesus forderte sie auf, dieses Zeichen zu deuten und an ihn zu glauben, der das wahre Brot ist, das vom Himmel herabgekommen ist, das Brot des Lebens; und er offenbarte ihnen, dass das Brot, das er geben wird, sein Fleisch und Blut ist. Diese Worte klingen in den Ohren des Volkes so hart und unverständlich, dass sich von diesem Moment an viele seiner Jünger abwenden, das heißt, sie hören auf, dem Meister zu folgen (V. 60.66). Dann fragt Jesus die Zwölf: „Wollt auch ihr gehen?“ (V. 67). (V. 67), und Petrus bestätigt im Namen der ganzen Gruppe die Entscheidung, bei ihm zu bleiben: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens, und wir haben erkannt und geglaubt, dass du der Heilige Gottes bist“ (Joh 6,68-69).
Gehen wir kurz einmal auf die Haltung derer ein, die sich zurückziehen und umkehren und beschließen, Jesus nicht mehr zu folgen. Was ist die Ursache für diesen Unglauben? Was ist der Grund für diese Ablehnung?
Die Worte Jesu lösen einen großen Skandal aus: Er sagt, dass Gott beschlossen hat, sich in der Schwäche des menschlichen Fleisches zu offenbaren und das Heil zu wirken. Die Menschwerdung Gottes ist der Grund für den Skandal und ein Hindernis für diese Menschen - aber oft auch für uns. In der Tat bekräftigt Jesus, dass das wahre Brot des Heils, das das ewige Leben vermittelt, sein eigenes Fleisch ist; dass man, um in die Gemeinschaft mit Gott einzutreten, vor der Einhaltung von Gesetzen oder der Erfüllung religiöser Vorschriften eine reale und konkrete Beziehung zu ihm haben muss. Das bedeutet, dass wir Gott nicht in Träumen und Bildern von Größe und Macht suchen dürfen, sondern ihn in der Menschlichkeit Jesu und folglich in der Menschlichkeit der Brüder und Schwestern, denen wir auf der Straße des Lebens begegnen, erkennen müssen. Gott ist Fleisch und Blut geworden: Er hat sich erniedrigt, um Mensch wie wir zu werden, er hat sich so weit erniedrigt, dass er unser Leiden und unsere Sünde auf sich genommen hat, und er bittet uns, ihn deshalb nicht außerhalb des Lebens und der Geschichte zu suchen, sondern in unserer Beziehung zu Christus und unseren Brüdern und Schwestern.
Auch heute noch kann die Offenbarung Gottes in der Menschlichkeit Jesu einen Skandal auslösen und ist nicht leicht zu akzeptieren. Es ist das, was der heilige Paulus die „Torheit“ des Evangeliums nennt angesichts derer, die nach Wundern oder weltlicher Weisheit suchen (vgl. 1 Kor 1,18-25). Und dieser „Skandal“ wird durch das Sakrament der Eucharistie gut dargestellt: Welchen Sinn kann es in den Augen der Welt haben, vor einem Stück Brot zu knien? Warum in aller Welt sollte man sich von diesem Brot nähren?
Angesichts der gewaltigen Zeichens Jesu, der mit fünf Broten und zwei Fischen Tausende von Menschen speist, jubeln ihm alle zu und wollen ihn im Triumph davontragen. Aber wenn er selbst erklärt, dass diese Geste ein Zeichen seines Opfers ist, d.h. der Hingabe seines Lebens, seines Fleisches und Blutes, und dass diejenigen, die ihm nachfolgen wollen, ihm gleichförmig werden müssen, in seiner für Gott und für die anderen angenommenen Menschlichkeit, dann zählt dieser Jesus auf einmal nicht mehr. Liebe Brüder und Schwestern, lasst uns nicht überrascht sein, wenn Jesus Christus uns in eine Krise stürzt, in eine Entscheidung drängt. Vielmehr sollten wir uns Sorgen machen, wenn er uns nicht in eine Krise stürzt, weil wir seine Botschaft vielleicht verwässert haben! Bitten wir also um die Gnade, dass wir uns von seinen „Worten des ewigen Lebens“ herausfordern und bekehren lassen. Die heilige Jungfrau Maria, die ihren Sohn Jesus leibhaftig geboren und sich mit seinem Opfer verbunden hat, helfe uns, unseren Glauben stets mit unserem konkreten Leben zu bezeugen.
Übersetzung von Pfr. Werner Demmel.
(vatican news)
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