COP26-Papstappell beim Sender BBC: Schnelles Handeln nötig
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
„Die politischen Entscheider, die am COP26 in Glasgow teilnehmen, sind dringend gerufen, wirksame Lösungen für die Umweltkrise zu finden, die wir durchleben. So können sie auch für künftige Generationen konkrete Hoffnungszeichen setzen. Doch auch wir alle - und es tut gut, dies zu wiederholen - wir alle, wer immer wir sind und wo immer wir leben -, wir alle können eine Rolle dabei spielen, die gemeinsame Antwort auf diese nie dagewesene Bedrohung des Klimawandels und den Verfall unseres gemeinsamen Hauses zu beeinflussen."
Papst Franziskus verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Ergebnisse einer Konferenz, die Anfang Oktober Vertreter verschiedener Religionen und Wissenschaftler im Vatikan versammelt hatte. Zum Abschluss wurde ein gemeinsamer Klimaappell veröffentlicht.
Ein Wissenschaftler sagte damals beim Vatikan-Klimatreffen am 4. Oktober übrigens etwas, das Papst Franziskus nach eigener Aussage nicht mehr aus dem Sinn ging:
„Getroffen hat mich die Aussage eines Forschers, der sagte: , Meine Nichte, die gerade erst geboren wurde, wird innerhalb der nächsten 50 Jahre in einer Welt leben müssen, die unbewohnbar geworden ist, wenn die Dinge so bleiben.'" Daher nutzte Papst Franziskus seine BBC-Rede für einen flammenden Appell an alle:
„Das dürfen wir nicht zulassen! Der Einsatz jedes einzelnen für den so dringend nötigen Kurswechsel ist elementar. Dieser Einsatz muss auch dem Glauben und der Spiritualität entspringen. Im gemeinsamen Klima-Appell haben wir dazu aufgerufen, eine ,Kultur der Sorge für unser gemeinsames Haus und auch für uns selbst zu fördern und dazu, zu versuchen, die Samen aller Konflikte auszureißen: Gier, Gleichgültigkeit, Ignoranz, Angst, Ungerechtigkeit, Unsicherheit und Gewalt“.
Krisen können wir nur gemeinsam lösen
Dass die Lösung der Klimaprobleme eine Herkulesaufgabe ist, ist auch Papst Franziskus klar. Angesichts dieser - und vieler weiterer Krisen, etwa der Covid-19-Pandemie, gelte es aber keinesfalls zu verzagen. Solidarität ist die Lösung - diese Losung gab Papst Franziskus an diesem Freitag erneut aus:
„Die wichtigste Lektion, die all diese Krisen uns erteilen ist, dass ein gemeinsamer Aufbau nötig ist, damit es keine Grenzen, Barrieren oder politischen Mauern gibt, hinter denen man sich verstecken kann. Und wir wissen doch: Aus einer Krise kommt man nicht alleine wieder heraus."
Deutlich klingt hier die Leitlinie des Papstschreibens „Fratelli tutti" über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft an, das Franziskus im Oktober 2020 veröffentlichte - mitten in der Pandemie. Auch ein weiteres Schreiben von Papst Franziskus ist Basis seiner diesen Freitag in der BBC ausgestrahlten Cop-26 Botschaft: Seine Sozialenzyklika „Laudato si“ aus dem Jahr 2015: dem Jahr, in dem die Pariser-Klimakonferenz stattfand. Schon damals hatte der Papst eindringlich einen globalen Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit in Produktions- und Lebensweisen angemahnt.
Wenn wir nicht aufpassen, fliegt uns alles um die Ohren
Die verschiedenen aktuellen Krisen, die die Welt erschüttern, sind laut Franziskus übrigens miteinander verbunden. Und: Sie haben das Potential, die Gesellschaften zu spalten - wenn sie nicht gemeinsam angegangen werden, mahnt der Papst:
„Wir haben gemerkt, dass wir verletzlich sind und viele Ängste haben. Das zeigt uns diese ,Krisen-Serie`: Gesundheitskrise, Umweltkrise, Ernährungskrise, Wirtschaftskrise, Gesellschaftskrise, humanitäre Krisen, ethische Krisen. All diese Krisen kreuzen sich, sie sind eng miteinander verknüpft und kündigen ein ,perfektes Gewitter` an, das in der Lage ist die Bindungen zu zerstören, die unsere Gesellschaft, die sich im Innersten des wertvollen Geschenks der Schöpfung befindet, zusammenhalten."
Schon im September hatte Papst Franziskus übrigens in einem erstmals gemeinsamen Appell mit dem orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I. und dem anglikanischen Primas Justin Welby mehr Einsatz für den Klimaschutz gefordert. Das bisherige Handeln habe zum Verlust der Biodiversität, Umweltverschmutzung und zum Klimawandel geführt, kritisierten die Kirchenführer. Jeder Einzelne müsse daher - unabhängig von Glaube und Weltanschauung - auf den „Aufschrei der Erde und der Armen“ hören, das eigene Tun überdenken und sinnvolle Opfer für die gottgegebene Erde bringen.
Die Cop 26-Konferenz
Die 26. Konferenz der Mitgliedsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention findet vom 31. Oktober bis zum 12. November in Glasgow statt. Als Vatikanvertreter wird Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin entsandt.
(vatican news)
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