Der Papst und das Plastik: Ein paar Gedanken zum Umweltschutz
Christine Seuss und Amedeo Lomonaco - Vatikanstadt
Der Verschmutzung durch Plastik soll Einhalt geboten werden. Deshalb tritt an diesem Freitag, 14. Januar, in Italien ein Gesetz in Kraft, das die Verwendung von Einwegplastik verbietet. In Deutschland beispielsweise gilt ein ähnliches Gesetz bereits seit Juli 2021, während ab diesem Jahr auch leichte Einkaufstragetaschen aus Plastik verboten sind.
Italien setzt also ab diesem Freitag die entsprechende Europäische SUP-Richtline von 2019 um. Damit sind Teller, Besteck, Gläser, Wattestäbchen, Strohhalme und Luftballonhalter aus Plastik ab sofort verboten. Aber auch Einkaufstüten, Lebensmittel- und Getränkebehälter, Deckel und Verschlüsse, neben vielen anderen Produkten aus Kunststoff. Das Verbot gilt in Italien allerdings nicht für waschbare Einwegplastikprodukte, die wiederverwendbar sind. Bei Nichteinhaltung drohen Geldstrafen von 2.500 Euro bis 25.000 Euro.
Tonnen von Kunststoff…
Europa produziert jedes Jahr etwa 58 Millionen Tonnen Kunststoff, hauptsächlich für Verpackungen (40 Prozent). Aber auch für Konsumgüter und Haushaltsgegenstände (22 Prozent). Weitere Bereiche sind das Baugewerbe (20 Prozent), Autos und Lastkraftwagen (neun Prozent) und elektrische Geräte (sechs Prozent). Ein weiterer Bereich ist die Landwirtschaft (drei Prozent). Recycelt werden nur 30 Prozent der Kunststoffabfälle, ein biologisch nicht abbaubares und extrem langlebiges Material. Plastik verseucht die Wälder, gelangt ins Meer und zerfällt in winzige Partikel, die auch in die Nahrungskette gelangen und somit auf unseren Tellern landen.
Verantwortung für die Umwelt
Während seines Pontifikats hat der Papst wiederholt auf die Umweltschäden hingewiesen, die unter anderem durch Plastik verursacht werden. In der Enzyklika Laudato si' (211) betont Franziskus, dass die „Erziehung zur Umweltverantwortung“ „verschiedene Verhaltensweisen“ fördern könne, „die einen unmittelbaren und bedeutenden Einfluss auf den Umweltschutz haben, wie die Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung der Abfälle, nur so viel zu kochen, wie man vernünftigerweise essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam zu behandeln, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen oder ein Fahrzeug mit mehreren Personen zu teilen, Bäume zu pflanzen, unnötige Lampen auszuschalten. All das gehört zu einer großherzigen und würdigen Kreativität, die das Beste des Menschen an den Tag legt.“
Den Lebensstil überdenken
Der Klimanotstand bedroht Natur und Leben ernsthaft. Darauf weist Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung am 1. September 2019 hin: „Das Schmelzen der Gletscher, die Wasserknappheit, die Vernachlässigung der Wasserreservoire und das beträchtliche Auftreten von Plastik und Mikroplastik in den Ozeanen sind ebenso besorgniserregende Tatsachen, welche die Dringlichkeit eines nicht weiter aufzuschiebenden Einschreitens bekräftigen.“ Die Menschen hätten „eine klimatische Notlage geschaffen, welche die Natur und das Leben, auch unser eigenes, stark bedroht“, warnt Franziskus bei dieser Gelegenheit. Der Papst fordert uns also auf, „über unsere Lebensstile nachzudenken und darüber, wie unsere täglichen Entscheidungen, was Speisen, Konsum, Fahrten, Wasser- und Energieverbrauch sowie die Nutzung von vielen materiellen Gütern betrifft, oft unbesonnen und schädlich“ seien. „Entscheiden wir uns zur Veränderung, zur Annahme von einfacheren und respektvolleren Lebensstilen!“, so der Appell des Kirchenoberhauptes.
Plastikfischen – eine wertvolle Initiative
Am 18. Januar 2020 empfing der Papst eine Gruppe von Fischern aus San Benedetto del Tronto in der Adria-Region Marken und lobte dabei eine Initiative namens „Plastikfischen", bei der Fischer und Verbände in Absprache mit den Behörden den Meeresboden von Müll säubern. „Diese Initiative ist sehr wichtig“, würdigte Franziskus damals, „sowohl wegen der großen Menge an Abfällen, insbesondere Kunststoffen, die Sie zurückgeholt haben, als auch - und ich würde sagen, vor allem - weil sie ein Modell werden kann und bereits ist, das in anderen Gebieten Italiens und im Ausland wiederholt werden kann. Die ehrenamtliche Aktion ,Fishing for Plastic‘ ist ein Beispiel dafür, wie die lokale Zivilgesellschaft einen Beitrag zur Bewältigung von Problemen von globaler Bedeutung leisten kann und muss, ohne die Verantwortung der Institutionen zu schmälern – sondern sie im Gegenteil gar fördert.“
Das Meer ist kein Mülleimer
Auch im Gespräch mit Kindern redet Franziskus gern über die Verantwortung für die Umwelt. Am 8. Juni 2019 kam ein „Zug der Kinder“ im Vatikan an. Mehr als 400 Jungen und Mädchen aus Genua, Neapel und Sardinien trafen den Papst an diesem Tag im Damasushof, und dabei gab er kindgerechte Denkanstöße zum Thema Umwelt und Schöpfungsverantwortung.
Unter anderem fragte Franziskus bei dem lockeren Gespräch: „Wenn ihr eine Limonade oder eine Cola in einer Plastikflasche habt und sie austrinkt, was macht ihr dann mit der Flasche?“ „Ich werfe sie in den Mülleimer“, antwortete ein Kind. „Aber es gibt Leute“, warf Franziskus ein, „die sie ins Meer schmeißen. Was macht das Plastik im Meer?“ Die Kinder antworten im Chor: „Es verschmutzt“. „Es verschmutzt, es verschmutzt!“, pflichtet ihnen der Papst bei. Doch manchmal fräßen Fische sogar das Plastik und stürben daran, erinnerte er. „Und diese Geste, Plastik ins Meer zu werfen“, so fragte der Papst weiter, „ist das nun eine verantwortungsvolle Geste oder nicht?“ Es versteht sich von selbst, dass die Antwort der Kinder in einem kategorischen und weit hörbaren „Nein“ bestand – und doch sieht man immer wieder Menschen, die auf der Straße oder am Strand achtlos Plastikmüll auf die Straße werfen und somit zur Verschmutzung beitragen.
Eine wichtige Rolle, das hat Papst Franziskus mit diesem Treffen wieder unterstrichen, kommt dabei den jungen Generationen zu – denn sie sind es, die auch ihre Eltern auf deren falsche Verhaltensweisen hinweisen können, und sie sind die Eltern von morgen.
Nur das verwenden, was biologisch abbaubar ist
Es gibt verschiedene Dinge, die wir im Alltag tun können, um die Umwelt zu schützen. Papst Franziskus erinnerte in der am 17. Dezember 2015 von CNN ausgestrahlten Fernsehsendung mit den „Scholas Occurrentes“ an einige gute Praktiken. „Zum Beispiel“, so der Papst bei dieser Gelegenheit, „können wir immer biologisch abbaubares Material verwenden. Ihr wisst, dass eine Plastiktüte, die nicht biologisch abbaubar ist, über Jahrhunderte hinweg bestehen bleibt und die Umwelt schädigt. Wir alle können biologisch abbaubare Dinge benutzen“.
Die Zukunft unseres gemeinsamen Hauses hängt auch von kleinen Schritten im täglichen Leben ab. Verordnungen und Richtlinien können den Weg weisen und Verbote aussprechen. Aber es sind die täglichen Entscheidungen und eine nachhaltige Lebensweise, die die größten Verbündeten der Schöpfung sind. Nur auf diese Weise können wir wirklich eine authentische Erziehung zur Umweltverantwortung erzielen.
(vatican news)
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