Papst beim Angelus: „Das wahre Glück liegt im Teilen“
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Zu Beginn der Fastenzeit berichtet das Lukasevangelium von der Versuchung Jesu in der Wüste.
„Die Wüste symbolisiert den Kampf gegen die Verlockungen des Bösen, den Ort, an dem man lernt, die wahre Freiheit zu wählen,“ leitete der Papst seine Auslegung des Tagesevangeliums zum ersten Sonntag der Fastenzeit ein. „Jesus macht die Erfahrung der Wüste nämlich kurz vor Beginn seines öffentlichen Wirkens. Und gerade durch diesen geistigen Kampf zeigt er, welche Art Messias er sein will.“
Das versklavte Herz...
Der Teufel habe Jesus vorgeschlagen, seine Position auszunutzen, um seine materiellen Bedürfnisse zu befriedigen, seine Macht zu vergrößern und ein Zeichen von Gott zu erhalten, erklärte Franziskus:
„Es ist, als würde der Teufel sagen: Wenn du der Sohn Gottes bist, dann nütze es aus! - im Klartext: Denk an deinen Vorteil! …Es ist ein verlockendes Angebot, aber eines, das das Herz versklavt: Es macht uns besessen von dem Wunsch, immer mehr zu haben, reduziert alles auf den Besitz von Dingen, Macht und Ruhm. Denn genau darin liegt die Versuchung: in dem "Gift der Leidenschaften", in dem das Böse Wurzeln schlägt. Wenn wir in uns hineinsehen, werden wir erkennen, dass unsere Versuchungen immer diesem Schema folgen, dieser Art und Weise, zu handeln.“
Die wahre Freiheit liegt in der Freude am Dienen
Die Fastenzeit sei die Zeit, in der wir uns darin üben müssten, den Versuchungen unserer Welt zu widerstehen. Das Wort Gottes sage uns nämlich, dass man sich keine Vorteile verschaffen dürfe und nicht nach Privilegien streben solle.
„Das wahre Glück und die wahre Freiheit liegen nicht im Besitzen, sondern im Teilen; nicht im Benutzen der anderen, sondern in der Liebe zu ihnen; nicht im Hunger nach Macht, sondern in der Freude am Dienen.“
Mit sich selbst ins Reine kommen
Auch wir müssten uns also unserer eigenen Wüste, den Versuchungen stellen und dürften unser selbstsüchtiges Tun nicht mit vermeintlich guten Absichten entschuldigen. Nur so könnten wir den Weg der Umkehr gehen und Gott in unser Leben hineinlassen, riet Franziskus und führte einige der gängigen Ausreden an, mit denen man sich oft selbst belügt.
„"Ich habe undurchsichtige Geschäfte gemacht, aber ich habe den Armen geholfen"; "Ich habe meine Position ausgenutzt – als Politiker, als Regierender, als Priester, als Bischof –, aber auch zum Guten"; "Ich habe meinen Instinkten nachgegeben, aber ohne jemandem zu schaden", immer Rechtfertigungen, eine nach der anderen. Bitte, keinen Kompromiss mit dem Bösen! Wir dürfen uns nicht auf einen Dialog mit der Versuchung einlassen; wir dürfen nicht in jenen "Gewissensschlaf" verfallen, der uns sagen lässt: „Das ist doch nicht schlimm, das machen doch alle!“.
Die Gefahr des „schlafenden Gewissens“...
Franziskus warnt immer wieder vor den „schlafenden Christen“, wie er es nennt; davor also, ein träges Herz zu haben, das die Not des Nächsten nicht erkennt und sich von oberflächlichen Dingen ablenken lässt.
„Möge diese Fastenzeit auch für uns eine Zeit der Wüste sein. Nehmen wir uns Zeit für die Stille und das Gebet: Momente, in denen wir innehalten und auf das hören können, was unser Herz bewegt. Kommen wir mit uns ins Reine, indem wir im Gebet vor das Wort Gottes treten, damit in uns ein heilsamer Kampf gegen das uns versklavende Böse, ein Kampf für die Freiheit stattfinden kann“, so der Wunsch des Papstes am ersten Fastensonntag 2022.
(vaticannews – skr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.